Dornröschen » Blog Archive » Himmlische Laserschau statt Böller und Raketenzauber?
Leserkommentare
 
Sponsoren
4. Juni 2019 | Noch einmal darf geballert werden

Himmlische Laserschau statt Böller und Raketenzauber?

Konstanz (gro) Das alte Seenachtfest ist angezählt, nur noch einmal soll geballert werden dürfen. Der Nachthimmel soll ab 2020 zum Höhepunkt des Festes durch eine grossmächtige Laserschau mit dem Aufbau eines musikuntermalten Lichtdoms und nicht mehr durch pulvergetriebene Leuchtspurgeschosse und donnernd platzende, farbige Bomben erhellt und verzaubert werden. In diese Richtung gehen Überlegungen und erste Planungen für ein ganz neues Lichtspektakel überm Konstanzer Trichter.

80.000 Euro sind immer für ein Spektakel gut

Rund 80.000 Euro kostet ein Feuerwerk, wie es allein auf deutscher Seite alljährlich beim Seenachtfest in den nächtlichen Sommerhimmel geschossen wird. Vogelfreunde haben ein solches Spektakel schon immer kritisiert, und seit allgemein bekannt geworden ist, welche (Un-)Mengen Feinstaub dabei in die (Atem-)Luft gelangen, haben herkömmliche Feuerwerke einen nachhaltigen Image-Schaden hinnehmen müssen. Dies mag dazu beigetrage haben, dass vergangenes Jahr nur noch 35.000 Festgäste zum nächtlichen Höhepunkt anreisten, während es normalerweise mindestens 50.000 sind. Da ist es naheliegend, dass auch die Veranstalter darüber nachdenken, wie sich ein akzeptableres, ja, ein womöglich anziehenderes Spektakel verwirklichen lässt. Immerhin stehen dafür ja 80.000 Euro zur Verfügung.

Verwaltung und Gemeinderat wollen glaubwürdig sein

Hinzu kommt der einstimmige (!) Beschluss des Konstanzer Stadtparlaments vom vergangenen Monat, den Klimanotstand zu konstatieren: die Bereitschaft, alles Menschenmögliche zu veranlassen, der menschengemachten Erderwärmung entgegen zu wirken. Die „Entschärfung“ des Seenacht-Feuerwerks ist so eine Gelegenheit. Rat und Stadtspitze können demonstrieren, dass sie’s ernst meinen mit ihrem klimapolitischen Statement. Zu besonderem Optimismus berechtigt die Tatsache, dass der Stuttgarter Veranstalter Full Moon die Bereitschaft signalisiert hat, eine umweltfreundlichere Variante des nächtlichen Lichterzaubers mitzutragen.

Bild: Frieder Schindele



 Kommentieren    Trackback    Drucken

5 Kommentare

  1. 1. MNABHOLZ

    Ich glaube nicht, dass der Besucherrückgang auf die Feinstaubkonzentration und die Klimaproblematik zurückzuführen ist. Diese Diskussion kam erst später zu den Wahlen in diesem Jahr auf. Den Menschen wird dieses Seenachtsfest einfach zu teuer. Wenn man mit einer vierköpfigen Familie fast 100 Euro abdrücken muss, nur um auf das Festgelände zu kommen, ist bei Vielen die finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Man muss das Seenachtsfest ein, zwei Jahre aussetzen und dann im kleinen Stil ohne große Werbung wieder neu erfinden. Ob mit oder ohne Feuerwerk, das ist dann egal. Problematisch ist einfach das Verkehrsaufkommen und die Menschenmassen, die unsere Stadt überfluten. Da ist die Infrastruktur unserer Stadt einfach überfordert. Das gilt übrigens auch an den Wochenenden, wenn die vielen Einkaufstouristen nach Konstanz kommen.

  2. 2. Bruno Neidhart

    Die Frage, wie der alte Seenachtfest-Höhepunkt, das Feuerwerk, im Sinn aktueller ökologischer-, klimatischer-, sowie allgemeiner Umweltdiskussionen verändert werden müsste, kann nur gemeinsam zwischen den Konstanzer und Kreuzlinger Veranstaltern zweckdienlich erörtert werden. Denn: Auf der einen Trichterseite einen Lichtdom inszenieren, auf der anderen einen Feinstaubdom belassen, wäre keine zielführende Veranstaltung in die Zukunft hinein.

  3. 3. Der tägliche Leser

    Endlich ist es vorbei! Endlich! Ich erinnere mich gut. Schon als Kind in den 60er Jahren, bis hin in die Neuzeit, wie schlimm es war. Kaum hatte der Rauch der Raketen sich verzogen, offenbarte sich den wenigen Überlebenden ein Bild des Grauens. Tausende vom Feinstaub der Böller getötete Besucher rund um den Konstanzer Trichter. Diejenigen die nicht sofort tot waren, röchelten und rangen nach Luft. Notärzte, selbst durch Gasmasken geschützt, hatten alle Hände voll zu tun, mussten aber den Kampf ums Leben in den meisten Fällen aufgeben. Im Trichter, auf dem See, sah man Leichen auf Booten treibend. Sie waren völlig chancenlos, lagen sie doch während des Feuerwerks regelrecht direkt unter dem auf sie hinabsinkenden Feinstaub. Die Menschen, die sich für teueres Geld, einen der begehrten Plätze auf den Terrassen der Hotels rund um den Trichter geleistet haben, starben mit dem letzten Zug Champagner ihres Lebens wenigstens einen gesellschaftlich würdigen Tod. Nicht weniger schlimm war es für die Tiere des Bodensees. Ein Teppich, bestehend aus den Kadavern toter Wasservögel, waberte umher. Es herrschte Totenstille. Am See, ebenso wie auf dem See. Nur ein paar wackere, unverwüstliche Festbesucher schafften es, sich grölend und Bier trinkend, wie jedes Jahr und als wäre nichts gewesen, in Richtung Bahnhof zu retten und nach Radolfzell zu fahren, wo zum Glück kein Klimanotstand herrscht.

  4. 4. Bernhard Wittlinger

    @ den täglichen Leser

    Erzählen Sie die herzige Geschichte doch auch einem Asthmakranken, der nach Luft ringt, oder ienem Menschen mit Herzstillstand - alles statistisch nachgewiesene Folgen von Feinstaub (siehe https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/gesundheit/schadstoffe/gesundheitliche_wirkungen.pdf, S. 5).

    Die werden sicher genauso grölend lachen über ihren Verharmlosungswitz.

  5. 5. Der tägliche Leser

    Gut, dann machen wir mal ernst und lesen, was das Bundesumweltamt zum Thema Silvester und Feinstaub schreibt:

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/dicke-luft-jahreswechsel

    Die Klimaveränderung als solches nehme ich ernst, leider wird sie von politischen Klimakaspern instrumentalisiert, die in ihrer Freizeit meist einen Sch… auf das geben, was sie öffentlich proklamieren. Flugreisen? Vorbei! Und dennoch sind die Flughäfen am ersten Ferientag heillos überfüllt. Silvesterkracher? Vorbei! 100 - 150 Millionen Euro p.a. verknallt die Partyszene und die besteht nicht aus Rentnern. Da dürfen sich die “Friday for Future Party Demonstranten” gern mal an die eigene Nase fassen. Seenachstfest besuche ich übrigens nie, da ich keine Menschenmengen mag und an Silvester investiere ich mein Geld in Essen und Trinken und zünde es nicht an.

    In diesem Sinne … für mich … abgehakt!

Neuen Kommentar schreiben ...