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21. Juni 2023 | Theatermann leitet 2024 Schauspielhaus an der Limmat

Überraschende Zugabe: Ulrich Khuon übernimmt in Zürich

Konstanz/Berlin/Zürich (gro) Eigentlich ist er ja ein eher zurückhaltender Typ, ein ruhiger Mensch, ein in sich ruhender Charakter mit stets freundlich-massvollem Interesse an der Umgebung, und eigentlich sollte dieser Mann, inzwischen tatsächlich doch schon 72 Jahre alt, endlich ganz umfangreich zur Ruhe kommen. Und so sah er auch aus, als während des ausgehenden Winters bekannt wurde, dass Ulrich Khuon nach fast 14 Jahren die Leitung des Deutschen Theaters Berlin beenden und in Pension gehen werde. Dann erreichte ihn eine Anfrage aus Zürich, und weil er “leider anfälllig” sei, wenn er “gefragt und gewollt” werde, übernimmt er 2024 die Leitung und Geschäftsführung am Schauspielhaus Zürich: für die Konstanzer Theaterfreunde eine sehr gute Nachricht, schliesslich begann die Karriere des in Stuttgart geborenen Theatermanns vor 43 Jahren am hiessigen Stadttheater, wo er zunächst als Chefdramaturg und dann, bis zu seinem Weggang nach Hannover, als Intendant gearbeitet hatte. Was für einen Schatz man hatte ziehen lassen, wurde am Bodensee spätestens im Jahr 2000 klar, als die Hannoveraner, nach dem Wechsel Khuons ans Hamburger Thalia Theater, den eigenen Theatervorplatz nach Khuon benannten.

Ehrenmitglied des Stadttheaters Konstanz

Vom grossen Shakespeare umrahmt widerfuhr Ulrich Khuon nun vor genau zwei Jahren auch in Konstanz der ganz grosse Bahnhof, als ihm auf dem Münsterplatz die Ehrenmitgliedschaft des Stadttheaters verliehen wurde, anlässlich der Derniere von “Viel LÃrm um nichts”. Dabei wurde weniger gelärmt als gejubelt: für einen Theatermann, den man in Konstanz nie vergessen wird. Khuon legt zwar wenig Wert auf Elogen, die ersten Hymnen auf seine glorreiche Zeit in Berlin sind jedoch schon geschrieben. Und etliche Konstanzerinnen und Konstanzer freuen sich auf Wiederbegegnungen. Und solche Begegnungen, mögen sie gelegentlich auch kurz und bündig sein, so hallen sie doch nach wie ein “Auf Wiedersehen”, als eine letzte Vision verzweifelter Konstanzer Planungen.

Theatermann, Jurist, Theologe und Funktionär

Ulrich Khuon hatte nach seinem Studium in Jura, Germanistik und Theologie zunächst als Theater- und Literaturkritiker bei der Freiburger “Badischen Zeitung” gearbeitet. Von Anfang 2017 bis Ende 2020 war er Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Während seiner Amtszeit unterstützte er den Aufbau der Vertrauensstelle gegen sexuelle Beästigung und Gewalt (THEMIS). Im Frühjahr 2020 wurde Khuon mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Neben seinem Eintreten für eine demokratische Debattenkultur wurde damit sein Engagement im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit sowie sein Einsatz für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen und Künstlern gewürdigt.

Theater als Lebensmaxime

Karin Becker, die derzeitige Intendantin war es, die Khuon als Ehrenmitglied des Theaters Konstanz willkommen hiess, damals, vor zwei Jahren auf dem Münsterplatz. Khuon, sagte sie, sei einer, der auf Kontinuität setzt, der Sprache schätzt und sich für andere einsetzt, und das durchaus kämpferisch “in seiner soliden, ruhigen Art”. Die “Süddeutsche” widmete Khuons bevorstehendem Wechsel nach Zürich eine Feuilleton-Seite in grosser Aufmachung: Eine selten grossflächige Beweisführung, dass da ein kundiger Mann “die Liebe zum Theater zu seiner Lebensmaxime gemacht hat”.

Professor für Musik und Theater

Geboren 1951 in Stuttgart. Studium an der Universität Freiburg von 1970-1979. Staatsexamen in Jura, Germanistik und Theologie. Ab 1977 arbeitete Khuon zunächst als Theater- und Literaturkritiker bei der “Badischen Zeitung”. Seine Theaterarbeit begann 1980 als Chefdramaturg In Konstanz und ab 1988 ebendort als Intendant am Stadttheater. 1993 wechselte Ulrich Khuon an das Niedersächsische Staatsschauspiel Hannover und wurde 1997 zum Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover ernannt. Mit Beginn der Spielzeit 2000/01 wechselte er als Intendant ans Thalia Theater Hamburg.

Seit 2013 Träger des Max-Reinhardt-Rings

Während Khuons Intendanz in Hamburg war das Thalia Theater zweimal zum “Theater des Jahres” gekührt worden. Seit September 2009 ist Ulrich Khuon Intendant des Deutschen Theaters Berlin. Er ist seit 1998 Jury-Mitglied des Else-Lasker-Schühler-Dramatikerpreises, seit 1999 gehört er der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste an. 2008 wurde er in den Senat der Deutschen Nationalstiftung und in den Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berufen. Ulrich Khuon ist seit 2010 Mitglied im “Rat für die Künste” sowie seit 2011 Vorsitzender der Intendantengruppe im Deutschen BÃühnenverein. Im Oktober 2013 wurde Khuon von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger der Max-Reinhardt-Ring verliehen.



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