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27. Oktober 2022 | Ein Journalist will im Contrast aufklären

Wenn sich die extreme Rechte tarnt

Konstanz (gro) In einer dreiteiligen Vortrags-Reihe will der Freie Journalist Sebastian Lipp darüber aufklären, wie sich sich die „moderne Rechte“ tarnt, um Anhänger zu gewinnen. Der erste Abend am heutigen Donnerstag im „Contrast“, der Konstanzer Infokneipe für Jugendkultur, beschäftigt sich vor allem mit dem musikalischen Wandel innerhalb der extremen rechten Szene. Die sei, so sagen die Veranstalter der Aufklärungsreihe, längst nicht nur an Bomberjacke, Glatze und Springerstiefeln zu erkennen. Und Rechte Musik sei nicht mehr nur klassischer Rechtsrock. Beginn im „Contrast“ heute um 19 Uhr, die beiden Folgeabende sind am 3. und 10. November, ebenfalls um 19 Uhr.

Wie erkenne ich den wahren Kern?

Referent im „Contrast“, Gesprächspartner und Aufklärer an den drei Abenden ist der Journalist Sebastian Lipp von „allgäu rechtsaussen“. Er konstatiert: „Die extreme Rechte versucht, in sämtlichen Genres Fuß zu fassen - und Nachschub zu rekrutieren.“ Dies sei so im Öko-Bereich, wo man „die netten und engagierten Landwirt:innen und Öko-Aktivist:innen von nebenan“ mime. Und Verschwörungsideologische Welterklärungsangebote zögen Menschen bis in bürgerliche oder linke Kreise zunehmend in ihren Bann. Das Problem laut Lipp: „Wie erkenne man die Szene „auch da, wo sie sich tarnt?“. Das nötige Wissen hierzu soll in der dreiteiligen Workshopreihe vermittelt und diskutiert werden. Die Veranstaltungen bauen aufeinander auf, sind aber so konzipiert, dass es nicht zwingend notwendig ist, an allen teilzunehmen.

Wenn rechtes Gedenkengut von Noten transportiert wird

Musik, sagt Lipp, sei nach wie vor „essenziell für die extreme Rechte“. Rechtsrock gelte seit Jahrzehnten als Einstiegsdroge Nummer eins, über ihn würden Menschen „an die Szene herangeführt, gebunden und radikalisiert“. Manche Musiker tarnten sich als „unpolitische“ Rocker, um sich in einer Grauzone mit anderen Szenen zu vermischen. „Frei.Wild“ etwa bringe Blut-und-Boden-Ideologie auf die Playlists unzähliger Jugendlicher. Auch im Metal- und Folk-Bereich verbreiten etliche Bands subtil rechtes Gedankengut. Es gehe um die Fragen: „Wie gefährlich sind die Netzwerke rechter Musiker und welchen Einfluss haben sie auf Jugendliche? …Was können wir dagegen tun?“

Von „echten Ökos“ und von „rechten Ökos“

Am 3. November, dem zweiten Info- und Workshop-Abend zur rechtsradikalen Tarnung, geht`s um Land und Märkte. Da scheine die Welt „noch in Ordnung zu sein“. Ein Blick hinter manche Fassade zeige jedoch, warnt Sebastian Lipp: Auch da gebe es „einen braunen Sumpf“. Neonazis und andere rechtsradikale Kräfte würden versuchen, sich innerhalb der ökologischen und esoterischen Szene zu verankern und die „netten Bauern von nebenan“ mimen. Die Frage hier: „Wie können wir „rechte Ökos“ von „echten Ökos“ unterscheiden?

Von den „Bösen“ und der „finsteren Elite“

Am 10. November sind schliesslich im „Contrast“ die „Verschwörer“ an der Reihe, Ihre Mythen sind laut Sebastian Lipp der „Kitt, der nicht nur sämtliche rechte Lager“ mit einander verbinde – sondern für viele den Einstieg schaffe in rechtes Denken, wie es etwa die „Querdenken-Szene“ in den vergangenen Jahren gezeigt habe, die bis in bürgerliche oder linke Kreise Anhänger fand. Wer Verschwörungsideologien „verfallen“ sei, stehe immer auf der „richtigen“ Seite, die „Bösen“ seien immer die anderen. Und schlussendlich gehe es um den Kampf gegen „eine finstere Elite“.

„Mit Journalismus nichts zu tun“

Sebastian Lipp aus Kempten ist nicht von ungefähr einer der meistangegriffenen Journalisten Schwabens. Was er als Öffentichkeitsitsarbeit betreibe, wird ihm etwa von dem Münchener AfD-Landtagsabgeordnten Christoph Maier vorgeworfen, habe „mit Journalismus nichts zu tun“, sondern bestehe vor allem darin, politisch anders Denkende verächtlich zu machen. Es sei nicht die Rechte, die dem demokratischen Gedeihen schade, sondern die redikale Linke, tönt es aus dem Memminger Wahlkreisbüro Maiers, des stellvertretenden Münchener Ausschussvorsitzenden für Verfassung, Recht, Parlamentsfragen und Integration.



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