Konstanz (gro) Am Samstag war Premiere. Und was für eine! Mangels notorisch nicht vorhandener städtischer Kulturpolitiker hat Mark Zurmühle, der seit 2017 amtierende Schauspieldirektor des Stadttheaters, die Laudatio übernommen. Was noch nie geschehen war, war allerdings von durchaus (kommunal-) politischer Bedeutung: Sämtliche Vorstellungen der Münsterfestspiele 2020, bis Anfang August, sind ausverkauft. Der Run auf die Karten begann am vergangenen Wochenende - und ist schon zu Ende. Eine Verlängerung der Spielzeit ist kaum möglich. „Da hat uns ein deutscher Theatermann gezeigt“, sagte am Sonntag ein Schweizer Kulturpolitiker, „wie man ein Stadttheater trotz der Hilflosigkeit einer Stadtverwaltung nach vorne bringen kann“.

Beifall für die mitwirkenden Künstler

Intendant Christoph Nix hat sich mit „Hermann dem Krummen“ als Autor, Drehbuchschreiber und (Neben-) Regisseur des Schicksals eines Mönchs angenommen, der vor 1000 Jahren auf der Reichenau lebte und wirkte, eines frommen Krüppels, der zum Genie des Mittelalters emporwuchs. Dafür ist Christoph Nix auf dem Fest nach der Premiere stürmisch gefeiert worden. Wiederholten, kräftigen Beifall gab es ferner für die Akteurinnen und Akteure des Stücks, ferner für die Dramaturgie, die Regie, das Bühnenbild, für die wunderbaren Schauspielerinnen und Schauspieler sowie für Komponist Johannes Fries und, last but not least, für den famosen Chor unter der Leitung von Steffen Schreyer, den Direktor der Münstermusik.

Ueberschuss fürs klamme Stadtsäckel

In zwischen wurde bekannt, dass Christoph Nix zum Abschied seiner Intendanz der Stadt ein Geschenk macht: Trotz ausgefallener Vorstellungen durch die Corona-Krise hat das Stadttheater einen Ueberschuss erwirtschftet, und zwar voraussichtlich stattliche 153.000 Euro. “Wir helfen der Stadt”, sagte Nix, “ihre Millionenverluste beim Bodenseeforum und der Philharmonie zu finanzieren und machen drüber hinaus fröhlich Kunst”.