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16. April 2020 | Wolf Buchinger in der „Ostschweiz“

„Fast wie Mexiko, nur ohne Trump“

Konstanz/Kreuzlingen (gro) Die martialische Schlagzeile ist in der “Ostschweiz“ zu lesen: Das mit dem Grenzzaun zwischen Konstanz und Kreuzlingen sei „Fast wie Mexiko, nur ohne Trump“, schreibt Wolf Buchinger. Mit „Liebe am Grenzzaun“ hatte zuvor der Zürcher „Tagesanzeiger“ die “Corona-Situation“ auf Klein Venedig erklärt. Mit sachlicherem Bedauern berichtete wenig später Felix Kästle im Auftrag der Deutschen Depeschen-Agentur (dpa) über die „Rückkehr einer Grenze“. Und kaum dass „Bild“ von den „getrennten Pärchen von Konstanz“ fabulierte, schwang sich das „St. Galler Tagblatt“ zum „Hilfeschrei vom Grenzhag“ auf, um schliesslich und endlich dem Heimatblatt namens „Südkurier“ am Mittwoch dieser Woche die Bresche zu schlagen für seine Schlagzeile „Herzzerreissende Szenen am neuen Grenzzaum“.

Fragwürdige Sperraktion auf dem alten Müllplatz

Die neuerdings wieder vielbesungene Grenzlinie auf dem alten flachen Müllbuckel namens „Klein Venedig“ wird wohl demnächst - gottlob - wieder verschwinden. So sieht es momentan jedenfalls aus. Bis vor 14 Jahren markierte die Grenze ein schäbiger Drahtzaun. Er passte gut zum Untergrund. Schliesslich handelt es sich um ein Auffüllgelände, entstanden aus der innerstädtischen Konstanzer Deponie. Der erste Zaun wurde während des zweiten Weltkriegs, also noch zu Zeiten des nationalsozialistischen Regimes installiert.

Ein Reporter der Pariser “Libération”

Es war ein Reporter der französischen Tageszeitung „Libératon“, der diese Hintergründe und den Zaun um die jüngste Jahrtausendwende weit über Deutschland hinaus erstmals öffentlich machte. Als der Zaun auf Klein Venedig 2006 endlich entfernt wurde, war das Jubel gross, und wenig später feierten die Bürgerinnen und Bürger von Kreuzlingen und Konstanz die grenzüberschreitende Gemeinsamkeit durch die Installation von Johannes Dörflingers Kunstgrenze. Die gewalttätig wirkende Sperraktion wird beiderseits der Grenze vor allem als Fehlleistung empfunden, verbunden mit der Zuversicht, dass Politik und Behören den anachronistischen Spuk möglichst bald beenden. .

Bild: Frieder Schindele



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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Eigentlich verfestigt sich auf Klein Venedig durch die überdimensionalen “kunstfigurativen Tarot-Anspielungen” die Grenze. Anders wäre es mit mehreren überlangen, im rechten Winkel zum Ufer kunstvoll angelegten, “grenzüberschreitenden Blumenrabatten”! Im Mai zum Beispiel mit “Fleißigen Lieschen” bepflanzt. Und Semino Rossi sänge hier - besonders zu virologisch schwierigen Zeiten - seine “Blumen der Sehnsucht”…….

    Einen Drahtzaun zur virologischen Abwehr gibt es bekanntlich auch zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. Allerdings zur Wildschwein-, nicht zur Abwehr Verliebter!

    Da ist der Drahtzaun vor meinem Fenster ganz anderer Art: Auf ihm spaziert - journalistisch völlig uninteressant - ab und zu ein Eichhörnchen.

    Man könnte übrigens dem derzeitigen Draht-Doppelzaun zwischen Konstanz und Kreuzlingen auch etwas Gutes abgewinnen, würde er beide Städte wiedermal daran erinnern, dass sie hier eigentlich gemeinsam eine attraktive Ufergeländegestaltung realisieren wollten. Dazu wurde sogar ein europaweiter Wettbewerb veranstaltet, aber wohl gemeinsam schubladisiert. Dabei eignet sich diese Uferkante mit Blick zum mächtigen Obersee exzellent für eine formidable urbane Ausgestaltung als Pendant zur Seestraße. Immerhin haben hier beide Städte schon mal je einen …….Grillplatz platziert. Wie man’s nimmt!

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