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16. Oktober 2017 | In Sachen Peter Lenk und seiner Imperia

Humorfähigkeit des Vatikans wird gröblich unterschätzt

Konstanz (gro) Mit der zeitweisen Verhüllung der Konstanzer Imperia zum vergangenen Wochenende haben sich rechtspopulistische Aktivisten ordentlich, ja irgendwie sogar bewundernswert angestrengt. Sie haben auf alle Fälle erfolgreich dafür gesorgt, dass man auf sie aufmerksam geworden ist, seien es die so genannten „Identitären“ oder irgendwelche Fans des US-amerikanischen Internetmagazins „The Federalist“, das der Trump-Bewegung nahe steht. Dabei wird die Humorfähigkeit des Vatikans, auch und gerade in Sachen Imperia, gröblich unterschätzt. Peter Lenk hat das in Rom persönlich erfahren.

Ein „Popo-Vorhängchen“ wäre nett gewesen

Als Peter Lenk im Frühjahr 1994 in Rom nach der Grabstätte jener sagenhaften Imperia suchte, die Honoré de Balzac in seinen „Tolldreisten Geschichten“ unsterblich gemacht hat, kam er unter anderem mit Professor Federico P. ins Gespräch. Der an der Gregoriana (der römischen Jesuitenuniversität) lehrende Kirchenhistoriker gab Lenk die Maxime mit auf den Weg, dass die heilige römisch-katholische Kirche den Humor zu ihren wesentlichen Eigenschaften zähle. Selbstverständlich habe man im Vatikan die Geschehnisse um das Konstanzer Projekt Imperia verfolgt. Und man habe es schmunzelnd hingenommen, auch wenn man es „nett“ gefunden hätte, wenn der Künstler dem „nackten Popo“ des päpstlichen Gauklers ein „kleines Vorhängchen“ verpasst hätte.

Am Ende wurde das Grab der Imperia entdeckt

Der jesuitische Kirchenhistoriker half dem Bildhauer aus Bodman, das Grab der Imperia unweit des Colosseums ausfindig zu machen, das sich im Vorhof der Kirche San Gregorio I. befand. Es war allerdings nicht mehr das Grab der vor 600 Jahren verstorbenen Imperia, sondern die letzte Ruhestätte eines Kaplans, der dort vor etwa 190 Jahren beerdigt wurde, nachdem die „Knöchelchen der Imperia“ im benachbarten Pfarrgarten „verstreut“ worden waren.




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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Man könnte darüber diskutieren, ob Lenks erkennbar obsessiver Hang zur lustvollen Darstellung von Körperlanschaften unterhalb des Bauchnabels - beim zarten Geschlecht zusätzlich auch aufwärts - stets etwas mit “Humor” zu tun haben könnte. Warum Griechen zuerst anfingen, Menschen nackt dazustellen, sei der Mythologie oder anderen Beweggründen überlassen: Spekulatives Deuten der Wissenschaft. Und dargestellte Nacktheit hätte sogar ganz in Bodenseenähe, in den Höhlen der Schwäbischen Alb, weit vor den Griechen (35-40′000 Jahre zurückliegend) zuerst als menschlich-existenzielle Ausdrucksmöglichkeit begonnen. Die “Venus vom Hohlefels” (wie auch Figuren aus dem Tierreich, Musikinstrumente, u.a.) haben heute sogar Unesco-Qualität. Soweit haben wir es bei der Konstanzer Imperia noch nicht geschafft. Lenks Lust-Figurinen sind allgemein volkstümliche Belustigungen für Vorbeireisende. Nacktheit in der heutigen Kunst sei jedoch, stand unlängst in der Süddeutschen, langweilig. Manche finden daran allerdings noch immer einen eternellen Reiz. Man könnte ihn - diesen Reiz - aufs Ästhetische begrenzen. Aber nackt ist eben per se nicht nur ästhetisch interpretierbar. Wie dem auch sei. Ãœbrigens findet sich in den Vatikanischen Museen viel Nacktheit - auch ohne “Vorhängchen”. Kunst eben. Zu veritablem Humor würde dagegen ein allfälliges “Konstanzer Vorhängchen” mutieren. Hätte was. Lenk könnte nachliefern.

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