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19. September 2019 | Besonders Birnen schmecken den Schädlingen

Asiatische Baum-Wanzen bedrohen heimisches Kernobst

Konstanz/Kreuzlingen (gro) Die Zuwanderer sind etwa 12 bis 17 Millimeter lang, auf kurzen Strecken flugtüchtig und mit einem marmorierten Chitin-Panzer ausgestattet. Es sind so genannte Baumwanzen (Halymorpha Halys), die eigentlich im Fernen Osten zu Hause sind, in China, Korea, Taiwan und Japan. Vor etwa 15 Jahren tauchten sie in unseren Breiten auf, die ersten entdeckte man in Liechtenstein. Sie vermehrten sich in den vergangenen Jahren zunächst mehr oder weniger kontinuierlich. Doch dieses Jahr explodierte die Population in einigen Regionen auf der Südseite des Bodensees, vor allem im Thurgau , wo die Wanzen in Obstplantagen erheblichen Schaden anrichten. Ausgerechnet der Saft von Tafelbirnen schmeckt diesen Insekten besonders gut.

Rüsselchen zum Bohren und Saugen

Die zugezogenen Baumwanzen sind Pflanzensauger, die mit ihren Rüsselchen ins Gewebe von Obst und Gemüse vordringen und sich am Saft der Pflanzen gütlich tun. Rund 150 verschiedene Pflanzen stehen auf dem Ernährungsplan der Baumwanzen, darunter allerlei Gemüsesorten und Obst. Letzteres wird offenbar bevorzugt, haben Forscher festgestellt. Vor allem süss schmeckende Birnen, aber auch Äpfel sind willkommende Saftspender. Die Bodenseegegend mit ihren ausgedehnten Obstbauanlagen ist da für die Wanzen ein geradezu idealer Nährboden

Keine Feinde und geschützt gegen Insektizide

Ideal ist unsere Region für die Baumwanzen auch deshalb, weil es hierzulande keine natürlichen Feinde der Zuwanderer gibt, und weil sie mit ihrem kräftigen Chitin-Panzer den üblichen Schädlingsbekämpfungsmitteln Paroli bieten. Ganz anders in ihrer ursprünglichen Heimat in Asien, wo es Wespen gibt, die die frühe Brut der Wanzen zu einem grossen Teil vertilgen. In Österreich, der Schweiz und in Deutschland wird nach Bekämpfungsmitteln gesucht, bislang anscheinend vergeblich. Eine asiatische Wespe in der Bodenseeregion anzusiedeln, ist vermutlich zu riskant.

Für den Menschen ungefährlich

Für den Menschen ist die asiatische Baumwanze vielleicht lästig, aber absolut harmlos, auch wenn sie im Herbst stellenweise in Horden auftritt. Jetzt, da es kühler wird, suchen die Tiere geschützte, sonnige Plätzchen, gerne in und an Häusern, auch in Gartenhäusern, um zu überwintern. Bevorzugt werden ältere Baulichkeiten mit Holzelementen. In unseren Breiten bilden sich pro Jahr etwa zwei Generationen heraus, in deutlich wärmeren Gegenden des Fernen Ostens bringen es die asiatischen Baumwanzen auf fünf bis sechs Generationen pro Jahr.

Bis zu 450 Eier pro Baumwanze

Die Kapazität, sich kräftig zu vermehren, haben die Baumwanzen. Die Weibchen legen vom späten Frühjahr bis in den Herbst hinein durchschnittlich 200 Eier, und zwar in Gruppen zu 20 bis 30 Stück, immer auf die Unterseiten der Blätter von insgesamt etwa 150 „brauchbaren“ Wirtspflanzen. Ein Baumwanzenweibchen kann pro Jahr bis zu 450 Eier legen. Forscher gehen davon aus, dass die ersten asiatischen Baumwanzen 2001 als Blinde Passagiere in Verpackungsmaterial nach Nordamerika eingeschleppt wurden. In Europa wurden die marmorierten Tierchen, die kurze Strecken selber fliegen können, nach Auskunft der AGES (der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs-Sicherheit) erstmals 2004 in Liechtenstein registriert.

Beobachtung von Bavendorf aus

Beim Landwirtschaftsamt des Kreises Konstanz in Stockach, reagiert man gelassen auf die zugewanderten Insekten. Auf der Nordseite des Bodensees ist die asiatische Baumwanze anscheinend bislang bei weitem nicht so unangenehm aufgefallen wie etwa im Thurgau. Man beobachte aber aufmerksam die Entwicklung im Bodenseekreis sowie in den Landkreisen Ravensburg und Konstanz, und zwar von Bavendorf aus.

Sorgen auf dem Arenenberg – Birnen zu verschenken

Ganz anders im Thurgau. Dort herrscht Alarmstimmung, wie Sabrina Bächi im „Thurgauer Tagblatt“ berichtet. Der Baumwanzenbestand im Thurgau sei „explodiert“, zitiert Bächi den Leiter Obst Gemüse Beeren vom Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg, Urs Müller. Die Schadensmeldungen hätten sich binnen Jahresfrist „vervielfacht“. Rund 1000 Tonnen, also rund eine Million Kilo Birnen seien bereits durch den Befall von sauglustigen Baumwanzen unverkäuflich geworden. So habe zum Beispiel der Weinfelder Landwirt und Landschaftsgärtner Manuel Strupler einen Ernteausfall von 80 Prozent zu beklagen. Strupler informiert auf Facebook über die Schädlinge und verschenkt nun seine unansehnlich gewordenen Birnen.



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