Konstanz (gro) Das Getümmel ganz weit unten, vor sich ein „Drei-Gänge-Menu mit korrespondierenden Weinen“ und beste Sicht auf das grösste Feuerwerk am Bodensee: Dieses Erlebnis lässt sich für Samstag, den 13. August, für 160 Euro erwerben. Das Konstanzer Seenachtfest, das über sechs Jahrzehnte lang von einem städtischen „Organisationskommitee“ ausgerichtet worden ist, ist von den neuen Veranstaltern für „Very Importants Persons“, also für so genannte „VIPS“ entdeckt worden. Für 160 Euro wird man am 13. August zum „Ehrengast“ auf der oberen Terrasse des Konzilsgebäudes, inklusive einem nahe gelegenen Auto-Abstellplatz.

Vorsicht bei Longdrinks

Die obere Terrasse am bald 700 Jahre alten Konzilsgebäude war früher vor allem den städtischen Honoratioren vorbehalten: hohen, höheren und gehobenen Beamten sowie den Ratsherren und ihrem familiären Anhang, natürlich auch den Bürgermeistern, dem Oberbürgermeister sowie Vereins- und Verbandsfunktionären. Ein gewisser Anhang ist immer noch willkommen. Pro Kind ab 15 sind vom „Ehrengast“ 75 Euro zu berappen. Und eine gewisse Vorsicht ist gegenüber den Getränken geboten: Im Gegensatz zu den „korrespondierenden Weinen“, die im Menu-Preis inbegriffen sind, müssen „Longdrinks und Digestivs“ (und wohl auch Colas und Fantas) extra bezahlt werden.

Tod auf dem Scheiterhaufen

Mit ihrem besonderen Leistungsangebot treten die Veranstalter in Konkurrenz zum Steigenberger Inselhotel, seit Jahrzehnten Zuflucht von Liebhaberinnen und Fans einer kunterbunten, wohltuend und aufregend vitalen Konstanzer Nacht. Deren Ehrengästen könnte man sagen, dass sie sich an einem Ort gehen lassen, an dem einst der so genannte „Hexenhammer“ entstand, eine üble Textsammlung, die tüchtigen, aber allfällig, womöglich aus Leidenschaft, fehl getretenen Frauen auf dem Scheiterhaufen den Tod als angebliche Hexen brachten.