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26. September 2022 | Rechtsruck in Italien

Mit einer Schwäche für Benito Mussolini

Konstanz/Rom (gro) Zum ersten Mal soll eine Frau in Rom regieren: Giorgia Meloni, 45, seit 2014 Chefin der postfaschistischen „Fratelli d`Italia“ (FdI). Meloni, die Mussolini nach wie vor als „grossen Staatsmann“ verehrt, hat am Sonntag mit ihrer Partei über 24 Prozent der Stimmen eingeheimst, Putin- Bewunderer Matteo Salvini und seiner „Lega“ 8,5 Prozent abgeluchst, dazu 8 Prozent von Berlusconis „Forza Italia“ sowie einige Stimmen-straeusse von Splitterparteien. 44 Prozent der Wähler- stimmen des rechts-bürgerlichen Bündnisses kamen so zusammen. Das reicht für die absolute Mehrheit der Sitze im italienischen Parlament. In der Konstanzer Partnerstadt wird sich dadurch kaum etwas ändern.

Am Dienstag eine Spezialausgabe des “Cittadino”

Bei der Wahlbeteiligung liegt Lodi mit knapp 60 Prozent etwas über dem landesweiten Trend. Die Stimmen sind ähnlich verteilt wie im Land. Enrico Lettas PD (Sozial- demokraten) kam italienweit auf 20,5 Prozent, „Cinque Stelle“ erreichten rund 13 Prozent. Parteipolitisch war die Kommunalpolitik in Lodi nicht gefragt. Die Wahlergebnisse auf städtischem Gebiet und auf Provinz- (Kreis-) Ebene werden heute ab 19 Uhr im „Wahl-Cafè“ des „Cittadino“ (www.ilcittadino.it) in Lodi dargelegt und diskutiert, und am Dienstag in einer Spezialausgabe des gleichnamigen Lokalblatts veröffentlicht.

Die Alten Ägypter hatten ihre Nofretete

Die Alten Ägypter hatten ihre Nofretete, die Deutschen Angela Merkel, die russischen Herrscher ihre Zarin Katharina, die Europäer in Brüssel und Strassburg haben ihre Ursula von der Leyen, die Habsburger hatten ihre Sissi, und bei den Tuareg im Norden der Sahara haben die Frauen bis heute das Heft in der Hand. Höchste Zeit, dass sich das uralte, wenn auch kaum wieder zu erkennende römische Reich, wenigstens in seiner Restform, in die hoheitliche Hand einer Frau begibt.

Italiener mit Rechtsruck für Europa – Lodi im Mainstream

Immerhin hat Giorgia Meloni regelrechte Regierungserfahrung. Neben etlichen Funktionen in Verbänden war sie zum Beispiel fast drei Jahre lang Ministerin für Schule und Sport, und zwar während Berlusconis vierter Amtszeit als Ministerpräsident. Zuvor war Melloni 2006 die jüngste Abgeordnete des Regionalparlaments von Latium (Region um Rom) geworden.

Wandel zur verständnisvollen Partnerin

Die politische Einstellung der wahrscheinlich nächsten italienischen Ministerpräsidentin ist neuerdings geprägt von ausgesprochener Flexibilität. Vom Wechsel aus einer geradezu militant ablehnenden Haltung gegenüber den europäischen Institutionen hat sich Meloni zu einer ausgesprochen verständnisvollen Partnerin gewandelt. Brüssel wird von ihr nicht mehr als „bürokratisches Monster“ bezeichnet, sondern als hilfreiche Institution, und natürlich will sie “die Ministerpräsidentin aller Italiener” sein.

“Zum Faschismus ein entspanntes Verhältnis”

Zum italienischen Faschismus habe sie „ein entspanntes Verhältnis“, sagt Meloni, und sie sei auch bereit, an einer Aufarbeitung jenes „Ventennio nero“, jener „schwarzen Epoche“ von 1925 bis 1945 mitzuarbeiten, bis sich Italien in einem am Ende quälenden Prozess mühsam vom Faschismus befreite. Ob sie auch mithelfen will, die europäischen Möchte-gern-Dissidenten Ungarn und Polen, die sie seit langem unterstützt, in die (europäischen) Schranken zu weisen, hat Giorgia Meloni allerdings noch nicht zu erkennen gegeben.



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