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5. März 2023 | Der grossartige Daniel Spoerri demnächst bei Geiger

Den einfachen Dingen ihr Leben wieder geben

Konstanz (gro) Dieser Künstler hat`s mit Fundsachen. Zum Beispiel in Paris, wo er auf dem Flohmarkt an der Porte Clignancourt halb vergilbte Folianten mit aufwendigen medizinischen Grafiken für Anatomiestudenten und angehende Chirurgen entdeckte. Zusammen mit den dahin dämmernden Blättern schuf Daniel Spoerri daraus eine Werkserie: Assemblagen, die weltweit Beachtung fanden. Das war vor 25 Jahren, und zur Besonderheit dieser künstlerischen Intervention gehörte, dass diese Arbeiten nicht etwa in Paris, New York oder London zum ersten Mal zu studieren waren, sondern am Konstanzer Fischmarkt – bei Geiger. Und es geht weiter: Vernissage der neuesten Ausstellung von Werken Spoerris ist dort am Sonntag, 12. März. Wie immer bei Geiger um 11.30 Uhr.

Der Globetrotter ist den Geigers treu geblieben

Die Galerie Geiger ist inzwischen umgezogen, vom Fischmarkt an den Seerhein, doch Spoerri, der Globetrotter, ist ihr treu geblieben: In genau einer Woche ist dort seine „Autobiographie der Objekte“ zu sehen. Es ist eine, im Vergleich etwa zu den Pariser Fundsachen, eher prosaische Kollektion. Und darin liegt ihr Reiz. Denn der Künstler huldigt nun Kochlöffeln und Teddybären und gibt auch trocken gefallenen Regenwürmern, Einlegesohlen oder Puppenhütchen ihr eigentliches Wesen zurück. Dazu spielt Spoerri mit seinen (von ihm erfundenen) „Fallen-Bildern“, seiner “Eat Art” und anderen persönlichen Spezialitäten.

Was wir spüren und erkennen sollen

Man kann sich fragen, ob Daniel Spoerri, der mit zahlreichen Kunst- und Staatspreisen ausgezeichnet wurde, ein mitleidiger Mensch ist, ein Zeitgenosse, der sich schwer tut mit anzusehen, wie das Allermeiste an „Dingen“ über kurz oder lang dem Vergessen, dem grossen Müll anheim fällt. Doch eine solche Frage wäre müssig. Denn Daniel Spoerri ist ein Mann voller Kraft, ein Künstler, der das Leben feiert – und eben deshalb auf das Eigenleben der Dinge, also auf deren eigenes Leben, auf die „Biographie der Objekte“ aufmerksam macht, weil sie, die Dinge, nicht nur Objekte unserer flüchtigen, unverbindlichen Wahrnehmung sind, sondern in sich und in ihrer Ausführung auch das konzentrierte Ergebnis ihrer Entstehung, Verwendung und Vernachlässigung: etwas, das wir spüren, das wir erkennen sollen.

Ah, übrigens: Während seiner Ausstellung in Konstanz, die bisher noch nirgends in Deutschland zu sehen war, fällt Daniel Spoerris nächster Geburtstag: Am 27. März wird er, in aller Frische, sagenhafte 93 Jahre alt. Ob er dazu nach Konstanz kommen kann, ist noch nicht klar. Zur Vernissage allerdings am Sonntag, dem 12. März, das ist vereinbart, kommt Daniel Spoerri in die Galerie am Konstanzer Seerhein.



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