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14. April 2022 | Für Zogelmänner ist parken schöner als chillen

Wie mit der Flinte auf der Jagd nach dem Sonntags-Braten

Konstanz (gro) Da wird seit bald vier Jahren mit Hilfe von öffentlichen Mitteln, politischem Engagement und so genannter Bürgerbeteiligung „voruntersucht“, wie sich die Lebensqualität im Stadtteil Stadelhofen verbessern lässt – um festzustellen, dass selbst kleine Korrekturen massive Dissonanzen zeitigen: Die Zogelmänner wollen ihre paar Parkplätze unbedingt behalten. Es geht dabei um den zeitweisen Wegfall von gerade einmal sechs (!) Parkplätzen. In einem Stadtgebiet, in dem während der vergangenen zwei Jahrzehnte über 200 neue Auto-Stellplätze entstanden sind und wo in absehbarer Zeit mindestens ebenso viele Parklätze neu gebaut werden sollen. Und das in einer Zeit, in der dank einer immer noch übermächtigen, verbrennungstechnisch orientierten Industrie-Lobby verschleiert werden kann, dass der so genannte Individualverkehr heutiger Übung vor dem Absaufen steht. Als gingen wir samstags noch immer mit der Flinte in den Wald, um den Sonntagsbraten zu besorgen.

Mobilität, wie wir sie kennen, wird verschwinden

Mobilität, wie wir sie kennen, wird sich dank dem Ausbau der Informationstechnik im Zusammenwirken mit Künstlicher Intelligenz (KI) und dem fast alles durchdringenden Steuerungsvermögen komplexer Gerätschaften und Abläufe radikal anders organisieren. Gebremst wird die Entwicklung durch geringere Wertschöpfung (auf der Kapitalseite) und den ebenso radikalen Abbau von Personalbedarf (auf der sozialen Seite). Doch statt für die frei werdenden Kräfte Konzepte zu entwickeln, werden allein durch Rechthabereien massenhaft Ressourcen versemmelt, obwohl es auf dieser Welt mit ihren Flüchtlingswellen, durchgedrehten Militärs, Seuchen, Naturkatastrophen und Hungersnöten genug zu tun gäbe.

Carl Zogelmann würde sich im Grab umdrehen

Carl Zogelmann jedenfalls wird sich im Grab umdrehen, falls er mitbekommt, was sich in dem Strässchen abzeichnet, dem einst sein Name gegeben wurde. Der Mann, der im 19. Jahrhundert das Kunststück fertig brachte, sowohl als erfolgreicher Kaufmann wie als revolutionärer Reformer von sich reden zu machen und dabei auch noch 80 Jahre alt zu werden, er würde die eine oder andere grüne Oase in seiner Gasse freudig begrüssen, das dürfte sicher sein. Wie könnte jemand auch etwas dagegen haben, ganze sechs von über 3000 Abstellplätzen für Blechkarossen im historischen Konstanzer Stadtkern in kleine, aber gemütlich-feine Oasen zu verwandeln - und sei es jedes Jahr nur von April bis Ende Oktober. Die Stadtverwaltung bietet sogar an, dabei zu helfen und eigentlich hatte Zogelmann selig, auch so viel dürfte sicher sein, neidvoll enttäuschte Proteste aus anderen Ecken, Enden und Gassen der grössten und immer noch schönsten Stadt am Bodensee erwartet.



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