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27. Juni 2020 | Intendant wird Chef der Tiroler Volksschauspiele

Traumjob für den Theatermacher Christoph Nix

Konstanz (gro) Christoph Nix ist zum Künstlerischen Leiter der Tiroler Volksschauspiele in Telfs bei Innsbruck berufen worden. Er wird sein Amt nach dem Ende der Spielzeit am Konstanzer Stadttheater antreten, mit dem auch seine Zeit als Intendant am Bodensee endet. Die Tiroler Volksschauspiele sind ein jährliches Festival. Nix ist dafür bis 2024 verpflichtet worden. 30 Theatermacher hatten sich für das Amt beworben, 10 kamen in die engere Wahl. Die Entscheidung fiel vorgestern Abend, also am vergangenen Donnerstag – einstimmig für Christoph Nix. Er tritt in bedeutende künstlerische Fussstapfen. Aber genau das ist typisch für diesen Theatermacher. Es ist ein Traumjob für Dr. Dr. Nix, der einst als Zirkusclown begann, zum Strafverteidiger mutierte, bei Peter Palitzsch am Berliner Ensemble Regie führte und unter anderem seit 2019 Träger des irakischen Nationalpreises für die beste Regie eines Theaterstückes ist, für ein Stück, das im Norden des kriegsverheerten Landes vergangenes Jahr mit einem deutsch-irakischen Ensemble mehrfach mit grossem Erfolg aufgeführt wurde.

Ein Theatermacher – „erfahren und phantasievoll“

In Tirol ist man glücklich und stolz, den Mann aus Konstanz an Land gezogen zu haben, einen „in allen Bereichen erfahrenen und phantasievollen Theatermacher“. Darüber freuten sich „Beirat, Generalversammlung und Geschäftführung“ gleichermassen. Christoph Nix habe sich in den vergangenen 14 Jahren als Intendant in Konstanz als ein besonders erfolgreicher Theatermacher erwiesen. Nix habe nicht nur für eine „beeindruckende Steigerung der Besucherzahlen“ gesorgt, heisst es in einer Mitteilung der Tiroler Volksschauspiele, sondern darüber hinaus dafür, dass dem Konstanzer Theater auf Grund der Qualität seiner Produktionen „auch internationale Aufmerksamkeit“ entgegen gebracht wurde.

Kritik und Empörung

Es war der österreichische Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Kurt Weinzierl, der 1981 das Festival namens Tiroler Volksschauspiele begründete. Zu den urprünglichen Mitstreitern des vor zwei Jahren in München verstorbenen Künstlers gehörten populäre Giganten aus der Welt von Film und Fernsehen wie Dietmar Schönherr und Felix Mitterer. Letzterer, ein bis heute höchst erfolgreicher Theater- und (Film-)Drehbuchautor sorgte durch leidenschaftlich engagierte Stücke frühzeitig für Kritik und Empörung. Seine Passion „Stigma“ des Jahres 1982 führte wegen „Religionsverhöhnung“ zur Vertreibung aus dem ursprünglichen Festspielort, der alten Burg in Hall (im Osten Innsbrucks) nach Telfs am Fusse der 2262 Hohen Munde (im Westen Innsbrucks), und dazu zu Furore und Misshelligkeiten.

Ein rasant wachsendes Städtchen

Durchgehalten werden konnte bis heute die Idee, aus Tirol stammende Schauspieler alljährlich für ein Festival mit dem „Volk“ zusammen zu bringen. Und die Volksschauspiele sind inzwischen längst ein grosses, wiederkehrendes Ereignis, das sowohl die Einheimischen einbindet, als auch mehr und mehr Feriengäste anzieht. Telfs, einst von der Textilindustrie geprägt, ist ein rasant wachsendes Städtchen, das jährlich um etwa 1000 Menschen zunimmt und inzwischen gut 16.000 Einwohner zählt. Und die Festspiele sind meistens ausverkauft.

Wann wird auf dem Gipfel gespielt?

Die Hohe Munde, der Hausberg der Gemeinde Telfs, war bereits Schauplatz einer österreichischen „Tatort“-Folge. Angesichts der Tatsache, dass die Tiroler Volksschauspiele keinen festen Spielort haben, wird Christoph Nix sicher dafür sorgen, dass zumindest ein Teil des Festivals früher oder später auf dem Hausberg inszeniert wird. Schliesslich hat er das Konstanzer Stadttheater schon bis auf den Säntis hinauf befördert. Keine Frage: Christoph Nix hat, wie gesagt, seinen Traumjob gefunden.

Schönherrs Stiftung lebt weiter

Dietmar Schönherr, der leider auch schon das Zeitliche gesegnet hat, wirkt in Telfs bis heute nach. Es wird ihm nicht vergessen, dass er dereinst seine Popularität nutzte, um im bettelarmen Nicaragua zusammen mit Ernesto Cardenal eine Stiftung ins Leben zu rufen, die sich der herrenlosen Kinder und Jugendlichen annimmt, eine Stiftung, die unter dem Namen „Pan y Arte“ („Brot und Kunst“) bis heute existiert und von den Tirolern unterstützt wird. Unterstützt werden auch die Festspiele, und zwar inzwischen denkbar breit. Zunächst war es der ORF, der staatliche Rundfunk, der half. Der stieg aus, als ihm die Festspiele zu sozialkritisch wurden. Inwischen jedoch wird die Veranstaltung gemeinsam getragen, und zwar vom Bund, vom Land Tirol und von der Gemeinde Telfs.

Bild: Frieder Schindele



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