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20. Oktober 2020 | Chance fuer den neu gewaehlten Oberbuergermeister

“Burchardt sollte das Justitiaritat der Uni zurueckpfeifen”

Konstanz (gro) Zu seiner knappen Mehrheit von 4,4 Prozent gegenueber seinem Links-Gruenen Hauptkonkurrenten Pantisano im Amt als Konstanzer Oberbuergermeisters bestaetigt worden zu sein, hat Uli Burchardt ganz ueberraschend die Moeglichkeit bekommen, seinen am vergangenen Sonntag erkaempften Wiedereinstieg in die kommunale Spitzenposition mit einer politischen Initiative nachhaltig zu veredeln. Er sollte dem Justitiariat der Universitaet umgehend nahelegen, die vielfach als absurd angesehenen Zensur-Bemuehungen gegenueber Professor Georg Lind, der einst auf dem Giessberg Experimentalpsychogie lehrte, zurueck zu nehmen. Dies ist unter anderem die Meinung von Kollegen Linds und von ehemaligen Studierenden, die von Lind betreut wurden..

Georg Linds “Moral ist lehrbar”

Seit seinem Dienstende an der Universitaet Konstanz betreibt betreibt Lind, 73, seine vor vier Jahrzehnten gegruendete, eigene Webseite „Moral und Demokratie“ weiter. Lind entwickelte die Methode der „Konstanzer Dilemma Diskussion“ (KMDD), die mittlerweile in ueber 50 Laendern der Welt, haeufig auf dem Weg ueber Seminare an Hochschulen, praktiziert wird. Sein dazu passendes Handbuch „Moral ist lehrbar“, von einem suedkoreanischen Verlag herausgebracht, wurde in zahlreiche Sprachen uebersetzt und ist mittlerweile auch in China verbreitet.

Aeusserungen zum Thema Corona

Zum Konflikt mit dem Justitiariat der Uni Konstanz kam es, nachdem sich Lind auf seiner Webseite dem Thema Corona gewidmet und kritische Anmerkungen zu den gesundheitspolitischen Reaktionen auf die Pandemie veroeffentlicht hatte. Das Justitiariat der Uni drohte mit der Abschaltung der Webseite. Obwohl sich unter anderem etliche Kollegen Linds mit Vehemenz dagegen aussprachen, blieb das Justitiariat bei seiner Haltung. Letzte Botschaft in diesen Tagen: Kommenden Donnerstag sei es so weit, Linds Seite werde entfernt.

Zeit fuer den Protest

Der Vater eines frueheren bei Lind studierenden Konstanzers, sagte, er sei entsetzt. Nun sei es Zeit, dass das Stadtoberhaupt sich einschalte. Georg Lind habe den Namen Konstanz bei seinen Bemuehungen um die demokratische Entwicklung weltweit bekannt gemacht. Da sei es im Gegenzug nur recht und billig, wenn sich das Oberhaupt der entsprechenden Stadt dagegen verwahre, dass der Name dieses Mannes verunglimpft wird.

Linds Brief an die Leiterin des Uni Justitiariats

Wegen der grundsaetzlichen Bedeutung des Konflikts und des Umgangs mit Professor Georg Lind, veröffentlichen wir das juengste Schreiben des ehemaligen Hochschullehrers im Wortlaut.

Sehr geehrte Frau Günther,

als Justitiarin der Universität Konstanz haben Sie die Abschaltung meiner Webseite zum 22. Okt. 2020 verfügt, ohne mich anzuhören. Sie werfen mir vor, dass ich auf meiner Web-Seite, die von der Uni Konstanz gehostet wird, private Inhalte verbreite, und ordnen daher deren Schließung innerhalb von drei Tagen an.

Ich widerspreche Ihrer Darstellung entschieden und fordere Sie auf, meine Moral- und Demokratie-Webseite nicht zu schließen. Wie schon gesagt, habe ich die schriftliche Zusicherung des vormaligen Rektors der Uni Konstanz, Prof. Ulrich Rüdiger, dass ich als habilitierter Angehöriger der Universität ihre Einrichtungen auch in meinem Ruhestand weiter nutzen kann. Er schreibt: “Ihren Bitten in Bezug auf die Möglichkeit der Weiternutzung von Bibliotheksausweis, E-mail-Account und Webspace kann sicher ohne weiteres entsprochen werden.” (11.1.2010)

Meine Webseite dient ausschließlich Forschung und Lehre. Sie wird von vielen Studierenden, Dozenten und Forschern weltweit intensiv für ihre Forschung und Lehre genutzt. Das machen Sie mit Ihrer Verfügung alles kaputt.

Sagen Sie bitte, welche Publikationen Ihrer Meinung nach private Inhalte sind, und warum Sie es nicht für nötig hielten, mich vor einer solchen Maßnahmen anzuhören? Falls Sie Inhalte gefunden haben, die Ihnen anstößig vorkommen, hätten Sie mir diese nennen und um Abhilfe bitten können.

Dass meine Forschung und Lehre und die Pflege meiner Webseite seit meinem Ruhestand großenteils durch mich selbst finanziert wird, macht sie nicht zu einer privaten Angelegenheit. Ich nutze sie nicht für private Erwerbszwecke, außer dass ich meine Bücher dort ankündige, wie das andere Wissenschaftler auch tun.

Ich verdiene nichts an meiner Webseite. Im Gegenteil, ich bringe sehr viel Geld und Zeit für meine Forschung und Lehre auf sowie für die Pflege meiner Webseite.

Die Webseite, die ich in den letzten vierzig Jahren aufgebaut habe, ist mein unentgeltlicher Beitrag zur Erhaltung von Moral und Demokratie und zum wissenschaftlichen Ruf der Universität Konstanz. Mein Moral-Kompetenz-Test wurde in 40 Sprachen übersetzt und wird seit 1977 weltweit in der Forschung eingesetzt – unentgeltlich!

Meine Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion, die auch von der Stadt Konstanz gefördert wurde, wird ebenfalls weltweit eingesetzt, auch unentgeltlich. Ich habe sie nur deshalb als Marke registrieren lassen, damit kein Missbrauch mit ihr betrieben wird.

Wenn die von Ihnen ohne jede Anhörung angeordnete Schließung meiner Moral- und Demokratie-Webseite publik wird, wird sie dem Ansehen der Universität Konstanz erheblich schaden. Bereits die von Ihnen ohne jede Anhörung angeordnete Schließung meiner Mailing-Liste “Bildungs_Info” hat viel Empörung ausgelöst.

Diese Schließung wird auch die Forschung auf diesem Gebiet erheblich behindern, da ich als Wissenschaftler führend auf dem Gebiet der Moral- und Demokratiekompetenz bin und zahlreiche Forschungsarbeiten berate. Das zeigen allein schon die vielen Aufrufe meiner Webseite und meines Eintrags bei “Research Gate”.

Für mich ist Ihre Anordnung eindeutig privat motiviert. Sie möchten eine kritische Stimme zu den Lockdownmaßnahmen abstrafen, die Ihnen persönlich nicht passt. Sie möchten meinen Einsatz für Moral und Demokratie behindern. Das ist mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar. Ich halte das für einen Missbrauch Ihrer Dienststellung.

Inzwischen ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie mich an der Uni als Rechtsradikalen u.ä.m. diffamieren. Der Vater eines Studierenden hat sich mir gegenüber darüber entsetzt gezeigt. Haben Sie dafür das Plazet des Senats der Universität Konstanz?

Die Ministerin für Wissenschaft, Theresa Bauer, schreibt auf ihrer Webseite: Für [Wissenschaft und Kunst]  ist Freiheit die Grundvoraussetzung. Die Freiheit zu forschen, zu denken und kreativ zu sein, zu ermöglichen, ist Aufgabe der Wissenschafts- und Kulturpolitik. Wie passt das mit der Zensur meiner Webseite zusammen?

Dr. Georg Lind

Zur Information: Der bisher letzte Brief der Uni-Justitiarin
vom 19. Oktober 2020:

Sehr geehrter Herr Lind,
eine inhaltliche Überprüfung der Websiter www.uni-konstanz.de/ag-moral/ sowie der dazugehörigen Unterseiten hat ergeben, dass Sie die Website der Universität Konstanz auf unzulässige Art und Weise nutzen,  um private Inhalte zu verbreiten und Ihre privaten Erwerbszwecke zu fördern. Dies widerspricht dem Zweck der Universitätswebsite und führt zur Irreführung der Nutzer.
Ich habe Sie daher hiermit aufzufordern, sämtliche von Ihnen eingestellten Inhalte auf der Website www.uni-konstanz.de/ag-moral/ sowie der dazugehörigen Unterseiten bis spätestens zum 22.10.2020 zu entfernen. Nach Ablauf dieser Frist werden die Inhalte gelöscht.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Günther

Siehe auch: “dornroeschen.nu” vom 21. September 2020



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Ein Kommentar

  1. 1. Julia Wandt, Universität Konstanz | http://www.uni.kn

    Zu dieser und der Berichterstattung vom 21.09.2020 ist uns seitens der Universität Konstanz Folgendes wichtig:

    Herr Dr. Lind ist kein ordentlicher Professor, er hat
    daher keine über den Ruhestand verbundenen Rechte an der Nutzung der
    universitären Infrastruktur.

    Herr Lind arbeitet nicht mehr für die Universität Konstanz. Nach
    eigenen Angaben geht er einer freiberuflichen privaten und
    kommerziellen Tätigkeit als Autor und Lehrerausbilder nach, die er auf
    der Website der Universität Konstanz bewirbt. Insbesondere vermarktet
    er die “Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion”, die er als Marke
    eintragen ließ und für welche er ein kommerzielles Lizenzsystem mit
    zeitlich befristeten Unterlizenzen entwickelte, was nicht nur dem
    Grundsatz widerspricht, dass mit öffentlichen Mitteln geförderte
    wissenschaftliche Erkenntnise möglichst frei zugänglich sein sollten,
    sondern auch in der konkreten Ausgestaltung und Bewerbung durch Herrn
    Dr. Lind rechtlich bedenklich war. Daneben bewarb Herr Dr. Lind seine
    Seminare, seine eigenen Bücher sowie fremde kommerzielle Bücher.

    Diese Nutzung ist mit dem Zweck der Website der Universität Konstanz
    nicht zu vereinbaren. Nach der Netznutzungsordnung der Universität
    Konstanz ist eine private kommerzielle Nutzung nicht zulässig. Die
    Website der Universität dient ausschließlich den Berechtigten zur
    Informationsbereitstellung im Rahmen ihrer Aufgaben in Forschung,
    Lehre, Dienstleistung und Verwaltung.

    Wir haben Herrn Dr. Lind daher ausreichend Gelegenheit gegeben, seine
    Inhalte auf eine eigene, private Website umzuziehen.

    Ich hoffe, dass diese Informationen zur richtigen Einordnung dieser Angelegenheit beitragen.

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