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29. November 2019 | Heute bei der Deutsch-Französischen Vereinigung

Die Rolle der modernen Frau in Italien

Konstanz (gro) Eleganz, Temperament und Schönheit sind die klassisch zugeschriebenen Attribute der Italienerin, hinzu kommt das Bild der „Mama“, die so wundervoll kocht. Mit solchen Vorstellungen kommt man der modernen Italienerin zwar durchaus nahe, aber ohne damit wirklich hinter die Fassade des schönen Scheins zu blicken. Wie es wirklich um die Rolle der modernen Frau in Italien bestellt ist, darüber informiert heute Freitag bei der Deutsch-Italienischen Vereinigung Friederike Lierheimer. Ihr Vortrag im Clubheim der DFV am Buhlenweg beginnt um 18.30 Uhr

Umbruch durch die Einigung Italiens vor 158 Jahren

Die Einigung Italiens 1861 habe nicht nur politisch, kulturell und gesellschaftlich für Veränderungen gesorgt, heisst es in einer Ankündigung des Vortrags. Eine neue Zeit „mit anderen Umständen“ sei damals, vor 158 Jahren, angebrochen, und die habe auch das Frauenbild und die Rolle der Frau in Frage gestellt. Bis heute hat sich dieses Bild in Italien stark gewandelt.

Maria Montessori und ihr „Labor zur Erforschung des Kindes“

Man denke nur an Maria Montessori, die als erste Frau in Italien Medizin studierte, 1896 in Rom promoviert wurde, dort wenig später ein Kinderhaus gründete, 1907 ihr „Labor zur Erforschung des Kindes“ gründete und die nach ihr benannte Reformpädagogik entwickelte, die heute weltweit praktiziert wird. Als die bei Ancona an der Adria geborene Wissenschaftlerin 1952 im Alter von 82 Jahren in den Niederlanden das Zeitliche segnete, hinterliess sie der Nachwelt die „Association Montessori Internationale“ (AMI), die Montessoris philanthrope Philosophie weiter verfolgt, nach wie vor nach dem Motto aus Kindermund „Hilf mir, es selbst zu tun“. Und immerhin acht Jahre lang zierte schliesslich das Antlitz von Maria Montessori die letzte 1000-Lire-Banknote vor der Einführung des Euro.

Das Wallfahrts-Grab auf dem Campo Verano

Eine Art Pilgerstätte ist das Grab von Natalia Ginzburg auf dem römischen Friedhof Campo Verano. Es sind vor allem Feministinnen, die Ginzburgs letzte Ruhestätte aufsuchen und damit eine Frau beehren, die als Schriftstellerin („Tutti I Nostri Ieri“/„Cinque Romanzi“) und als Politikerin ein überlebensgrosses Format hatte und hat. Die 1916 im sizilianischen Palermo geborene Frau bot nicht nur Benito Mussolini und den italienischen Faschisten die Stirn, sondern schloss sich darüber hinaus der Resistenza an. Ihr Mann Leone wurde in Rom von deutschen Soldaten umgebracht. 1987 eroberte sie sich im Alter von 71 Jahren als unabhängige Kandidatin auf der Liste der Kommunistischen Partei (PCI) einen Platz im Parlament.

Nicht nur Mama und Maria Grazia

Es sind jedenfalls nicht nur die „Mamas“ und charaktervolle Schönheiten wie Gina Lolobrigida, Sophia Loren oder Maria Grazia Cucinotta, die das italienische Frauenbild und das Selbstverständnis der modernen Italienerin beeinflusst und mitgeformt haben. Was vielfach, vor allem Ausland, häufig zu wenig Beachtung findet, ist das Kämpferische an der Italienerin. Friederike Lierheimer dürfte heute bei der DFV die Gelegenheit nutzen, dieses Bild ein Stück weit zu korrigieren.



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