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4. November 2019 | Neue (und letzte) Spielzeit des Theaters hat’s in sich

„Bella Ciao“ tönt’s aus Konstanz und aus der ganzen Welt

Konstanz (gro) „O partigiano, porta mi via, che mi sento di morire“ („O Partisan, bring‘ mich fort, denn ich fühle, dass ich bald sterben werde“). So heisst es am Ende der zweiten Strophe von „Bella Ciao“, des vermutlich berühmtesten Liedes aus dem Italien der neueren Zeit. Anders als der Text vermuten lässt, ist es kein trauriges, sondern ein trotziges Lied. Darum passt es zu Christoph Nix und zur allerletzten Spielzeit mit ihm. „Bella Ciao“ war die Hymne der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg, es ist bis heute weltweit das Kampflied der Antifaschisten, Anarchisten und sozialdemokratisch bewegten Aktivisten, sogar auf Arabisch und Chinesisch. Zur Zeit wird’s auch von manchen aufbegehrenden Hongkong-Chinesen geschmettert. In Konstanz wird von Nix und seinem Team dem geneigten Theaterpublikum zum Lied der Partisanen aufrüttelndes Schauspiel verpasst,

Klassisches Theater und neue Formen

Theater von Brecht, Horvath oder Tabori, grosse und kleine Geschichten - es sind eigenwillige, politische und unterhaltsame Stücke und Projekte. Noch einmal will Intendant Christoph Nix mit einer Mischung aus klassischem Theater und neuen Formen das Publikum fesseln. Bekannte
Stückeschreiber sind ebenso dabei wie lebende Autorinnen und Autoren. Vom Kammerspiel über das klassische Schauspiel, schreibt uns Dani Behnke von der Presseabteilung des Theaters, vom Kinder- und Jugendstück bis zum Musical, von der Komödie bis zur Oper „ist es ein breites Spektrum” das geboten wird. Insgesamt stehen in der neuen Spielzeit elf Uraufführungen auf dem Plan.

Das Trauerlied einer gescheiterten Utopie

Mit Bertolt Brechts „Die Tage der Kommune“, kommt das Trauerlied über das Scheitern eines Aufstands auf die Bühne. Das von Brecht aus historischen Zitaten zusammenkomponierte Stück zeigt, wie Einzelschicksale von den großen politischen Ereignissen durchdrungen werden. Der Aufstand, der insgesamt 73 Tage dauerte, scheitert nicht an seiner inneren Kraft, sondern am einem Mangel an Organisation und Zusammenhalt. Johanna Schall inszeniert. Premiere ist kommenden Freitag, 8. November, im Stadttheater.

Ramses Alfa inszeniert „Ngunza – Der Prophet“

Der togoische Regisseur Ramsès Alfa inszeniert „Ngunza – Der Prophet“, ein Schauspiel von Rafael David Kohn, inspiriert vom Schaffen Simon Kimbangus. Nach 40 Jahren belgischer Kolonialherrschaft, so der Ausgangspunkt des Stücks, ist die Bevölkerung Kongos massiv geschrumpft. Simon Kimbangu, Prophet und Wunderheiler im Namen des Christentums, ruft zum gewaltlosen Widerstand auf. Er wird zum Tode verurteilt, vom belgischen König zu lebenslanger Haft begnadigt und stirbt nach dreißig Jahren Gefangenschaft.
Bei dem Werk handelt es sich um eine Auftragsarbeit des Theaters Konstanz, mit dem ein Stück Kolonialherrschaft aufgearbeitet werden kann. Es spielt in den 20-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Charles, ein intellektueller Bantu, und seine Kameraden wollen die Unabhängigkeit des Kongo und schrecken nicht vor bewaffnetem Widerstand zurück. Am Vortag eines geplanten Attentats willigt Charles ein, einer Predigt des Propheten Kimbangu beizuwohnen. Charles beginnt zu zweifeln. Wird er das Attentat begehen? Uraufführung ist am 17. November in der Spiegelhalle.

Christoph Nix und die Brüder Grimm

„Die Bremer Stadtmusikanten“ nach den Brüdern Grimm kommen in einer Fassung von Christoph Nix als Familienstück mit Musik (ab 6 Jahren) auf die Bühne, Regie führt Michael Bleiziffer. Dani Behnke ist wie Nix davon überzeugt: Auch nach über 200 Jahren gehört das Grimm’sche Märchen von Außenseitern, die sich zusammen tun, “zu den wundervollsten und tröstlichsten seiner Art – eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und die Macht der Musik.“ Uraufführung am 24. November im Stadttheater.

Atemlos durchs Schlagergetriebe

Atemlos durch die Nacht der Schlager geht es bei „Herzrasen“ zwar ohne die gestüme Frau Fischer, aber unter der Regie von Johannes Nix. Live und in Farbe wird das Publikum entführt, und zwar von zahlreichen Mitgliedern des Theaterensembles: Grosse Turbulenz mit einer Hitparade der ganz besonderen Art. Auch längst erschloschen geglaubte Sterne sollen wieder aufglühen. Uraufführung: 30. November im Stadttheater.

Theater auch für die Allerkleinsten

Schon die Kleinen ab 3 Jahren kommen beim Familienstück „Rudi Rakete“ am 1. Dezember auf ihre Kosten. Das Stück wird nach dem Kinderbuch von Veronika Fischer unter der Regie von Magdalene Schaefer inszeniert: Wenn Rudi Rakete mal wieder nicht schlafen kann, dann erzählt ihm Prinzessin Moa eine Geschichte. Sie kennt viele, denn sie sammelt Abenteuererzählungen. Und da gibt es viel spannendes Personal – vom mehr oder weniger gefürchteten Pirat Käpt’n Schleuder und seinem Hüpfschwein Nuki bis hin zu Kater Zuckerberg, Albert Guggenmoos und dem Superheldchen. Gemeinsam geht es auf Schatzsuche. Uraufführung: 1. Dezember in der Werkstatt.

Warum ist der Bodensee auf einmal schwarz?

Annalena Küspert, die selbst am Bodensee aufgewachsen ist, hat das Auftragswerk „Am Wasser“ geschrieben, Regie führt Nicola Bremer. Das Stück für Jugendliche ab 14 Jahren fordert nicht nur junge Menschen dazu auf, mit wachen Augen in die Umgebung zu schauen. An einem schönen Tag im Mai ist der Bodensee auf einmal schwarz gefärbt und niemand weiß warum. Während die Bürgermeisterin des schönen Örtchens das Tourismus-Image wahren will, entdeckt Saliha das schwarze Wasser, abgefüllt in Flaschen - als Beautytrend, der sich übers Internet vermarkten lässt. Hat womöglich sogar die Rüstungsindustrie etwas mit der Schwarzfärbung des Wassers zu tun? Uraufführung: 14. Dezember in der Spiegelhalle des Theater Konstanz.

Ein Abend der melancholischen Lieder

Einen Liederabend für alle, die ihr Herz verloren haben - und solche, die es am letzten Tag des Jahres noch loswerden wollen: Jonas Pätzold präsentiert melancholischen Stunden unter dem Motto „Kurz vor Kuss an 88 Tasten“, und zwar zu Silvester. Dani Behnke gibt zu bedenken: “Ein Kuss kann der Anfang einer Beziehung sein. Oder das Ende einer Freundschaft.” Doch was, wenn man sich nie traut und es immer “kurz vor Kuss” bleibt? Uraufführung: 31. Dezember in der Werkstatt.

(Über den Fortgang der Spielzeit im neuen Jahr unterrichten wir in Kürze)

Bild: Frieder Schindele



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