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2. November 2018 | Aus Protest „100 Franken lieber absitzen“

Thurgauer Wirtin geht (fast) freiwillig ins Gefängnis

Busswilen/Thurgau (gro) Eine Thurgauer Wirtin will 100 Franken Busse wegen einer so genannten Lärmstörung lieber im Gefängnis absitzen als zahlen. Es ist nicht Sparsamkeit oder Geldnot, die sie dazu treibt, sondern Empörung. Früher seien die Leute, wie sie Redakteur Olaf Kühne von der „Thurgauer Zeitung“ sagte, „zu mir gekommen“, wenn sie sich gestört fühlten. Heute verstecke man sich anonym hinter der Polizei. Bernadette Ackermann, die 51-jährige Dorfwirtin der „Sonne“ im Dörfchen Busswilen bei Sirnach bekommt nun lebhaften Zuspruch von Stammgästen und aus der weiteren Umgebung.

Die Polizei kam zweimal

Es war ein lauer Sommerabend als die Wirtin mit Gästen in der Gartenlaube ihres Restaurants den Geburtstag ihres Lebenspartners feierte, heisst es in dem Bericht. Mit Musik habe man nur bis 22 Uhr gefeiert. Trotzdem sei eine halbe Stunde später die Polizei vorbeigefahren und habe mitgeteilt, dass sich ein Anwohner „über den Lärm“ beschwert habe. Die meisten Gäste seien dann ins Innere der „Sonne“ gezogen, brerichtete Bernadette Ackermann der „Thurgauer Zeitung“ weiter. Nur ein kleines Grüppchen sei noch in der Gartenlaube geblieben - und man sei auch leise geblieben. Trotzdem kam die Polizei nochmals, kurz vor Mitternacht. Der Anwohner habe sich erneut beschwert. Nun setzte es eine Strafanzeige wegen Ruhestörung.

Einspruchsfrist verpasst

Dann flatterte im September die Strafanzeige der Staatsanwaltschaft herein. Zu den 100 Franken müssen nun noch 100 Franken für Bearbeitungsgebühren gezahlt werden. Die zehntägige Einspruchsfrist verpasste Bernadette Ackermann. Sie habe im September „930 Essen an fünf Tagen“ gehabt, erzählt sie dem Berichterstatter der Zeitung. Da habe sie „weiss Gott besseres zu tun, als mich um sowas zu kümmern“. Als sie dann doch noch bei der Staatsanwalt vorsprach, erhielt sie die Auskunft, dass sie wenigstens die Hälfte, die 100 Franken Busse, nicht aber die Gebühren, im Gefängnis absitzen kann.

Anrufe aus der ganzen Schweiz

Bernadette Ackermanns Entscheidung, 24 Stunden im Gefägnis zu verbringen, hat weit über Busswilen hinaus die Runde gemacht. Inzwischen bekomme sie Anrufe aus der ganzen Schweiz, von Bekannten, Journalisten, sogar ein ehemaliger Koch und ein Gefängnisaufseher hätten mit ihr telefoniert. Und ein Stammtischler habe gewitzelt und zu ihr gesagt: „Du kannst dann ja in der Gefängnisküche ein wenig mithelfen.“




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