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20. Juni 2021 | Osman Dogru neuer Gemeinderatspräsident

Der höchste Kreuzlinger kommt aus Ostanatolien

Konstanz/Kreuzlingen (gro) Osman Dogru ist zum neuen Gemeinderatspräsidenten Kreuzlingens gewählt worden. Der SP-Mann, der einst als Bub aus Ostanatolien in die Schweiz kam, ist damit für ein Jahr der oberste Politiker der Nachbarstadt. Der „neue höchste Kreuzlinger“, so das Schweizer „Tagblatt“, habe bei seiner Amtsübernahme „starke Gefühle“ gezeigt.

Stehender Applaus für Osman Dogru

So „sehr bewegt“ sei Dogru gewesen, dass er seine Rede „nur mit einiger Mühe“ habe halten können. Sichtlich gerührt schilderte Osman Dogru laut dem „Tagblatt“, wie er einst in die „wunderbare Stadt Kreuzlingen“ kam und da seine Heimat fand. Die Gemeinderatskollegen haben die tränenreiche Ansprache Dogrus mit stehendem Applaus quittiert. Das Stadtparlament hatte Osman Dogru zuvor mit 30 Stimmen der 37 anwesenden Gemeinderäte zum Nachfolger von Alexander Salzmann (FDP) gewählt.

„Das macht ihn zum echten Kreuzlinger!“

Zu den Gratulanten gehörten die Junioren der AS Calcio, die ihrem Fussballtrainer Glückwünsche übermittelten, einem Mitbürger, der als 10-jähriger Junge aus dem fernen Osten der Türkei in Kreuzlingen mit dem Fusballspielen gegonnen hatte. SP-Fraktionssprecher Ruedi Herzog lobte Dogrus grosses Engagement, das „ihn zum echten Kreuzlinger macht“. Dogru wird nicht zuletzt geschätzt wegen seiner Jugendarbeit.

Eine Säule für das Gelingen von Integration

Nicht von ungefähr wird in Kreuzlingen seit über 25 Jahren das Internationale Jugendfussballturnier der Schweiz ausgerichtet. Der AS Calcio ist mit 350 Mitgliedern einer der grössten Vereine Kreuzlingens und fraglos eine der Säulen gelungener Integrationsarbeit – in einer Stadt, die aktuell rund 55 Prozent Ausländeranteil hat (Konstanz hat etwa 13 Prozent).

Salzstreuer von Salzmann für die Ratsmitglieder

Dogrus Vorgänger im Präsidentenamt (das jeweils auf ein Jahr befristet ist) war Alexander Salzmann (FDP). Wegen der vermaledeiten Pandemie konnte er keine einzige Sitzung im Kreuzlinger Rathaus leiten. Salzmann verabschiedete sich laut „Tagblatt“ unter anderem „mit Selbstironie“: Als „pingelig und überkorrekt“ sei er vor Amtsantritt betitelt worden. Trotzdem hoffe er, „dass es Ihnen doch gefallen hat mit mir“. Er beschenkte die Ratsmitglieder mit je einem Salzstreuer „für die politische Würze“.



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3 Kommentare

  1. 1. Bruno Neidhart

    Das ist prima! Wobei mindestens in Orten mit großem Ausländeranteil als Integrationsmotor auch ein Stimmrecht gehören könnte. In der Schweiz ist diese Möglichkeit von Kanton zu Kanton verschieden organisiert, ebenso innerhalb von Gemeinden. Generell sind die Kantone und Gemeinden in der Romandie zugänglicher - etwa in Genf/Genève, Neuenburg/Neuchâtel, Waadt/Vaud. Der Kanton Thurgau “hat noch Mühe” mit einer entsprechenden Regelung. Hängt nicht zuletzt von der parteipolitischen Zusammensetzung der Räte ab. Kreuzlingen besitzt bis heute lediglich einen Ausländerrat mit beratender Funktion. Auch schon gut - aber ausbaufähig!

    Sinnvolle Integrationsarbeit macht übrigens auch der Fussballstammverein der Stadt, der FC Kreuzlingen 1905. Exakt dieses Wochenende führte er ein Internationales Jugendfussballturnier durch. So ist Sport allgemein - nicht nur in Kreuzlingen - eine große Stütze der Integration. Das muss man wissen, um Sport gesellschaftspolitisch einordnen zu können. Osman Dogrun ist ein Beispiel. Das wissen auch die Sieben, die ihn nicht gewählt haben!

  2. 2. chris weiss

    Lieber Herr Neidhart - Kreuuzlingen kann kein Ausländerstimmrecht auf Gemeineebene einführen. Keine Thurgauer Gemeinde kann das. Dafür fehlt eine juristische Grundlage in der Kantonsverfassung - eine solche wiederum wurde vom Grossen Rat mehrheitlich verweigert, als die damals neue Verfassung erarbeitet wurde (ca. 35 Jahre). Kreuzlinger Abgeordnete haben parteiübergreifend vor etwa zehn Jahren versucht, das zu ändern - sind aber im Grossen Rat gescheitert. Derzeit wollen KreuzlingerInnen wohl wieder einmal einen Anlaufe nehmen. Vermutlich leider wieder vergebens, denn die SVP stellt die mit Absrand grösste Fraktion und ist jederzeit in der Lage zusammen mit anderen GegenerInnen das Anliegen abzuschmettern.

  3. 3. Bruno Neidhart

    Ja, chris weiss, so habe ich es eigentlich beschrieben: der Kanton wäre letztlich zuständig. Und Kreuzlingen könnte im weiteren Ausbau von “beratender Funktion” noch einiges kreativ drauflegen, ohne den Kanton zu brüskieren. Dass sich Kreuzlingen in Frauenfeld wiedermal bemüht, eine Änderung zu erreichen, ist löblich. Wer dort besonders kein Interesse hat, beschreiben sie gut. Festzuhalten wäre noch, dass selbst einige Gemeinden in Appenzell-Ausserrhoden das Ausländerstimmrecht auf kommunaler Ebene kennen. Whow! Da haben welche etwas gelernt seit der verspäteten (1989) Einführung des Frauenstimmrechts.

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