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9. Januar 2018 | Fabian Dietrich widerlegt Baumgefahr am Winterersteig

Christel Thorbecke: Tragödie darf sich nicht wiederholen

Konstanz (gro) Die mächtige Schwarzpappel am Winterersteig ist ein standsicherer, kräftiger Baum, wertvolles Biotop für Hunderte von Lebewesen und auf jeden Fall erhaltenswert. Zu diesem Urteil kam der Schweizer Baumsachverständige Fabian Dietrich am Montag nach einer gründlichen Untersuchung der Pappel, die ein interessiertes Publikum aufmerksam verfolgte. Die Pappel ist als so genannter „Turnschuhbaum“ vor allem bei Studierenden der HTWG (der nahen Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung) populär. Die Konstanzer Stadtverwaltung will den Baum trotzdem entfernen. Das erinnert Christel Thorbecke an die “Tragödie im Tägermoos”. Das dürfe sich “nicht wiederholen”.

Eine halbe Allee gerettet

Die Tragödie spielte sich vor 3 Jahren im Tägermoos ab, wo sich im Nachhinein herausstellte, dass 41 gesunde, mächtige Pappeln unnötig umgelegt worden waren. Immerhin gelang es damals, mindestens ebenso viele Bäume der Allee am Ufer des Seerheins zu retten – dank der von Christel Thorbecke ins Leben gerufenen „Bürgerinitiative Pappelallee“. Sie ist jetzt erneut aktiv geworden, nachdem die Technischen Betriebe (TBK) angekündigt hatten, im Stadtgebiet müssten 56 Bäume, meist aus Sicherheitsgründen, gefällt werden.

Gisela Kusche verhindert frühe Fällaktion

Etliche dieser 56 Bäume sind bereits gefällt worden. Am Beispiel der Schwarzpappel zeigt sich, dass nach wie vor Skepsis angebracht ist, wenn sich die Stadt ans Entfernen von Bäumen macht. Die „Turnschuhpappel“ am Winterersteig hätte ursprünglich in der ersten Januarwoche fallen sollen. Das wurde durch einen Antrag von Gisela Kusche (Freie Grüne Liste/FGL) verhindert. Kusche will die Fällaktion in der nächsten Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA) am 16. Januar zur Sprache bringen.

Kein Gespräch mit Fabian Dietrich

Der Schweizer Baumpflegespezialist Fabian Dietrich ist von Christel Thorbecke nach Konstanz geholt worden. Zuvor hatte sie mit Bediensteten der Technischen Betriebe das Gespräch gesucht, war jedoch mit dem Wunsch, die Fällaktion aufzuschieben, abgeblitzt. Nach wie vor lehnen es die Konstanzer Baumpfleger auch ab, sich mit Fabian Dietrich, dem anerkannten Experten aus dem Berner Oberland, in ein Gespräch einzulassen.

Erneut droht eine Verhärtung der Fronten. Sollte die Bürgerinitiative tatsächlich erreichen, dass die etwa 80 bis 90 Jahre alte Pappel am Winterersteig nicht gefällt werden dürfe, werde man den Baum eben so herunterstutzen, dass man ihn kaum wieder erkenne, drohte man Christel Thorbecke.

Eingriffe sind dringend nötig

Von Fabian Dietrich ist auch festgestellt worden, dass die Schwarzpappel am Wintererersteig bei aller Standfestigkeit und Vitalität pflegende Eingriffe nötig hat. Der weit in die Strasse hinein ragende Teil des Baumes hätte laut Dietrich längst reduziert und gesichert gehört. Auch felsiges Gestein am seeseitigen Fuss der Pappel hätte laut Fabian Dietrich längst entfernt werden müssen, um die kompensatorische Entwicklung des mächtigen Stammes mit einem Umfang von knapp sieben Metern nicht zu behindern.

Bild: Frieder Schindele




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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Ob ein Baum zu einem zu fällenden Objekt geworden ist, wird bekanntlich von Experten stets zwischen “noch gesund” und “bereits gefährlich” diskutiert. Ein Mittelding vertritt im vorliegenden Fall ein Berneroberländer (namens Fabian Dietrich, d. Red.), den Christel Thorbecke an den Seerhein orderte. Dieser Experte schlägt vor, dem alten Objekt sowohl landwärts als auch wasserwärts einmal tüchtig in die Parade zu fallen (”pflegender Eingriff”), um ihn wenigstens noch einige Zeit erhalten zu können. Ob die HTWG-populäre Schwarzpappel das Konstanzer Frühjahr übersteht, mutiert so zu einem städtischen Diskussionsobjekt ausgerechnet im Blick auf ein derzeit ebenso pflegebedürftiges Objekt schräg überm Rheinwasser….!

    Bäume pflanzt man immer für kommende Generationen. Werden Bäme alt, und somit nach heutigem Ermessen von städtischen Experten/Verantwortlichen gelegentlich als “gefährlich” taxiert, kann ein Fällen und Neupflanzen die richtige Sicherheitswahl sein, gleichzeitig für manche jedoch zu einer “Tragödie” ausarten (Bäume werden übrigens heute bereits in einer beachtlichen Größe von Baumschulen angeliefert).
    Was indes für die Zukunft unabhängig eines Konstanzer “Turnschuhbaums” wichtig erscheint, ist ein allgemeines geschicktes Pflanzen von Bäumen - auch ganzer Alleen!, um einzelnen Stadtgebieten prägenden (Grün-) Charakter zu geben. Wenigsten da sollten sich professionelle und andere Experten/Expertinnen “grün” sein.

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