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26. Juli 2024 | Schaden geht in die Millionen

Brandkatastrophe in der schönsten Strasse der Altstadt

Konstanz (gro) Ein Grossbrand hat in der Zollernstrasse ein Haus zerstört und zwei weitere Gebäude schwer beschädigt. Das Feuer, das nach ersten Ermittlungen in der Nacht zum Donnerstag im Dachgeschoss des ehemaligen Stadler-Palastes mit dem Möbelgeschäft an der Ecke Hohenhausgasse/Zollernstrasse, der schönsten Strasse der Altstadt, ausgebrochen war, wütete gut 20 Stunden lang. 180 Feuerwehrmänner aus Konstanz, Kreuzlingen und Tägerwilen sowie rund 40 Rettungssanitäter und Polizeibeamte waren im Einsatz. Die letzten Glutnester wurden in der Nacht zum heutigen Freitag gefunden und gelöscht; 16 Personen wurden laut Feuerwehrsprecher Felix Ritter evakuiert und zum Teil in Notunterkünften untergebracht; es gab sieben mässig oder leicht Verletzte.

Alarm kurz nach Mitternacht

Der Alarm war um 1.22 Uhr in der Nacht zum Donnerstag in der Feuerwehrzentrale eingegangen. Wie immer, wenn ein Brand in der Altstadt drohte oder bereits ausgebrochen war, herrschte sofort höchste Bereitschaft. Bald war klar, dass möglichst umfassend reagiert werden musste: mit bestem Gerät vom Schaumlöscher über Atemschutz, Grosskrahn, Drehleitern, grosskalibrigen Wasserrohren und zahlreichen Einsatzkräften. Weswegen die Hilfe der Schweizer Nachbarn sowie Unterstützung aus Allensbach, Radolfzell und Singen erbeten und beispielhaft gewährt wurde. Auch das Technische Hilfswerk (THW) half mit, vor allem, als der teilweise Einsturz von beschädigten Mauern drohte.

Drohnen für die bessere Draufsicht

Die Einsatzzentrale wurde auf dem Fischmarkt eingerichtet, die Konzistrasse von der Alten Rheinbrücke her bis zum Bahnhofplatz gesperrt, sodass der Verkehr (auch die städtischen Busse betraf das) über die Neue Rheinbrücke von Nord nach Süd (und umgekehrt) verkehren konnten. Einige Technik-Freaks kamen auf ihre Kosten, als entdeckt wurde, dass vom Fischmarkt aus handliche Drohnen in die Lüfte gesteuert wurden, um den Grossbrand von oben zu beobachten und zu fotographieren.

Weinfest und Absperrungen kosteten zusätzlich Nerven

Der Brand in der Zollernstrasse hatte sich – natürlich – spätestens bis Donnerstagmittag in der Stadt herumgesprochen. Feuerwehr und vor allem Polizeibeamte und so genanntes Security-Personal hatte alle Hände voll zu tun, Schaulustige, darunter auch viele Touristen, grossflächig aus der Zollernstrasse herauszuhalten. Dabei wurden etliche Zufahrten und Zuwege gesperrt. Wer innerhalb der abgesperrten Wege wohnte, durfte zwar sein Haus verlassen und seiner Wege gehen, bekam aber grösste Schwierigkeiten, wenn er wieder nach Hause wollte, aber keinen Ausweis dabei hatte, um sich und seine Wohnadresse zu legitimieren. Hinzu kamen Absperrungen rund um den Stefansplatz, wo am Abend zuvor das Weinfest ausgebrochen war. Die Absperrungen waren notwendig geworden, weil für den Zutritt 6 Euro berappt werden müssen. Da hat sich der eine oder andere Stadtwanderer doch gewundert: „Für Venedig wird neuerdings auch Eintritt verlangt“, sagte einer davon, „aber bloss 5 Euro!“ Dabei lasse sich in Konstanz weder ein Gemälde von Caravaggio noch ein aus Marmor geschlagener Jüngling von Michelangelo besichtigen.

Kleiner Trost des grossen Künstlers

Angesichts von so viel Feuer und Spott sollten wir besser auf einen Konstanzer Künstler hören, auf Johannes Dörflinger. Er hat vom Balkon seiner Atelierwohnung in der unteren Hofhalde aus beobachtet, wie brennende Gebäude mit weissem Schaumstoff abgelöscht wurden und wie sich Feuerwehrleute im Hintergrund der Zollernstrasse abgerackert haben, bei dem Brand zu retten, was noch zu retten war. „Richte den mutigen Männern meine Hochachtung aus und meinen Dank“, sagte der Künstler. Eine Bitte, die wir hiermit gerne erfüllen. Bild: Frieder Schindele



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