Die Mülltrennung hilft den Störchen beim Überwintern
Konstanz/Thurgau (gro) Man möchte dem Klimawandel zu gerne auch etwas Positives abgewinnen. Da kommt es zupass, dass die beliebten Weiss-Störche mit ihren langen Schnäbeln und den hohen roten Beinen mehr und mehr aufs Überwintern in Nord- und Zentralafrika verzichten. Doch leider, leider, es ist es nicht die Erderwärmung, die die grossen Vögel zum ganzjährigen Verbleib verleiten. Wesentlich entscheidender ist die Entwicklung der Müllplätze in Süd- und Mitteuropa: Die modernen Deponien sind, wie Verhaltensforscher feststellten, dank der zunehmenden Müll-Trennung wesentlich nahrhafter geworden für die Vögel. Selbst im Winter und im frühen Frühjahr lässt sich dort immer mehr und leichter gutes Futter finden. Hinzu kommen Projekte zur Wiederansiedlung, an die sich die prächtigen Vögel, nachdem sie hierzulande praktisch ausgestorben waren, als sehr gelehrige Geschöpfe schnell gewöhnten und sich gerne hegen und pflegen lassen.
Die Jungstörche liegen nicht mehr nach Afrika
Ein solches Projekt wurde 1950 im Thurgau gestartet, nachdem die gesamte ursprüngliche Storchenpopulation in der Schweiz praktisch ausgestorben war. Um nicht auch noch die letzten Vögel auf der Zugroute zu verlieren, wurden damals so genannte Projektstörche, wie das „ThurgauerTagblatt“ erinnert, am Flug nach Afrika gehindert und zur Aufzucht eingesetzt. Das Konzept war erfolgreich und heute würden wieder zahlreiche Storchenpaare in der Schweiz brüten. Während Jungstörche seit einigen Jahren wieder nach Afrika und zurück fliegen, hätten die Projektstörche dieses Verhalten verlernt. Sie bleiben in der Schweiz. Im Herbst sehe man sie oft auf umliegenden Feldern, im Winter, wenn sie im gefrorenen Boden keine Nahrung mehr finden, kehrten sie in die Storchenstützpunkte zurück.
Auch Störche können Energie sparen
Der Verzicht auf den Vogelzug der gefiederten Freunde aus dem Thurgau ist Teil der Anpassung an ein sich veränderndes Klima. Aber auch andere Vögel haben sich an die veränderten Umweltbedingungen angepasst und das Leben als Zugvogel aufgegeben. Das bringt ihnen mehrere Vorteile. Zum Beispiel den Störchen: Sie sparen Energie und sind im Frühjahr bereit, sich die besten Nistplätze auszusuchen, bevor die anderen Störche ab März zurückkehren. Immer mehr Störche könnten sich an diese Strategie gewöhnen, denn Weissstörche sind lernfähig und passen ihr Verhalten an. Vorteile haben die hier bleibenden Vögel aber nur, wenn der Winter in der Schweiz nicht kalt ist und nicht viel Schnee liegt.
(Bild: pixabay)