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7. Februar 2023 | Über 5000 Tote in der Südtürkei und in Syrien

Verheerendes Erdbeben als Friedensstifter?

Konstanz/Adana/Gaziantep/Aleppo (gro) In den Morgennachrichten des vergangenen Dienstags hatte es noch geheissen, dass mit „mindestens 2500 Todesopfern“ zu rechnen sei, die bei zwei Erdbeben der vergangenen Nacht im Norden Syriens und im Südosten der Türkei, auch in und um Adana, ums Leben gekommen seien. Dazu gebe es etwa 15.000 Verletzte. Tausende Gebäude seien zerstört worden, darunter ein grosses Krankenhaus. Es sei eine „Naturkatastrophe biblischen Ausmasses“, hiess es weiter, das „stärkste Erdbeben in der Region seit 100 Jahren“. Das waren Schocknachrichten. Doch inzwischen hat sich die Zahl der Erdbebenopfer fast versechsfacht. Es ist anzunehmen, dass sie durch die Bergung der zahllosen Verschütteten in Aleppo, Gaziantep, in der nordsyrischen Provinz Idlib und in der südöstlichen türkischen Metropole Adana noch weiter steigt. Angesichts der Katastrophe haben eigentliche Feinde zusammengefunden. Wird auf diesem Wege endlich ein besseres, ein menschlicheres Miteinander im Nahen und Mittleren Osten verwirklicht? (Siehe dazu auch die aktuellen Ergänzungen am Ende des Artikels.)

Spontan und bedingungslos

Griechenland hilft dem türkischen Nachbarland gerade ganz spontan und quasi bedingungslos, und das, ohne dass die Streitigkeiten um Gasvorkommen im Untergrund des östlichen Mittelmeers ausgestanden wären; die USA haben schon erste Hilfetrupps auf den Weg ins Katastrophengebiet geschickt – und das parallel zu den Russen, die auch bereits tatkräftige Ersthelferbrigaden in Richtung Syrien abgeordnet haben. Unsere Bundesrepublik will da nicht abseits stehen, das Technische Hilfswerk (THW) soll bereits unterwegs sein mit mobilen Notunterkünften, Notstromaggregaten und Wasseraufbereitungsgeräten. Und aus der benachbarten Schweiz sind in einer Blitzaktion 80 Spezialisten in die Katastrophengebiete abgeordnet worden, um, auch mit Spürhunden, bei der Suche nach Verschütteten zu helfen.

Blut und Schande über Russland

„Es ist“, sagte mir vergangene Nacht ein alter Freund, „als käme die Welt vorübergehend tatsächlich zur Vernunft“. Es sei nur traurig, dass es dafür „derartig viel Leid und Kummer“ brauche. Ich hätte ihm gerne etwas Hoffnung gemacht. Tatsächlich wird es nicht reichen, dass sich zwei tektonische Platten gelegentlich aneinander reiben, Spannungen aufbauen und hin und wieder ungebetene, aber unmässige Oberflächensiedler abzuschütteln versuchen. In Wirklichkeit braucht der Planet Erde eine radikale Umkehr, und die ist immer noch nicht in Sicht, schon gar nicht am fahlen Morgenhorizont des Putinschen Ukrainekrieges, der Blut und Schande über Russland zieht.

Aktuelle Ergänzungen: Bis zum frühen Donnerstagmorgen ist die Zahl der Todesopfer auf über 16.000 hochgeschnellt. Parallel dazu verstärkte sich die Kritik an staatlichen Institutionen. In der Türkei werden Erdogan und die regierende AKP beschuldigt, die seit Jahren geforderte und teilweise längst in Gesetze gegossene Erdbebensicherheit von Neubauten unzureichend kontrolliert zu haben. Durch Korruption seien die Bestimmungen von vielen Baufirmen umgangen worden, nicht zuletzt durch ungerechtfertigte und an Geldschmierereien gemahnende Amnestien im Vorfeld von Wahlen. - In Syrien geriet Despot Baschar al-Assad mit seiner Bath-Partei ins Kreuzfeuer der Kritik. Damaskus habe trotz zahlreicher Warnungen vor drohenden Erdbeben vor allem in Waffen statt in dringend nötige Baumaschinen, sichernde Bauelemente und Hilfsorganisationen investiert - und damit Tausende von Toten verschuldet.



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