Dornröschen » Blog Archive » Georg D`Silva: Der Kubaner, der auch mit der Tube malt
Leserkommentare
 
Sponsoren
19. September 2021 | Vom Malecòn ins Konstanzer Musikerviertel

Georg D`Silva: Der Kubaner, der auch mit der Tube malt

Konstanz (gro) Die Liebe hat ihn an den Bodensee geweht. Aus dem mittleren Süden des Atlantiks bis nach Konstanz. Vom Malecòn, der weltberühmten Seepromenade Havanas, bis ins Musikerviertel. Georg D`Silva spielt ganz gut Klavier, seine Leidenschaft aber ist die Malerei. Er wohnt mit seiner Tochter in Wollmatingen. Dazu hat ihm eine wunderbar weltoffene Konstanzer Familie vor einigen Monaten in ihrer Villa, in einem lauschigen Winkel des Konstanzer Musikerviertels, einen Platz zum Malen eingeräumtt, wo er Zeichnungen, Kleinskulpturen und grossformatige Bilder erschafft, eines davon, ein reliefbildendes Portrait aus Zehntausenden von Punkten, direkt aus Tupfern von Farbtuben in vielen Wochen entstanden. Georg D`Silva hat auch schon ein Buch geschrieben. Trotz seiner zarten 40 Jahre verfasste der Kubaner seine Biographie (zumindest deren ersten Teil). „Ich habe schon so unglaublich viel erlebt“, sagt Georg D`Silva, „da musste ich das endlich aufschreiben“.

Touristen waren seine Kunden

„Wir waren und sind fast alle arm auf Kuba“, sagt Georg D`Silva, der seit über 10 Jahren in Konstanz lebt. Wenn die kubanische Regierung etwas springen lässt, dann für den Ausbau des Tourismus“ - und deren Unternehmer. Auch D`Silva profitierte vom Tourismus. Auf dem Malecòn bot er seine Bilder, als die USA die Insel noch nicht abgesperrt hatten, einem internationalen Publikum an. Und machte gute Geschäfte für sich und seine Familie. Typisch karibische Motive, dazu farbstarke „naive“ Malerei. Man erkennt (oder erahnt) Vorbilder: Etwa Arbeiten von Edouardo de la Cruz, vom farbmächtigen Salvador Gonzales Escalona oder vom frühen Wilfredo Lam. Auch Dali und Picasso dürften D`Silva inspiriert haben. Georg D`Silva hat keine akademische Ausbildung. Trotzdem wirken Bildgestaltung und Pinselführung gelegentlich altmeisterlich, also supergenau, durchdacht, licht-, schattengerecht und weihevoll. Das mag daran liegen, dass D`Silva seine malerischen Fähigkeiten mit Bleistift- und Farbstiften schon im Alter von 8 Jahren begonnen und dann kontinuierlich weiter entwickelt hat. Seine Familie mit Musikerinnen, Tänzern und Theaterkünstlern hat ihn hinein in die Welt der Stift- und Flüssigfarben unterstützt. Zuvor hatte er sich „auf der Strasse behaupten, als ein „ninho della calle“, durchsetzen müssen.

Der Ostwind kam mit einer Konstanzer Lehrerin

Die nächste Wende in D`Silvas Leben ereignete sich durch die Begegnung mit einer Konstanzer Pädagogin (besser: Lehrerin) in Havana. Sie, eine Konstanzerin, war auf der Karibikinsel im Zuge eines Kultaustauschprogramms tätig. „Man“ verliebte sich, „man“ heiratete – und Georg D`Silva war dann am Bodensee. Da war`s dann mit dem „man“ einige Zeit später zu Ende, beziehungsweise so, dass „man“ sich wieder trennte. „Wir sind aber nach wie vor beste Freunde“, beteuert Georg D`Silva. Inzwischen haben sich Fans und Getreue zusammen gefunden, die für Georg D`Silva demnächst eine Ausstellung organisieren wollen. „Ich glaube, ich bin das dieser gastfreundlichen Stadt schuldig“, sagt der Kubaner.

Bild: Frieder Schindele



 Kommentieren    Trackback    Drucken

Noch keine Kommentare

Neuen Kommentar schreiben ...