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28. September 2022 | Lodis Sozialdemokraten hielten stand

Der junge Sindaco mit dem Schwarzen Gürtel

Konstanz/Lodi (gro) Den Sieg des rechtpopulistischen Blocks konnte auch Andea Furegato nicht verhindern. Immerhin sorgte das Stadtoberhaupt an der Adda dafür, dass Lodi nicht ganz unterging im neofaschistischen Sumpf, den die „Fratelli d`Italia“ mit Matteo Salvinis „Lega“ und Silvio Berlusconis „Forza Italia“ zusammengerührt hatten. Die Wertschätzung und Beliebtheit des neuen Bürgermeisters, da sind sich politische Beobachter einig, standen massgeblich dafür, dass die PD (der „Partito Democratico“), die italienische Schwesterpartei der deutschen Sozialdemokraten, in Lodi nicht ebenso verheerende Schläge hinnehmen mussten wie etwa Beppe Grillos „Cinque Stelle“, deren Wähler von 24 auf magere 8,5 Prozent zusammengeschmolzen sind. Sindaco Furegato ist Anhänger und Mitstreiter der linksbürgerlichen PD. Der hochgewachsene Sonnyboy, der vergangenen Juni mit 59 Prozent der Stimmen wenige Tage nach seinem 25. Geburtstag zum Oberhaupt der Konstanzer Partnerstadt gewählt wurde, löste die rechtspopulistische Lega-Anhängerin Sara Casanova ab. Furegato hat an der Mailänder Cattolica Università del Sacro Cuore ein Studium in Ökonomie erfolgreich abgeschlossen, ist aktiver Sportler und als Judoka Träger des Schwarzen Gürtels, er arbeitet in einem Banken-Konsortium. Den Sozialdemokraten Lodis sicherte Furegato die 20 Prozent, die sie bisher hatten.

Die Meloni räubert auch im eigenen Lager

Ähnlich wie in der Stadt Lodi verlief lief die Wahl in der Provinz, also im Landkreis Lodi, und selbst im eigenen Block der Rechtsparteien vermochte Giorgia Meloni in Lodi und Umgebung zu räubern: Berlusconis „Forza“, eine Zeitlang stärkste politische Kraft in Norditalien, verlor in knapp vier Jahren an der Adda fast die Hälfte ihrer Wählerschaft, Salvinis „Lega“ büsste etwa 8 Prozent ein und kam nun auf gut 13 Prozent. Melonis „Fratelli“ hoben derweil regelrecht ab, auch im Lodigiano, wo sie sich wie fast überall enorm verstärkten, in Lodi auf über 30 Prozent - auf das Zehnfache (!) der letzten Wahlen, bei denen sie auf gut 3 Prozent gekommen waren. Zusammen mit den Mitstreitern des rechten Spektrums reicht es den Post- und Neofaschisten republik-weit jedenfalls für die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus.

Briefwahl nur aus dem Ausland

Zeit für eine kurze Erläuterung zum italienischen Wahlrecht: Wer bei der Wahl zum Abgordnetenhaus (es gibt auch den Senat, ähnlich dem deutschen Bundesrat) als Einzelpartei oder als Koalition mehr als 40 Prozent der Wählerstimmen einheimst, bekommt zusätzlich 10 Prozent gutgeschrieben, ein Mengenrabatt, der vor etlichen Jahren einführt wurde, auf dass leichter für stabilere Verhältnisse in Rom gesorgt werden könne. Gebracht hat es nicht viel – so wenig wie die Wahlpflicht für die Bürgerinnen und Bürger. Diese Pflicht, vor Jahrzehnten in ein Gesetz gegossen, gilt noch immer, wird aber seit 2006 nicht mehr kontrolliert und verfolgt und deswegen auch immer weniger befolgt. Fast 40 Prozent der wahlberechtigten Italienerinnen und Italiener sind auch am vergangenen Sonntag nicht zur Wahl gegangen. Ein Briefwahlrecht gibt es nur für italienische Bürger, die mit Hauptwohnsitz im Ausland leben.

In Rom den eigenen Tango tanzen

Der Papst kennt natürlich die italienischen Verhältnisse. Darauf angesprochen, so war im Mailänder “Corriere” zu lesen, habe der Heilige Vater gelassen reagiert. Er finde es ja auch etwas problematisch, wenn in 20 Jahren 20 verschiedene Regierungen ans Ruder kämen. Aber so sei er halt, der Mensch, sagte der 85-jährige Argentinier, jeder wolle eben am liebsten „seinen eigenen Tango tanzen“. Bild: Cittadino



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