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4. März 2020 | „Gefahr liegt in der Harmlosigkeit“

Gibt’s bald flächendeckend zwei Wochen Corona-Ferien?

Konstanz (gro) Zur erfolgreichen Eindämmung des Corona-Virus sollten umgehend und bundesweit zwei Wochen Schulferien angeordnet werden. Das wird, laut einem „Spiegel“-Bericht, von dem Virologen Alexander Kukulé vorgeschlagen. Kukulé ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Halle-Wittenberg. Sars-CoV-2, wie der Corona-Virus auch noch heisst, ist inzwischen in Konstanz angekommen, allerdings, soweit bekannt, nicht als virologischer Erreger, sondern in den Arztpraxen als zweiseitiges Formular mit zirka 20 Fragen und Hinweisen zu fraglichen Patienten. „Als hätten wir nicht längst schon jede Menge Papierkram zu erledigen“, sagt die etwas genervte Assistentin einer in diesen Tagen ohnehin überlasteten Praxis.

Minister Lucha: „Eine Idee aggressiver“

Manne Lucha (Grüne) äussert sich zurückhaltender. Der Stuttgarter Gesundheitsminister sieht in dem Auftreten des neu entdeckten Virus aus Zentralchina eine Herausforderung zur Optimierung des baden-württembergischen Gesundheitssystems. Gegenüber den angestammten, bekannten und verwandten Influenza- oder Grippe-Erregern verhalte sich der neu auftretende Virus zwar um „eine Idee angriffslustiger“, sei aber im Südwesten der Republik vermutlich sehr bald im Griff.

Die gefährliche Harmlosigkeit

Nestlé hat, wie viele internationale Konzerne, reagiert: Die in Vevey am Genfer See beheimatete Konzernzentrale des grössten Lebensmittel-Unternehmens dieser Welt, unterbindet bis auf Weiteres Geschäftsreisen in ferne Länder, desgleichen zum Beispiel der Kosmetik-Riese L’Oreal (Paris) oder die Fluggesellschaft Emirates, die ihren Beschäftigten nahe legt, einen Monat Urlaub zu nehmen. Die Leipziger Buchmesse, die morgen beginnen sollte, ist abgesagt. Mailand öffnet seinen weltberühmten Dom zwar wieder, doch jetzt wird der ebenso berühmte Pariser Louvre vorübergehend geschlossen. Dabei halten Wissenschaftler die Corona-Grippe für „ziemlich harmlos“. Bis zu 80 Prozent der Angesteckten spürten von der Infektion „kaum etwas oder sehr wenig“. Doch gerade das erschwere die flächendeckende Erfassung und Eindämmung der neuen Virus-Krankheit - weil viele Infizierte nur eine harmlose Erkältung verspüren.

Eigentlich ein alter Hut

Für Epidemologen ist das Auftreten des neuesten Corona-Virus nichts Überraschendes. Gefährlich sei allerdings, wie gesagt, dass ihn, den neuen Virus, die meisten Angesteckten kaum beachteten, weil die Symptome häufig (bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen) einer „ganz normalen Erkältung“ zum Verwechseln ähnle und meist auch keinerlei Folgen zeitige. Das mache die Fahndung nach dem Virus schwierig, weshalb er Zeit und Gelegenheit habe, sich sozusagen in aller Ruhe weiter zu entwickeln und weiter zu verbreiten. Im Übrigen sei das Auftreten eines neuen, viralen Erregers „ein alter Hut“, heisst es in Mediziner-Kreisen. Man erinnere sich nur an die Schweinegrippe, an die Vogelgrippe, an die Hongkong-Grippe (1968 bis 1970), an die Asiatische Grippe (1958) und an die Spanische Grippe, die in den Jahren von 1918 bis 1920 in ganz Europa Millionen Menschen das Leben kostete, weil es damals noch kaum Antibiotika gab.
Bild: Frieder Schindele



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Ein Kommentar

  1. 1. Charly

    Ich bin vor 8 Jahren von Konstanz nach Sizilien ausgewandert. Nach so langer Zeit kenne ich die Mentalität der Menschen hier. Auch hier hat man hinsichtlich des Coronavirus zu lange den Leuten erzählt, dass man alles im Griff hat, was absolut nicht der Fall war und ist. In Deutschland hört es sich auch so an. Die Maßnahmen hier waren lasch und ich möchte sie unmutig nennen. Bis vor drei Tagen haben viele noch gemeint, das betrifft mich nicht, das ist nur alles für die Anderen. Nun ist die Lage ernst, Hausarrest flächendeckend, und jeden Tag werden die Maßnahmen verschärft. Der Bürgermeister von Messina sagte gestern, dass ein Politiker auch den Mut haben muss sich unbeliebt zu machen und hat die Einschränkungen für seine Stadt noch verschärft. Nun sehe ich, dass die Leute es ernst nehmen. Nur mit drastischen Maßnahmen und Strafandrohungen und mit intensiven und flächendeckenden Kontrollen bringt man den Bürger zum Einsehen. Lebensmittelgeschäfte haben noch geöffnet, Einlasskontrolle! Im großen Supermarkt sind 10 Kunden verteilt, wenn einer raus kommt, kann der nächste rein. Lautsprecherdurchsagen, dass man sich beeilen soll (Shopping verboten). Wenn jeder Einsehen hat, wird man auch dieses Virus hinter sich bringen, aber nur gemeinsam geht es.

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