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22. März 2023 | Zum Schweizer Banken-(Un-)Wesen

Der „grosse Schnapper“ und die verflixten Boni

Konstanz/Zürich (gro) Dass mit der Credit Swiss (CS) die zweitgrösste Schweizer Bank absäuft und von der grossen Schwester UBS übernommen wird, ist in diesen Tagen auch in Konstanz bevorzugter Gesprächsstoff. Und erst recht die Boni, die CS trotz der blamablen Pleite an ihre Spitzenmanager zahlen wollte. Schliesslich sind Boni Erfolgsprämien, und die Manager haben ihre Bank nicht zum Erfolg, sondern in den Abgrund gemanagt. Doch die Berner Regierung hat gestern teilweise abgeriegelt: Boni werden nur noch ausgezahlt, wenn sie spätestens zum Jahresende 2022 anfielen. Und der Rest werde auf Sinnhaftigkeit geprüft.

Jahresgeschäft bei 10 Milliarden Franken

Einig ist man sich in Banker-Kreisen, dass der Schweizer Grossbank UBS (der Union de Banques Swisses) am vergangenen Sonntag „in einem Hauruck-Verfahren“ („Handelsblatt“) nicht nur ein „Schnäppchen, sondern ein richtig grosser Schnapper“ gelungen ist. Die UBS habe sich bei den Schweizer Behörden für die Fusion „phänomenale Bedingungen“ erstritten. Zur Erinnerung: Drei Milliarden Franken bezahlt die UBS für den Konkurrenten – dabei wurde allein das jährliche Schweiz-Geschäft der Credit Suisse (CS) von Analysten auf bis zu zehn Milliarden Franken geschätzt. Dazu kommt, dass Bern und Zürich die Fusion mit je 100 Milliarden flankieren.

„Bombastische Marktmacht“

Der UBS werde „eine bombastische Marktmacht“ zuteil, heisst es im „Handelsblatt“, dem führenden deutschen Wirtschaftsjournal. Die Bilanzsumme der UBS betrage demnächst mit 1,7 Billionen Dollar (immerhin 1700 Milliarden Dollar) mehr als das Doppelte des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (Jahressumme des Werts aller Produktion und sämtlicher Dienstleistungen des Landes).

Geschäfte für Regierungen und Mafia

Die Marktmacht einer solchen Bank erwächst nicht nur im Inland, sondern häufig aus illegalen Geschäften im und mit dem Ausland: aus Geschäften, die Gesetzeslücken ausnützen, um eigentlich gebotene Abgaben (Steuern) an die Allgemeinheit zu vermeiden, ferner durch Finanzdienstleistungen für korrupte Regierungen, verbotenen Waffenhandel, Menschenhandel und andere Formen Organisierter Kriminalität. Wie zum Beispiel durch die Finanzgeschäfte für die bulgarische Mafia, wie sie von der CS abgewickelt wurden.

Das Vertrauen ist futsch

Es waren die „krummen“ Geschäfte der CS, die nach dem Motto „sonst machen`s ja doch nur Andere“ geduldet und „übersehen“ wurden, die der bis anhin zweitgrössten Schweizer Bank zum Verhängnis wurden und letzten Endes auch internationales Vertrauen kosteten – ein Prozess, dessen Nacherzählung noch viele Zeitungsseiten füllen wird. Zur weiteren Erinnerung dazu ein Artikel aus dem Archiv von „dornroeschen“, in dem am 13. August 2011, also vor fast 12 Jahren, auf spezielle Praktiken mancher Schweizer Banken aufmerksam gemacht worden ist. Bild: apd

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AUS DEM ARCHIV

13. August 2011 | Nach dem Abkommen Berlin-Bern

Schwarzgeld auf Schweizer Konto? Keine Panik!

Konstanz/Zürich (gro) Wer unversteuertes Geld auf einem Schweizer Konto gebunkert hat, muss auch nach dem bilateralen Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz, wenn er nicht will, nichts davon abgeben. Das Guthaben muss dann allerdings in einem anderen Land vor dem deutschen Fiskus in Sicherheit gebracht werden. Zum Beispiel in Singapur. Schweizer Banker sind dabei behilflich.

Das raubt manchem Konstanzer den gesunden Schlaf

Ein Konstanzer, der sich in der nahen Schweiz in den vergangenen 15 Jahren ein Vermögen von 1 Million Euro aufgebaut hat, sähe es nicht gerne, wenn von seinem Guthaben demnächst rund ein Viertel, in diesem Falle wären es stattliche 250.000 Euro, abgezogen und ans nächste deutsche Finanzamt überwiesen würde. Doch genau dazu haben sich die Schweizer Banken in dem Abkommen verpflichtet, das zwischen Berlin und Bern ausgehandelt wurde. Dass die Überweisung anonym, also ohne Nennung des unfreiwilligen Spenders geschieht, ist für eingefleischte Geldliebhaber ein schwacher Trost. Kein Wunder, dass auch etliche Konstanzer seit ein paar Tagen nicht mehr gut schlafen, obwohl das Abkommen frühestens ab Januar 2013 gelten wird.

Das Geld muss anderswo in Sicherheit gebracht werden

Zwischen 19 und 39 Prozent (je nach Verbleibdauer des Guthabens in der Vergangenheit), im Durchschnitt die erwähnten 25 Prozent, müssen an den deutschen Fiskus abgedrückt werden, wenn der in der Schweiz niedergelegte Vermögensbehalt rechtens werden soll. Wem der damit verbundene, ruhige Schlaf nicht Hunderttausende von Euro wert ist, muss sich mit einer neuartigen Strafmassnahme abfinden: mit der Schliessung seines Schweizer Kontos (oder Bankdepots). Oder das viele schöne Geld muss weiter weg in Sicherheit gebracht werden. Etwa im südostasiatischen Singapur, wo die Crédit Suisse (CS) bestens etabliert ist. Sie zieht dort im Herbst 2012 in die neu entstehende ONE@Changi City, und zwar mit nicht weniger als 4000 Mitarbeitern, denen rund 30.000 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung stehen. Man rechnet damit, in dem Stadtstaat bis Ende 2013 insgesamt 6000 Menschen zu beschäftigen. Auch die UBS, die zweite Schweizer Grossbank, residiert eindrucksvoll in Singapur, in bester Lage, am One Raffles Quai.

Niemand muss nach Südostasien reisen

Niemand muss wegen eines allfälligen Geldtransfers mit einem Köfferchen voller Banknoten nach Südostasien reisen. Mindestens 4 Berater der CS-Dependance Singapur seien in Zürich präsent, versicherte uns ein Finanzberater gestern. Alles lasse sich vom Zürcher Paradeplatz aus regeln. Selbst Kontoauszüge südostasiatischer Provenienz könnten stets in Zürich zur Verfügung gestellt werden. Ganz so bequem wie bisher ist’s natürlich nicht mehr. Schnell mal bei der Bank In Kreuzlingen nach dem Konto schauen – das geht dann nicht. Aber für ein paar hunderttausend Euro kann man ja auch mal ein bisschen weiter ausholen.



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