Dornröschen » Blog Archive » In Sachen Seenachtfest: Die Diskussion ist eröffnet
Leserkommentare
 
Sponsoren
17. Juni 2019 | Was sind 1000 Kilo Knallerpulver?

In Sachen Seenachtfest: Die Diskussion ist eröffnet

Konstanz (gro) Nicht weniger als 1 Tonne Explosionspulver würden aus 350 Rohren in den Himmel geschossen, informierte die Stadtverwaltung im August 2006 – nicht ohne Stolz - in einer Pressemitteilung zum bevorstehenden Seenachtfest. Jetzt wird das Marketing für die grösste Stadt am Bodensee umgedreht: Konstanz, seit dem 2. Mai dieses Jahres erste deutsche Klimanotstandsstadt, wirbt nicht mit viel Feuerwerk, auch nicht mit wenig Raketen, sondern – ziemlich verschämt - mit dem radikalen Verzicht auf pyrotechnischen Feuerzauber. Darüber wird heiss diskutiert.

Markenzeichen verloren?

Konstanz und Seenachtfest – das ist bis heute ein Markenzeichen. Die grösste Stadt am Bodensee mit dem grössten Feuerwerk Europas! Das war und ist in der Tat ein Signal. Kein Wunder, dass die Meinungen auseinander gehen. Sehr viele, gerade jüngere, neu hinzu gezogene Mitbürger finden das Seenachtfest „ziemlich cool“, stehen ihm jedenfalls positiv gegenüber. Aber ein Feuerwerk mit einer ganzen Tonne Pulver?!

Ausschreibung in Sachen Kunst und Kreativität!

Das Seenachtfest mit seinem bombastischen Feuerwerk passe „nicht mehr in unsere Zeit“, in eine Zeit, in der Konstanz den so genannten Klima-Notstand beschworen habe, heisst es sogar in amtlichen Verlautbarungen. Das ist den Verantwortlichen allerdings spät eingefallen. Giftigen Feinstaub gibt es in der Atemluft seit Jahrzehnten, und Autos sorgen dafür, dass sich daran nichts ändert. Was fehlt, sind alternative Konzepte. Eine Ausschreibung würde eventuell weiter helfen. Die Stadtverwaltung sollte jedenfalls besser auf die kreativen Potenziale ihrer Bürgerinnen und Bürger setzen als auf fantasielose Verbote.

Bild: Frieder Schindele



 Kommentieren    Trackback    Drucken

6 Kommentare

  1. 1. Daniel Beringer

    “Was fehlt, sind alternative Konzepte.” - Echt? Finde ich nicht! - Feuerwerk, also mit Pyro und so, ist doch wirklich ein bissl arg “letztes Jahrtausend”, eine riesige Umweltsauerei, teuer und eh dutzende Male gesehen… - Mittlerweile gibt’s da eine recht faszinierende Alternative: nämlich Drohnen-”Feuerwerk”:

    Drohnen-Schwarm statt Feuerwerk? Das steckt dahinter!
    https://www.prosieben.de/tv/galileo/videos/2018211-drohnen-schwarm-statt-feuerwerk-das-steckt-dahinter-clip

    Feuerwerk 2.0 - 1400 Drohnen erhellen chinesischen Nachthimmel
    https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/1400-Drohnen-erhellen-chinesischen-Nachthimmel-article20492142.html

    Experience the Moment at the Olympic Winter Games | Intel
    https://www.youtube.com/watch?v=eIk6j6dprnA

    Das wär’ doch emol e Sach für Konstanz(mit Krezlingen)! - Find’ ich zumindest! Mal eine Diskussion darüber anzetteln?

  2. 2. Der tägliche Leser

    Eine Tonne Explosionspulver? 5.000 Tonnen Explosionspulver an Silvester!

    Und hier noch mehr Info zu Silvester, sowie die (möglichen) Auswirkungen auf das Klima:

    https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/silvester-knaller-umwelt-
    100.html

    Silvester verbieten? Wenn schon reglementieren, dann richtig reglementieren!

  3. 3. Bruno Neidhart

    Die Frage ist grundlegend: Macht es heute noch Sinn, ein solches Gross-Event zu veranstalten, das X-Zehntausende an einem Tag an den See spült, auf Deutscher wie auf Schweizer Seite, verbandelt mit einem enormen Verkehrsaufkommen (das konstanzerisch-kreuzlingerisch allerdings in Permanenz stattfindet). Natürlich soll der Sommer am See zelebriert werden. Aber der Sommer ist lang. Vieleicht wäre es sinnvoller, mehrere, nicht allzu grosse Events im Saisonverlauf attraktiv auszubauen. Für ein breites, wie gelegentlich auch gezielt angesprochenes Publikum. Leider stünde dazu etwa auf Klein Venedig, einer Perle am See - nur so nebenbei -, kein Veranstaltungshaus zur Verfügung. Hier z.B. wäre ein Ansatz möglich gewesen (oder möglich!), eine Kultur-, See- und Parklandschaft in eine “konschtanzerische Symbiose” zu verwandeln, damit Events zu schaffen, die für Jahrzehnte die Stadt zum See wiederholt kulturell bereichert hätten. Die neue Bodenseewoche, vielleicht etwas grösser aufgezogen, wäre (ist schon) ebenso ein wiederkehrendes Kulturelement am See, wie weitere Wassersportveranstaltungen es sein könnten. Auch Veranstaltungen im Stadtgarten haben das Zeug, Stadt und See und Kultur zu verbinden - Musik, Theater, Tanz, usw. Ich meine schon, dass die Stadt kreative Köpfe hat, über das übliche Seenachtfest hinaus den Sommer am See neu zu denken, andere markante Events zu schaffen. Denn es mag schon sein, dass Feuerwerk “ein bissl arg letztes Jahrtausend” ist, wie Daniel Behringer schreibt. Andererseits ist davon auszugehen, dass diese Art der nächtlichen Publikumsunterhaltung mit Schall und Rauch und den vielen bunten Sternchen noch lange die Welt beglücken dürfte. Nur: Konstanz ist neuerdings in einem selbsterklärten “Notstand” - im klimatischen! Da wäre es vielleicht schon sinnvoll, mutig Nägel mit Köpfen zu machen, auch wenn dies sicher viele bedauerten. Doch Kreuzlingen würde wohl mit seinem “fantastical” schon ehrenhalber so oder so böllern, funkeln und feinstauben, denn schliesslich existerte in der Stadt mal eine bekannte Firma für Phyrotechnik. Die flog zwar gelegentlich selbst in die Luft. Aber immerhin.

  4. 4. Daniel Beringer

    Au contraire, lieber Bruno Neidhart! Wie mir dieser Tage ein Mäuschen flüsterte, stösst mein Vorschlag, statt einem pyrotechnischen Feuerwerk künftig eine Drohnen-Show zu veranstalten, in unserer Nachbarstadt sogar auf sehr sehr offene Ohren! Man darf durchaus bereits gespannt sein (natürlich noch nicht fürs Diesjährige in drei Wochen, aber…)! ;-)

    Und hier noch ein weiteres Beispiel, diesmal aus Frankfurt im Sommer 2018, wie so etwas aussieht (auch wenn halt leider kein, auch noch so grosser, heimischer Bildschirm, wirklich die Faszination des Ganzen rüberbringen kann):

    https://www.youtube.com/watch?v=__vgxiD2kto

  5. 5. Bruno Neidhart

    Überzeugt mich nicht - die Drohnen-Lichtschau, geehrter Herr Behringer. Finde das Ergebnis eher dürftig. Da empfinde ich selbst die statische nächtliche Frankfurt/Main-Hochhaus-Silhoutte vom Museumsufer aus gesehen spannender.

    Die Frage wäre, wie schon mal angedeutet, vielleicht einmal grundsätzlich zu stellen: Braucht es am See solch grosse “Events” noch? Da gehen die Meinungen wohl auseinander. Viele Interessen stehen sich da gegenüber - kommerzielle zu naturkonservativen, verkehrsskeptischen, touristischen, usw. Unlösbar?

    Was sich am Seenachtsfest- und Fantastical-Himmel nächtlich abspielt, funkelt, raucht und dröhnt, ist mehr der ultimative Lockvogel für das grosse Rundumgeschäft. Das sieht man am Kreuzlinger Ufer (-Rummel) sogar deutlicher, als am gegenüberliegenden. Viele empfinden alles toll, freuen sich unkritisch. Ist wohl sogar mehrheitsfähig. Das ist die eine Seite.

    Zum Glück bleibt “Faszination” ein individuelles Ereignis - bis auf Null reduziert. Aber gewaltiger Konsum herrscht. Um dieses Element geht es den Veranstaltern - weniger um Ästhetik irgendwelcher Art. Das wäre eine andere Kategorie. Massen sind anders zu bewegen. Macher wissen wie das geht, wissen, was am Bodensee abzugehen hat. Bis jetzt war eben jahrzehntelang der Aufhänger Sternenzauber und Böller, viel Schall und viel Rauch. Viele - von nah und fern - freuen sich nach wie vor darauf. Wie lange sie das noch auf die überkommene Art können, wird man sehen. Müssen sie sich bald neu oriemtieren? Alles fliesst. Mindestens der Seerhein.

  6. 6. lieselotte schiesser

    Für die Diskussion um eine Drohnenschau: Beim Züri Fescht gab’s die erste Drohnenflushow der Schweiz - http://www.bzbasel.ch/mediathek/videos/1_9dlkc173

Neuen Kommentar schreiben ...