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12. August 2017 | Neuer Antrag der FGL

Zoffingen: Die Grünen fordern einen Bebauungsplan

Konstanz (gro) Die Freie Grüne Liste (FGL) hat beim Oberbürgermeister beantragt, das Projekt Zoffingen auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am 28. Oktober zu setzen. Gleichzeitig spricht sich die mit 10 Ratsmitgliedern stärkste Fraktion des Stadtparlaments dafür aus, für das Projekt Zoffingen einen Bebauungsplan ausarbeiten zu lassen. Die Caritas will auf dem Gelände zwischen Rheinsteig und Klostergasse, wo Ende 2019 die Mädchenrealschule geschlossen wird, ein Pflegeheim und eine Kindertagesstätte errichten.

Müller-Neff: Mitsprache des Gemeinderats sichern

Die Grünen wollen ein Bebauungsplanverfahren, weil dadurch ein breites Mitspracherecht des Gemeinderats erreicht wird. Dies sei in diesem Fall geboten. So wie bisher verfahren worden sei, sagt Peter Müller-Neff, zusammen mit Anne Mühlhäuser Sprecher der FGL, laufe die Angelegenheit mehr oder weniger am Gemeinderat vorbei. Dabei handele es sich doch um ein Projekt von grossem öffentlichen Interesse an einer sensiblen Stelle des historischen Zentrums. Eine weitgehende Mitwirkung des Stadtparlaments sei unumgänglich.

Es wäre der ideale Ersatz fürs Marienhaus

Die Bauherrin, die Caritas, dürfte daran weniger Interesse haben. Denn ein normales Bebauungsplanverfahren dauert mindestens zwei Jahre. Dabei läuft ihr, wie Caritas-Direktor Andreas Hoffmann versicherte, die Zeit davon. Denn sie müsse bis 2025 das Marienhaus im Paradies in einen gesetzeskonformen Zustand gebracht haben, de facto das Pflegeheim umbauen für neue Einrichtungen und Aufgaben. Ein neues Pflegeheim auf dem Zoffingen-Areal wäre „der ideale Ersatz für das .Marienhaus“.

Trennert-Helwig, der rettende Engel

In den vergangenen zwei Jahren seien die Planungen, wie Kritiker des Projekts sagen, hinter verschlossenen Türen gelaufen. Andreas Hoffmann hält dagegen: Man habe lange und intensiv nach einem Ersatzplatz fürs Marienhaus gesucht. In der Not sei Matthias Trennert-Helwig zum rettenden Engel geworden. Der Dekan lege sehr grosaen Wert darauf, dass die Zahl der Pflegeplätze, es sind gut 100 Bettplätze, in der linksrheinischen Altstadt erhalten bleibt.

Die Kritiker bleiben skeptisch

Die Kritiker des Vorhabens, darunter etliche Anwohner, bleiben trotz allem sehr skeptisch. Die Notwendigkeit von Pflegeplätzen bestreitet zwar niemand. Dass sie unbedingt links des Rheins untergebracht werden müssen, wird zumindest teilweise bezweifelt. Bezweifelt wird ferner, dass es nicht bessere Lösungen für den Neu- und Umbau gibt. Gefordert wird mehr architektonischer Mut. Bezweifelt wird auch, dass bei der vorliegenden Planung der Ensembleschutz gewahrt wird. Unverständnis schlägt dem Denkmalamt entgegen, weil es wegen eines schützenswerten Treppenhauses vier prächtige Kastenienbäume zum Fällen freigibt und einen grossen baulichen Riegel durch den Hof der Schule gut findet.

Am 21.September in öffentlicher Sitzung

In der ersten Sitzung des Technischen Ausschusses nach den Ferien, am 21. September, wird das Projekt,ebenfalls auf Antrag der FGL, im Technischen Ausschuss, erstmals in einem gemeinderätlichen Gremium öffentlich behandelt. Andreas Hoffmann wird dabei die Pläne ausbreiten und Rede und Antwort stehen. Die Kritiker bleiben trotzdem weiter skeptisch. Sie wissen, dass die Caritas, die ihre Bauvoranfrage, wie man hört, am 3. August bei der Stadtverwaltung abgab, den Anspruch hat, eine Entscheidung der Verwaltung bis 3. Oktober zu erhalten. Fällt die, wie zu erwarten wäre, positiv aus, wäre alles erledigt. Es sei denn, der Gemeinderat hätte sich fünf Tage zuvor entschlossen, einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen.

Für die Stadtverwaltung schon gelaufen?

„Mädchenschule Zoffingen wird Caritas-Pflegeheim“, hiess es kürzlich in einer Pressemitteilung der Stadt. Ohne Wenn und Aber. Und weiter: „Der entscheidende Schritt geht hierbei von der katholischen Gesamtkirchengemeinde aus“. Und: „Die Caritas-Altenhilfe hat sich entschieden, das im Paradies verwurzelte St. Marienhaus nach der Eröffnung des neuen ,Hauses Zoffingen‘ zu einem offenen Quartierszentrum umzubauen.“ Alles klar, vor allem, dass in dieser Angelegenheit vom Gemeinderat - nichts entschieden worden ist.

Bild: Frieder Schindele




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6 Kommentare

  1. 1. Nabholz

    Dazu fällt mir nur ein: Hl. St.Florian, bewahr mein Haus, zünd andere an. Ansonsten nur Kopfschütteln. Ausgerechnet die Partei, die sich immer ausserordentlich sozial bezeichnet, lehnt ein Pflegeheim ab. Soll man die alten Menschen im Industriegebiet oder weit weg in der Pampa ansiedeln?

  2. 2. Christel Thorbecke

    Der entscheidende Satz bei der Initiative der FGL, die man nur begrüßen kann, ist der: Hier handelt es sich um ein städtebaulich ungeheuer sensibles und wertvolles Gelände! Es geht nicht um “Vetterliwirtschaft” und Interessen-Kollisionen, es geht um die Gestaltung eines alten städtischen Ensembles! Und wer, wenn nicht der Gemeinderat, muss in dieser Angelegenheit entscheiden? Warum muss man das eigentlich erst einfordern? Warum gibt es immer noch keine Bebauungspläne für die Innenstadt? Eigentlich gibt es dafür ja auch noch die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung - die unsere Stadtverwaltung immer noch scheut wie der Teufel das Weihwasser.

  3. 3. Bruno Neidhart

    Bis jetzt hat hier noch keine Partei offiziell ein Pflegeheim grundsätzlich abgelehnt, wie “Nabholz” fälschlicherweise schreibt. Die Frage stellt sich vielmehr, in welcher Form der Gemeinderat bei diesem Bauvorhaben Einsicht und Einfluss haben sollte, um entscheidend mitreden zu können. Gleichzeitig ist es ein berechtigtes Anliegen, auch die Anwohner zur Sachlage zu hören.

    Dass es sich hier um ein sensibles Stück Konstanzer Altstadt handelt, ist unbestritten. Andererseits gibt es moderne Architekten, die besonders “Vorhaben zwischen alt und neu” überaus attraktiv gestalten können, ohne den Altstadtkern zu verletzen, ihn sogar neu und lebendiger definieren können. Hier ist auch der Denkmalschutz gefragt. Dessen Entscheide sind allerdings nicht immer in allen Teilen nachvollziehbar…..

    Das Problem “Bäume” und “Grün” ist ein allgemeines in einem alten Stadtgebiet - oder in jedem! Da sind bei Bauvorhaben Kompromisse schwer zu erreichen, ohne einen Kernbestand anzugreifen.

    Die verkehrstechnische/feuerwehrtechnische Erschliessung eines engen Altstadtareals ist grundsätzlich problematisch. Verlangt wird somit eine kreative, sichere Planung von Spezialisten.

    Ob die Caritas ihr Vorhaben auch an einer anderen Stelle verwirklichen könnte, selbst rechtsrheinisch, ist derzeit nicht abschliessend geklärt.

    Gebäude und Gelände “Zoffingen” werden in den kommenden Jahren so oder so eine neue Funktion bekommen. Ob da ein “Altersheim” die sinnvollste Lösung sein kann, ist eine der Fragen, die sich hier der Stadt stellen.

  4. 4. S.Schulz

    Lieber Herr Nabholz, Für die FGL kann ich nicht sprechen. Als Anwohner versichere ich Ihnen aber: Niemand von uns lehnt ein Pflegeheim ab. Wenn die Caritas nicht mit der Maximalforderung kommt, das große (!) Marienhaus aus dem weitläufigen Paradies unbedingt (!) und vollständig (!) in die enge Neiderburg zu versetzen, sind wir uns schnell einig. Aus gutem Grund werden anderen Ortes (auch von der Politik gewollt!) kleinere Pflegeheime geplant (Weiherhof 75 Pflegeplätze). Warum muss sich die Caritas eine Sondergenehmigung holen, um ausgerechnet in der platzarmen Niederburg ein anachronistisch großes Heim mit über 100 Plätzen zu bauen?

  5. 5. Nabholz

    @S.Schulz Das Marienhaus hat, wie vorgeschrieben, keine Einzelzimmer und durch Umbau wäre es dann zu klein. Und warum ein Heim mit ca 100 Plätzen? Ganz einfach, es gibt in KN einfach zu wenig Pflegeheimplätze! Am Weiherhof ist es nicht größer zu machen!

  6. 6. Franz-Josef Stiele-Werdermann

    Die im Südkurier vom 22.09. veröffentlichte „Visualisierung“ des Zoffingen-Anbaus hat keinerlei verbindlichen Charakter, wie es die fotografische Anmutung suggeriert.

    Wir alle kennen völlig unverbindliche Illustrationen von Hochglanz-Werbeplakaten, die allesamt phantastisch licht konstruiert sind und eine unglaubliche Weite suggerieren und damit die Realität völlig verfälschen und leugnen, anstatt ehrlich zu informieren.

    Mit der Wirklichkeit stimmt das vorliegende Bild nicht überein, deshalb finde ich den hochtrabenden Begriff „Visualisierung“ hier völlig unpassend.
    Diese konstruierte „Illusion“ verfälscht die Realität derart, daß sie als Täuschung über die wirklichen Verhältnisse bezeichnet werden darf.

    Die veröffentlichte, aufwendig angefertigte Computersimulation besteht nachweislich aus mehr als nur einem einzigen Foto als Ausgangsbasis.
    Aus verschiedenen Fotos von unterschiedlichen Punkten aus wurden nach Belieben Segmente
    entnommen und auf diesem Konstrukt eine künstliche Darstellung (von einem nicht existenten Standpunkt) mit viel Aufwand erstellt, damit der verbleibende Platz geradezu fürstliche Ausmaße bekommt.
    Alles ist möglich: Bäume ersetzen und umsetzen, Häuser aus dem Bild schieben, breite Durchblicke „kreativ“ kombinieren mit schmalen Häuserfluchten, moderate Gassenbreiten auf die Größe eines Boulevards „optimieren“, alles kein Problem.

    Machen Sie die Probe auf´s Exempel, suchen Sie den Standpunkt, der dieser „Visualisierung“ entspricht.
    Nehmen Sie die Südkurier-Seite mit, vergleichen Sie, solange das Stangengerüst noch steht.
    Schauen Sie ganz genau, was in der „Visualisierung“ abweicht gegenüber der „Realität“, wie Sie sie dort antreffen.
    Sie werden keinen realen Standpunkt finden, der mit der Zeitungsabbildung wirklich übereinstimmt.

    Wenn Herr Hoffmann von der Caritas und seine Auftragnehmer anerkennen, daß das 8. Gebot auch für sie gilt, sollten sie auf solch wahrheitswidrige „Visualisierungen“ verzichten.

    Franz-Josef Stiele-Werdermann, Fotograf

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