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6. Juni 2017 | Schleudersitz für Jochen Lohmar

Neuer Forums-Geschäftsführer setzt auf die Schweiz

Konstanz (gro) Der Neue setzt auf die Schweiz. Jochen Andrews Lohmar (Bild), 54, der Berliner Schotte, dem es der Gemeinderat am ehesten zutraut, das Bodenseeforum am Seerhein nach einem verheerenden Start in absehbarer Zeit vor anhaltenden Grossverlusten zu bewahren, ist überzeugt davon: Die Stärke des Schweizer Frankens und die damit verbundenen Preisvorteile lassen sich nicht nur für den bestens florierenden Einzelhandel, sondern auch für das Konstanzer Tagungs- und Veranstaltungsgeschäft nutzen. Trotzdem gleicht Lohmars Job als neuester Geschäftsführer des Bodenseeforums einem Himmelfahrtskommando.

Die Pessimisten sehen sich bestätigt

Neueste Kalkulationen geben den Pessimisten des Unternehmens „Bodenseeforum“ anscheinend Recht: Die Mitte des vergangenen Jahres vorgelegten Berechnungen für (das laufende Jahr) 2017 hatten bereits ein Minus in Höhe von knapp einer Million Euro ausgewiesen. Aktuelle Berechnungen ergeben nun, dass der Zuschussbedarf für 2017, das erste komplette Veranstaltungsjahr, vermutlich um sagenhafte 261 Prozent höher liegen wird, nämlich bei knapp 2,5 Millionen Euro.

Jochen Andrew Lohmar kannte die neuesten Zahlen

Als der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung Jochen A. Lohmar vor einer Woche zum neuen Geschäftsführer wählte, kannte der die jüngst ermittelten Bilanzzahlen bereits. Kein Wunder, dass der “Südkurier“ den Mut Lohmars in den Titel hob: „Er traut sich den Job zu“. Dies ist in der Tat umso bemerkenswerter als im Vorfeld bereits ordentlich bis sehr gut dotierte Fachleute tätig waren: abgesehen von einem schnell unpässlich gewordenen Freiburger Eventmanager immerhin (Deutschlands „Mister Kongress“) Michel Maugé und Friedhelm Schaal, der Projektmager des Bodenseeforums.

Gespanntes Warten auf das Rechnungsprüfungsamt

Es kommt jedenfalls nicht unerwartet, dass etliche Gemeinderätinnen und Gemeinderäte mit Spannung einer Bewertung des Projekts Bodenseeforum durch das Rechnungsprüfungsamt entgegen sehen. Möglicherweise, so heisst es, werde sich auch die Gemeindeprüfungsanstalt Karlsruhe mit der Angelegenheit beschäftigen müssen, wenn schon die ersten Prognosen millionenhoch neben den Summen lagen, die als massgebliche Grundlage für Gemeinderatsbeschlüsse galten.




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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    “Wer meint, Konstanz brauche grundsätzlich kein Tagungshaus, der trete vor”. Die gleiche Fragestellung beträfe ein “Konzerthaus für die Philharmonie”. Eine Mehrheit hatte damals bekanntlich allerdings entschieden (Klein Venedig), dass die Stadt beides nicht brauche - oder mindestens nicht hier, oder nicht in dieser Form, und zu diesem Preis schon gar nicht (Eine Person sagte damals eindrücklich zu mir: “Die solled zerscht mol d’Löcher i dr Wollmadingersrtoss fligge”!). Ist das die Zukunft der Stadt? Ich meine: kaum. Wenn ein “optimales Konzept” vorliegen würde, wäre es eine sinnvolle Ausgangslage, die Stadt für die Zukunft zu rüsten - im Musikkulturellen, wie im Tagungsprofil. Hierin - musikalisch wie tagend - kann sogar eine Symbiose stecken. Luzern als Beispiel (nicht nur) macht es eindrücklich vor.

    “Optimales Konzept” kann in diesem Zusammenhang bedeuten: Herausragende Architektur in herausragender Lage (am See/stadtzentrumsnah). Mit dem Architekten Jean Nouvel landete Luzern dabei einen Volltreffer. Das KKL (Konzert-/Kongresshaus Luzern) wurde durch eine “Public Private Partnership” ermöglicht. Es beinhaltet: Konzertsäle, Tagungsräume. Gastronomie. Das Lob ist heute gross. “Das Ding mit dem riesigen schwarzen Dach zum See hin” kostete allerdings - inklusive Tiefgarage -, rund 230 Millionen Franken. Selbstverständlich sind das keine Konstanzer Verhältnisse!

    Konstanz hätte jedoch bezüglich “herausragende Lage” ganz ähnliche Eigenschaften wie Luzern. Einerseits “Klein Venedig”, andererseits das Gelände “Büdingenpark” (im kleinerern Format, etwas entfernter vom Zentrum, die Lücke zwischen Casino und Hotel Riva an der Seestrasse!).

    Und was liegt aktuell in Konstanz vor? Derzeit feiert die Stadt die Konzilszeit 1414-18. Dort wo einst die “Kabüffchen” für die Konzilsdelegierten zur Papswahl eingerichtet waren, befindet sich heute der (säulenbestandene) Haupt-Konzertraum der Südwestdeutschen Philharmonie. Und als “Tagungshaus” wurde eine Solar-Industriebrache seerheinlagig, kurz vor der Autobahnbrücke, nach einer Schnellschusserwerbung ziemlich aufwändig aufgepäppelt.

    Nun weiss ich nicht, ob mit der Umbaumassnahme zu einem “Bodenseeforum” zukünftig ein tragbarer Betrieb eines Tages tatsächlich möglich sein wird - zum Tagen, zum Konzertieren, zum Feiern, usw. Was ich jedoch weiss ist, dass sowohl der Konzilsbau (ehemaliges Lagerhaus), wie auch eine Solarfabrik zweckentfremdet wurden. Das kann sogar durchaus auch mal gut gehen, sofern grundsätzlich die Raumbedingungen für einen anderen Zweck zu erfüllen sind. In beiden Objekten ist das jedoch nur sehr bedingt der Fall! Somit sind die Voraussetzungen, für die Zukunft möglichst optimal gerüstet zu sein, schon mal eingeschränkt.

    Was ist zu tun? Das ist tatsächlich eine Konstanzer Frage! Das “Bodenseeforum” wird wohl noch ein Stück weit alleine ausloten (müssen/dürfen), wie es einigermassen tragbar weiter gehen könnte. Und ein “veritables Konzerthaus”? Nun: einige sehen sowas durchaus benachbart dem Forum. Und tatsächlich würde sich hier vielleicht eine Symbiose ergeben, die beiden Institutionen, also Forum und Konzerthaus, betrieblich gerecht würde. Kreativ geplant, stünde etwa das Forum schon mal als Foyer für das Konzerthaus bereit. Dies nur mal nebenbei. Und obwohl die Lage Seerhein in der Beziehung zum Stadtkern nur suboptimal erscheint, wäre das Ganze vielleicht doch eine durchaus praktikable, sogar vorzeigbare Lösung. Zumal die verkehrlichen und parkraumbezogenen Verhältnisse hier ausgezeichnet sind (inklusive Landungssteg zur Statdtmitte!).

    Ich gehe schliesslich davon aus, dass eine “optimale Lösung”, also eine Symbiose: Konzert-Tagung-Gastronomie kernstadtnah-seebezogen auf lange Zeit einer Konstanzer Fata Morgana gleichen wird. Es sei denn, ein grosser Mäzen würde plötzlich aus dem See auftauchen. Bis dann dürfte allerdings der Bodensee-Wasserstand infolge verglühender Alpengletscher bereits deutlich gesunken sein. Dann stellen nicht neue Probleme. Konstanz hat “jetzt!” ein Problem!

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