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22. April 2021 | Zur Kritik kommt der Spott

Corona und Politiker sorgen weiter für Durcheinander

Konstanz/Berlin/London/Madrid (gro) Tagtäglich wird gestorben, und zwar immer. Das ist gut so, denn andernfalls würde sich die Menschheit teilweise selber auffressen müssen, um überleben zu können. In Deutschland liegt die durchschnittliche tägliche Sterblichkeitsrate gewöhnlich bei etwa 2200 Personen. Nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehen dabei derzeit ungefähr 150 bis 200 Todesfälle aufs Konto von Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Ähnlich viele Menschen kommen zum Beispiel durch Blutvergiftungen um, viele davon nach Unfällen aller Art in Notaufnahmen von Krankenhäusern. Das Starren auf so genannte Inzidenzzahlen ist problematisch. Das geht auch daraus hervor, dass trotz der ausgerufenen Pandemie nach aktuellen RKI-Berechnungen in der 12. Kalenderwoche (vom 22. Bis 28. März 2021) mit täglich 1033 Toten durchschnittlich immerhin 514 weniger Menschen gestorben sind als in der 12. Kalenderwoche des vergangenen Jahres mit täglich durchschnittlich 1547 Todesfällen.

Im Bundesamt für Statistik wird jeder Tag erfasst

Wer solche Zahlen prüfen möchte, kann sich beim Bundesamt für Statistik in Wiesbaden (kostenlos) informieren. Und zwar auch über die deutsche Sterblichkeitsrate eines jeden Tages, auch wenn der Tag Jahre zurückliegt. Die Politik nimmt davon anscheinend wenig Notiz, jedenfalls nicht in Deutschland. Sonst würde sie den Bürgern nicht so viel Angst machen und nicht so viel Durcheinander anrichten. Dass es auch anders geht, zeigen Länder wie Südkorea, Taiwan, Dänemark, Neuseeland, die Niederlande, auch die Schweiz, Portugal und Teile Spaniens. Dass Deutschland weder mit Tests noch mit Anti-Corona-Impfungen zügig voran kommt, sorgt für anhaltenden Spott im Ausland.

Die Gouverneurin ist die Heldin der Madrilenen

Die Heldin Spaniens ist Isabel Diaz Ayuso (Bild: wiki), 42, Gouverneurin des Bezirks Madrid und von der Partei der Konservativen. Gefeiert wird sie immer wieder, weil sie sich seit Monaten erfolgreich gegen alle scharfen Lock-Down-Pläne der Zentralregierung unter Ministerpräsident Pedro Sanchez, einem Sozialisten, stellt und so für ein nach wie vor lebendiges, schwungvolles Miteinander in der Hauptstadtregion sorgt. Die Corona-Fall-Zahlen lagen dort in den vergangenen Monaten teilweise unter jenen wesentlich strenger reglementierter Bezirke Spaniens, sind in jüngster Zeit zwar teilweise deutlich gestiegen, liegen aber trotz geöffneter Handelsläden, Cafes, Bars, Restaurants, Kleinbühnen, und Konzertveranstaltungen allgemein im Rahmen der Fallzahlen in den übrigen Landesteilen.

Nicht pauschal, sondern selektiv

Typisch für die Länder, in denen Lockdowns wenig Chancen haben, ist, dass nicht pauschal gegen die Pandemie vorgegangen wird, sondern strikt selektiv. Das heisst: gezielt gegen besonders gefährdete Gruppen und Einrichtungen, und zwar gegenüber möglichst genau erfassten Gefahrenquellen und plausiblen und transparenten Grundsätzen, dann aber mit Konsequenz. Darauf macht unter anderem Julian Nida-Rümelin aufmerksam. Der Philosophie-Professor und Politikwissenschaftler, der als Kulturstaatssekretär in der Regierung Schröder tätig war, hat zusammen mit seiner Frau Nathalie Weidenfeld ein Buch zum Thema geschrieben („Die Realität des Risikos“ – Der vernünftige Umgang mit Gefahren, Piper-Verlag 2021). Darin rechnen Nida-Rümelin und Weidenfeld ab mit dem verfahrenen Krisenmanagement der gegenwärtigen deutschen Regierungen. Der Saarländische Rundfunk sendete dazu (moderiert von Redakteurin Sonja Marx) unlängst einen Bericht. Tenor von Buch und Sendung: Es geht auch ohne Lockdown.

USA erreichen die 200-Millionen-Impfquote

In den Niederlanden geht es ab kommenden Mittwoch recht locker zurück zu mehr Offenheit, seit knapp einer Woche ist das bereits wieder so in der Schweiz. Und auch in Dänemark wird der Lockdown wohl bald weitgehend zurück genommen. Ganz zu schweigen von Chile, Israel und den Vereinigten Staaten, wo demnächst in der Bevölkerung die von Joe Biden versprochene 200-Millionen-Marke an Geimpften erreicht wird. Währenddessen versuchen sich deutsche Gesundheitspolitiker damit zu brüsten, dass in ihrem Land, wo Anti-Covid-Impfstoffe zuerst entwickelt worden waren, demnächst, wenn alles ganz gut geht, 35 Millionen Menschen immunisiert sein könnten. Der deutschen Politik, fürchtet da Nida-Rümelin, fehlt es unter anderem offenbar auch am Verständnis für mathematische Systematik.

Der Renner in England ist ein deutscher Facebook-Eintrag

Es ist ausgerechnet ein aus Deutschland stammender Facebook-Eintrag, der im Vereinigten Königreich derzeit Karriere macht. Er handelt von der versemmelten Beschaffungspolitik der Bundesregierung in Sachen Schutzausrüstung inklusive Masken fürs Pflegepersonal: Der Eintrag spiesst das unsinnige System der so genannten Inzidenzen auf und bringt Entscheidendes auf den Punkt. Der Eintrag wurde uns von Gwendo B., einer bei London lebenden Leserin von dornroeschen.nu, übermittelt und wartet mit folgendem Hinweis auf:

Spezielle Inzidenz im Deutschen Bundestag

Von 709 Abgeordneten

stehen 12 unter Korruptionsverdacht!
Das entspricht einer
Inzidenz von 1693.

Wir sollten

Vorsichtshalber alle
einsperren bis der
Wert unter 25 ist.



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5 Kommentare

  1. 1. Kurt-Christian Tennstädt

    Warum verbreitet Dornröschen solchen Unsinn?

    Zitat. “Das geht auch daraus hervor, dass trotz der ausgerufenen Pandemie nach aktuellen RKI-Berechnungen in der 12. Kalenderwoche (vom 22. Bis 28. März 2021) mit täglich durchschnittlich 1033 immerhin 514 weniger Menschen gestorben sind als in der 12. Kalenderwoche des vergangenen Jahres 2020 mit täglich durchschnittlich 1547 Todesfällen. …
    Wer solche Zahlen prüfen möchte, kann sich beim Bundesamt für Statistik in Wiesbaden (kostenlos) informieren. Und zwar für die deutsche Sterblichkeitsrate eines jeden Tages, auch wenn der Tag Jahre zurückliegt. Die Politik nimmt davon anscheinend wenig Notiz, jedenfalls nicht in Deutschland.”

    Der Rückgang der Sterbezahlen ist auch aus zwei Gründen TROTZ hoher Corona-Infektionen erklärlich: 1. Es gab (dank der Schutzmaßnahmen) diesen Winter nahezu keine schweren Grippefälle (die sonst auch zu vielen Toten führen), 2. dank der Impfungen der über 80-jährigen gibt es auch in dieser Gruppe deutlich weniger Todesfälle (und in dieser Gruppe war die Sterbequote besonders hoch). Und schließlich geht es auch um die Situation in den Krankenhäusern und Intensivstationen - vielleicht informiert sich Dornröschen dort einmal aus erster Hand.

  2. 2. Erich Gropper

    Sehr geehrter Herr Tennstädt, anscheinend habe ich mich im Zusammenhang mit der Wiedergabe von Sterbefallzahlen nicht ausreichend erhellend ausgedrückt. Es geht nicht nur um die Zahlen an sich bei solchen Bilanzierungen, sondern, gerade beim Auftreten von Massenerkrankungen, um Zusammenhänge und Vergleiche mit andern Infektionen. Professor Nida-Rümelin hat dieses laufende Versäumnis der Regierungsinstitutionen in seinem Beitrag deutlich und anschaulich dargestellt, so dass ich der Auffassung war, auf eine Wiederholung in meinem Text verzichten zu können. Erlauben Sie mir deshalb bitte den Hinweis, dass sich Nida-Rümelins Ausführungen am Ende des 4. Absatzes hinter dem rot eingefärbten Satz (einem Link) “verstecken”, und zwar unter dem Titel “Es geht auch ohne Lockdown”. Einfach anklicken!

  3. 3. Kurt-Christian Tennstädt

    Nur noch zwei Hinweise dazu:
    –> Schauen Sie aktuell nach Indien.
    –> Besorgen Sie sich die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts “In Deutschland sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie fünf Prozent mehr Menschen gestorben als im Jahr zuvor” (und das trotz ausgefallener Grippewelle).
    Der Text ist tendenziös, nicht objektiv und verharmlosend.

  4. 4. Der tägliche Leser

    Enthält eine Ãœberschrift das Wort “Corona” lese ich i.d.R. nicht mehr weiter. Fällt im TV das Wort “Corona” zappe ich i.d.R. weiter. Warum? Alle und jeder hat dazu mittlerweile eine Theorie. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur eine Theorie. Ob Virologen, ob Ärzte, ob Politiker, ob Journalisten, ob…, ob…, ob…, usw. Viele Theorien bei exakt null bewiesenem Wissen. Wie auch? Woher auch? Ist ja schließlich alles neu. Mein Fazit: Weitermachen! Alles hat ein Ende nur die…. .

  5. 5. Erich Gropper

    @Kurt-Christian Tennstädt

    Pardon, Sie haben sich vertan. Ich hatte (im Hinblick auf die täglichen Sterbefälle in Deutschland) das Jahr 2020 mit dem Jahr 2021 verglichen; Sie bemühen nun in Ihrer Replik auf meinen Kommentar den Vergleich von 2019 mit 2020. Kann vorkommen. Sie werden mir aber deswegen wohl oder übel zustimmen müssen, dass meinerseits weder irgend etwas verharmlosend noch tendenziös angemerkt worden ist - anders als bei Ihnen.
    Daran muss ich ferner erkennen, dass Sie nicht die Gelegenheit gefunden haben, sich die Ausführungen von Professor Julian Nida-Rümelin zu Gemüte zu führen. Nida-Rümelin weist unter anderem darauf hin, durch die weltweiten Lockdown-Massnahmen bestehe nach Schätzungen der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) die akute Gefahr, dass sich die Opferzahl der Hungertoten in der Dritten Welt um “bis zu 30 Millionen” (in Worten: dreissig Millionen) Menschen erhöhen dürfte. Ich finde, sehr geehrter Herr Tennstädt, dass wir gar nicht so furchtbar weit auseinander sind. Auch wenn das in manchen Momenten irgendwie seitenverkehrt aussehen mag.

    @dem täglichen Leser

    Genau, geht mir auch so. Die Flut der Informationen ist zumindest auf den ersten Blick überwältigend und unübersichtlich. Andererseits hat es noch nie so viele Möglichkeiten gegeben, sich Informationen zu beschaffen, und zwar auf kinderleichtem, spottbilligem Weg. Umso wichtiger wird die gute alte Kommunikation: der Austausch von Erkenntnis und Wissen, bei dem man sich in Augen schaut - und besser als jeder KI-gesteuerte Supercomputer erkennt, was fair vermittelt, ehrlich weiter gegeben oder erstunken und erlogen ist.

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