Panzer aus Tägerwilen
Konstanz/Tägerwilen (gro) Sie sind nach einem gefährlichen Raubfisch des weltgrössten Flusssystems benannt: Die wendigen Panzer des Typs Piranha. Doch sie entstehen nicht im brasilianischen Regenwald am Amazonas, sondern am Bodensee, in der unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt Konstanz: in Tägerwilen. Dort steht jetzt die neue Produktionshalle der Mowag, des wichtigsten Arbeitgebers im Thurgau. Ob US-Präsident Donald Trump weiss, dass der Thurgauer Rüstungsbetrieb seit über 15 Jahren zu General Dynamics, einem US-amerikanischen Rüstungskonzern gehört? Dass also die USA Panzerfahrzeuge am grössten zentraleuropäischen Trinkwasserspeicher namens Bodensee herstellen lassen? Wohl kaum. Wahrscheinlich eh „Peanats“ für das blond geföhnte Wuschelköpfchen.
Vielleicht weit höhere Strafzölle?
Angesichts DT´s Ankündigung, deutsche Autos mit Strafzöllen zu belegen, weil sie angeblich die nationale Sicherheit der USA gefährden, sollte sich der Tägerwiler Gemeinderat ernsthaft überlegen, die Piranha-Produktion mit weit höheren Sonderabgaben dieser Art zu beschweren. Die Piranhas gehen zwar auch nach Dänemark, Rumänien und in afrikanische Krisengebiete. Aber so, wie sich Trump gebärdet, ist bald kein Land mehr vor den gepanzerten Piranhas sicher.
Piranhas für die Stadtverwaltung!
Auch wenn die Piranhas vor allem Verteidigungsaufgaben übernehmen sollen: Solche Panzer könnten unter Umständen auch am Bodensee nötig werden. Der chronisch unterbeschäftigte Konstanzer Gemeinderat hat nun, angesichts der neuesten Entwicklung am Tägermoos, die moralische Pflicht, sich zu überlegen, ob er der Stadtverwaltung nicht nahelegen sollte, den einen oder anderen Piranha, mit dem es sich ja auch treffend schiessen lässt, anzuschaffen. Noch gehört ein grosser Teil der Gemarkung Tägerwilen zum Eigentum der Stadt Konstanz. Doch Vorsicht: Im Ernstfall wird ein Donald Trump sein Schwänzchen bestenfalls gegenüber einem echten Schweizer Radpanzer einziehen, bevor er einem deutschen Leoparden nachgibt.
Hallo Herr Gropper,
Der Absatz “Piranhas für die Stadtverwaltung” erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht ganz. Dass es sich um Ironie oder Satire handelt, scheint schon deutlich auf, aber ich habe es jetzt schon mit einigen Interpretationen versucht, die aber allesamt entweder konsistent oder nicht lustig sind.
1. Das Eigentum der Stadt Konstanz im Tägermoos muss mit “Piranhas” verteidigt werden (gegen Trump, gegen die Schweizer??)
2. Als “Miteigentümer” des Produktionsstandorts Tägerwilen müsste es doch sowas wie ein rabattbewehrtes Sonderangebot für den Erwerb des Produkts geben.
3. Der Konstanzer Gemeinderat ist zu allem fähig, auch zur Anschaffung einiger Panzer. Darauf könnte man schon kommen, angesichts des mehrfachen “Durchwinkens” der Geldverbrennung im Forum am Seerhein, aber so richtig witzig ist das auch nicht, zumal auch das Kriegswaffenkontrollgesetz dagegen steht.
Ich wäre Ihnen dankbar für eine, wie ernst auch immer gemeinte, Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Teichmann
Die Kreuzlinger Mowag (anfänglich “Seitz”) war langezeit als Hersteller von zivilen Motorfahrzeugen, wie Krankenwagen, Feuerwehr- und Postfahrzeugen, sowie spezieller Fahrzeugtypen bekannt. Schon vor über einem halben Jahrhundert tüftelte und baute man zudem Elektrofahrzeuge kleinerer Art. Wann der erste Piranhas der heute amerikanisch inspirierten Rüstungsfirma mit Elektromotor auf den Mark gelangt, ist unbekannt. Aber vielleicht gelten für kriegstaugliche Fahrzeuge andere Diesel-Abgaswerte. Die Deutsche Umwelthilfe hätte in dem Fall - im Gegensatz bei unseren Großstadtstraßen -, wohl schlechtere Karten. Oder sie stellt sich mindestens mit reinweissen Fahnen inmitten des Kampfgetümmels auf. Ãœbrigens haben der brasilianische Regenwald und das feuchte Tägermoos ähnliche Probleme: An beiden Orten ist aus unterschiedlicher Begehrlichkeit der Landverbrauch derzeit enorm. Leider.
@Bruno Neidhart - die ersten Piranhas wurden von der Mowag in den 70er Jahren gebaut. Und als es einmal Probleme mit der Waffenausfuhr gab - als die Mowag die Piranhas an Pinochets Chile liefern wollte - hat die Mowag kurzerhand Lizenzen nach Chile vergeben… Die Mowag ist übrigens nicht nur “amerikanisch inspiriert” - sie gehört den Amerikanern. @Erich Gropper: Die Mowag ist (noch nicht) der grösste industrielle Arbeitgeber im Thurgau - das ist bisher die Stadler Rail in Bussnang. Der grösste Arbeitgeber überhaupt ist der Kanton (Spitäler, Schulen etc)
Hallo Herr Teichmann, gruezi Herr Neidhart,
lustig ist da nichts. Eine Menge aber ist einfach
blödsinnig. Blödsinnig ist, dass der Trump
deutsche Autos mit Strafzöllen belegen will, auch
wenn die nämlichen Kutschen in den
USA produziert werden.
Da muss es einfach - lustig - möglich sein, sich mit
US-Piranhas gegen allfällige US-Übergriffe zur
Wehr zu setzen. Vielleicht geht dann unserm
Wuschikopf doch noch das Lichtlein auf, das ihm
sagt: Wer in der Schweiz produziert, kann den Standort
seiner Produktionsmittel auf womöglich fremdem, ja
sogar irgendwie staatsfremdem Eigentum
wiederfinden.
Offen gesagt muss ich gestehen, dass ich dieses Geschehen und
auch mich selber, wenn ich darüber nachdenke, nicht mehr verstehe. Es ist zu irrsinnig, zu entsetzlich, was da passiert. Und tatsächlich nur eine einzige Schande angesichts der Katastrophen, die sich tagtäglich im Nahen und Mittleren Osten und in anderen Kriegsgebieten ereignen.
Nun, Frau Schiesser, dass die Kreuzlinger, jetzt auch Tägerwiler Firma zu einem amerikanischen Rüstungskonzern gehört (General Dynamics), hat bereits (gro) erwähnt. Ich nehme an, dass die Firma immerhin nach Schweizer Recht operiert, somit auch der Schweizer Rüstungskontrolle unterliegt. Das gilt u.a. sicher auch für den Rüstungskonzern Rheinmetall aus Düsseldorf, der in Helvetien besonders Munition jeglichen Kalibers herstellt. Die neutrale Schweiz ist in Sachen Kriegsmaterialherstellung bekanntlich ein ziemlich hochgerüstetes, exporttüchtiges Land. Und die grosse RUAG ist - neben zivilen Angeboten - als AG mit ihrem breiten Rüstungssektor sogar ganz in eidgenössischer Hand. Schafft Arbeitsplätze - sagt man dazu.
Ja, Herr Neidhart, im Hinblick auf Waffenhandel bleiben sich Deutschland und die Schweiz gegenseitig nichts schuldig - und in beiden Ländern wird mit Arbeitsplätzen argumentiert und dem allseits gern genommenen (deshalkb nicht weniger dummen) Spruch “wenn wir’s nicht täten…” Die Ruag ist 1998 aus den (ursprünglich für Wartungs- und Lieferarbeiten für die Schweizer Armee gegründeten) staatlichen Rüstungsfirmen Munitionsfabriken Thun und Altdorf, der Waffenfabrik Bern, der Konstruktionswerkstätte in Thun, dem Flugzeugwerk in Emmen, sowie den Pulverfabriken Wimmis und Aubonne sowie weiteren dem Militärdepartement unterstellten Betrieben entstanden, die unter ein gemeinsames Dach kamen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wwurden - einziger Aktionär: die Eidgenossenschaft. Ich nehme an, dass Sie ganz genau wissen, dass Firmen, die in einem bestimmten Land ihren Sitz haben, sich auch an dessen Gesetze halten müssen - das tut ja in Deutschland auch Krauss-Maffei, der Rüstungskonzern, der seit 2016 den Chinesen gehört.