Dornröschen » Blog Archive » Happening an der Riesenpappel am Winterersteig
Leserkommentare
 
Sponsoren
15. Januar 2018 | Einstimmung auf Sitzung des Technischen Ausschusses

Happening an der Riesenpappel am Winterersteig

Konstanz (gro) Baumfreunde um Christel Thorbecke haben sich am Montag gegen 16 Uhr am Winterersteig getroffen, um sich an der grossen Schwarzpappel einzustimmen auf die Sitzung des Technischen Ausschusses, in der über die Zukunft des gewaltigen Baumes am Seerhein debattiert werden soll. Die Schwarzpappel gehört zu den 56 städtischen Bäumen, deren Fällung die Stadtverwaltung Ende des vergangenen Jahres angekündigt hatte. Ein grosser Teil der Bäume dürfte inzwischen gefällt sein, die Schwarzpappel am Winterersteig hätte in der ersten Januarwoche dran glauben sollen. Der Fälltermin wurde jedoch durch eine Intervention von Stadträtin Gisela Kusche (Grüne) verschoben.

“Auf jeden Fall erhaltenswert”

Christel Thorbecke hat sich mit ihrer „Bürgerinitiative Pappelallee“ anlässlich einer höchst umstrittenen Fällaktion am Seerhein vor drei Jahren einen Namen als engagierte Baumfreundin gemacht, der inzwischen weit über Konstanz hinaus eine enorme Strahlkraft entwickelt. Sie konnte den im Schweizer Nachbarland geschätzten Baumpflegespezialisten Fabian Dietrich dafür gewinnen, die Schwarzpappel am Winterersteig zu begutachten. Fabian Dietrich charakterisiert sie als standsicher und vital, macht aber auch auf Versäumnisse bei der Pflege des mächtigen Baumes aufmerksam. Klar sei aber, dass die Schwarzpappel auf jeden Fall erhaltenswert ist.

Keine Vorlage der Technischen Betriebe für die TUA-Sitzung

Die Technischen Betriebe (TBK) der Stadt stellen den Mitgliedern des Technischen und Umweltausschusses (TUA) für die Sitzung am morgigen Dienstag in Sachen Schwarzpappel keine schriftliche Vorlage zur Verfügung. Dieses vom Oberbürgermeister offenbar gebilligte „Schmollen“ der Baumverantwortlichen hat bei etlichen Ratsmitgliedern Befremden ausgelöst. Offensichtlich, so heisst es, würden engagierte Bürger einmal mehr als Gegner statt als kommunale Mitstreiter empfunden.

Fröhlich grüssen bunte Schuhe hinüber zum Winterersteig

Ganz anders am nördlichen Münsterplatz. Dort ist in den vergangenen 7 Tagen ein mächtiger, aber winterlich kahler Kastanienbaum mit farbenfroh lackierten Schuh-Paaren, mit Stiefeletten, Stiefeln und natürlich Turnschuhen aufgehübscht worden. Es ist ein bunter, fröhlicher Gruss an den Seerhein, hinüber zur alten, aber lebensstarken Pappel am Winterersteig.

Bild: Frieder Schindele




 Kommentieren    Trackback    Drucken

5 Kommentare

  1. 1. Bruno Neidhart

    “Fröhlich grüssen bunte Schuhe”: Die närrische Zeit ist endgültig ausgebrochen.

  2. 2. Franz-Josef Stiele-Werdermann

    „Ein Aufschrei reicht“ – unter dieser kernigen Titelzeile befaßte sich ein Kommentar im Südkurier mit dem Streit um die riesige Pappel am Seerhein und der Empfehlung an die Stadtspitze, auch die „Leisen“ zu hören.
    Der Ansatz des Kommentars ist lobenswert, jedoch verwässert der hervorragende Ansatz durch die reißerische Mischung aus guter Sachinformation und der Kritik, daß gehört wird, wer am lautesten schreit.
    Ein solches Polarisieren und Reduzieren einer Diskussion führt vom eigentlichen Problem weg und bedarf dringend ergänzender Gedankenansätze:

    Der laute Aufschrei der Bürger artikuliert sich notwendigerweise, wenn die Stadtspitze entgegen vollmundigen Versprechungen auf die „Leisen“ nicht hört.
    Die Worte Ökologie, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung gebetsmühlenhaft und publikumswirksam im Mund zu führen, dann aber die Einlösung dieser Versprechen schuldig zu bleiben, schafft eine Unzufriedenheit, die irgendwann zu einem Grummeln wird und irgendwann zu einem Aufschrei, wenn nichts anderes fruchtet.

    Der sogenannte „gewöhnliche Bürger“ zeichnet sich dadurch aus, daß er üblicherweise erstaunlich geduldig und leidensfähig scheint gegenüber dem, was die von ihm beauftragten und bezahlten „Autoritäten“ für ihn oder auch gegen ihn tun.
    Der „gewöhnliche Bürger“, auch als „civis vulgaris“ bekannt, bekam 2015 von der Stadtspitze bis zum Überdruß die Ohren vollgejammert von „kranken und alten“ Pappeln.
    Ohne Aufschrei etlicher Bürger wären im Tägermoos nicht 41 riesige Pappeln gefallen, sondern 116.

    In einem Punk erliegt der Redakteur einem völlig falschen Ansatz:
    „Es hätte mit Sicherheit noch andere Wege gegeben, als über einen einzelnen Baum… im TUA zu diskutieren“.

    Er übersieht hierbei, daß Gefahr im Verzug war: Dieser Baum wäre in der ersten Januarwoche gefallen, wenn nicht ein paar beherzte Bürger eingegriffen hätten, wupp, ab, weg… zu spät.
    Jetzt haben dank diesem Weg die städtischen Ohren noch rechtzeitig die Möglichkeit zu hören, was Bürger und externe Baumpfleger denken… wenn sie denn zu hören bereit sein sollten…

    Wie vielfach treffend bemerkt, hat diese Riesenpappel entgegen aller städtischer Bedenken dem Sturm Burglind erfolgreich Paroli geboten.

    Diese Pappel ist ein mächtiger Baum und damit ein herausragender (!) Stellvertreter für alle andere Bäume auch, die ratzfatz abgesägt wurden und werden, damit sie ja nicht zu Pflegefällen werden.
    Insofern geht es mitnichten nur um einen wenngleich riesigen Baum, sondern um einen generell verantwortungsbewußteren Umgang der Stadtspitze mit der Natur.
    Ich höre die Stadtspitze und ihre Vertreter zu oft jammern von den Gefahren, die von Bäumen ausgehen, anstatt zu loben, was diese Bäume für die Menschen tun. Diese Pappel wäre auch durch hundert nachgepflanzte Eichen nicht 1:1 zu ersetzen.

    SWR Aktuell / Schuhbaum in Konstanz
    https://www.swr.de/swraktuell/bw/friedrichshafen/schuhbaum-in-konstanz-schuhe-bringen-glueck/-/id=1542/did=20979758/nid=1542/tbxy2x/index.html

    In diesem Beitrag kommen auch Vertreter der TBK zu Wort.
    Daß beide Seiten gegensätzliche Interessen haben, ist offensichtlich. Also hängen die TBKler schonmal große Zahlen in den Wind – immer mehr einsparen sollen sie, ihr Dienstherr braucht das Geld woanders.
    Daher ist es nicht verwunderlich, daß sie mit einem (bisher nicht verifizierten) Betrag von 25.000.- Euro auf 10 Jahre schonmal vorsichtshalber die Dampfwalze gegen TUA und Gemeinderat aus dem Ärmel ziehen.

    Ein externes Vergleichsangebot wird zeigen, ob die Zahl der TBK der Realität standhält.
    Tut sie das, wäre zu bedenken, was man stattdessen doch alles Nützliches damit machen könnte:
    1x kleines Seilbahn-Gutachten zusätzlich oder
    2x Gemeinderatssitzungen im BoFo oder
    30% von einem neuen Dienstfahrzeug für Uli oder
    0,5% vom schicken Fischgrätbelag auf der Marktstätte oder
    20% vom benötigten Startkapital für irgendein neues Leuchtturmprojekt verbraten…
    10% eines neuen Bürgerbeteiligungsprojekts anzahlen, um anschließend das Ergebnis zu
    ignorieren…

    Ebenso selbstverständlich, wie Konstanzer Kunst und Kultur gepflegt wird, hat auch die Natur ein Recht auf Pflege!
    Wenn die Stadtspitze auf diesem Auge blind zu sein scheint, sind ihre Ohren gefordert, wie auch neuerdings vom Südkurier empfohlen.

    Franz-Josef Stiele-Werdermann

  3. 3. Franz-Josef Stiele-Werdermann

    Die „alte, kranke, gefährliche, perspektivlose“ Riesen-Pappel (das haben wir doch schonmal bis zum Ãœberdruß anhören müssen…) am Winterersteig soll nun doch entgegen dem vernehmlichen Rumoren der Bürgerschaft gefällt werden.

    Heut vormittag, 2 Tage nach der Ablehnung des Erhalts durch die überängstliche Mehrheit des TUA, erfolgte eine kleine, m.E. längst überfällige Pflegemaßnahme: Der als Sicherheitsrisiko angeführte, weit ausladende Ast wurde eingekürzt.
    Wohlgemerkt: Angesichts der dramatisch geschilderten Gefährdungslage scheint es mir erstaunlich, daß sich die TBK annähernd ein halbes Jahr Zeit gelassen haben mit der Beseitigung einer „akuten“ Gefahrenstelle.

    Wie die Fotos zeigen, scheint der Winterersteig damit „offiziell“ wieder sicher genug für die radfahrenden Schulkinder, die im Dezember noch ungefragt als eine der Begründungen für die Fällabsicht herhalten mußten.

    Nachdem die TBK durch die Präsenz ihrer gesamten Führungsriege und den externen Ingenieur Herrn Wessolly die panikanfällige Mehrheit des TUA mit ihrer angstbasierten Dampfwalze erfolgreich plattgemacht haben, drängt sich eine Nachprüfung der behaupteten Zahlen förmlich auf - wenn das Angebot eines anerkannten und eidgenössisch diplomierten Baumpflegers trotz Preisgefälle CH/D um 50% unter den behaupteten Zahlen der TBK liegt, sollte das zu denken geben.

    Noch mehr zu denken geben sollte der finanzielle Aufwand, den die Stadtspitze betrieben hat für die erfolgreiche „Bearbeitung“ des TUA durch die Präsenz der TBK-Führungsriege und externer Unterstützung.

    Geschätzte 2.500,00 Euro verplempern, nur um eine Fällung zu „zementieren“, halte ich für unanständig - damit wäre bereits 1/4 des Pflegeaufwands für die nächsten 10 Jahre bezahlt.

    Wie ich bereits monierte, höre ich die Stadtspitze und ihre Vertreter zu oft jammern von den Gefahren, die von Bäumen ausgehen, anstatt zu loben, was diese Bäume tagtäglich für uns Menschen tun.

    Franz-Josef Stiele-Werdermann

  4. 4. Christel Thorbecke | http://www.konstanzerblog.de

    Jetzt beginnt die Zeit nach der Entscheidung für die Fällung dieser markanten Pappel am Seerhein. Wie kam eine solche Entscheidung zustande, wo doch alles dafür sprach, den Baum wenigstens noch drei Jahre stehen zu lassen? So wollte es nämlich der von der Stadt beauftragte Gutachter, ein Luftfahrttechniker, der mit seinem tollen Messsystem gerne Bäume rettet. Auch diesen Baum hätte er für drei Gnadenjahre gerettet, dann sollte man noch einmal prüfen. Nur: Wo war das Gutachten? Wer hatte es gelesen? Bei den Unterlagen der Rätinnen und Räte war es nicht. Konnte es auch nicht sein, weil es dafür viel zu dick war. In Dr. Wessollys Gutachten stehen übrigens fast nur Zahlen. Aber auch drei oder vier Sätze. Auf den letzten kommt es an: Empfohlen wird eine Kontrollmessung in drei Jahren (2020). Davor ein starker Kronenschnitt von drei bis vier Metern. So sollte der Baum für die nächsten drei Jahre verkehrssicher gemacht werden. Der Gutachter war da, nicht aber sein Gutachten. Er musste nach seiner Ankunft im Neuen Rathaus an der Laube zwei Stunden draußen vor dem Situngsaal mit Herrn Majer von den Technischen Betrieben warten. Was ist da wohl gesprochen worden?
    Tatsache ist, dass der bekannte Baumprüfer in der entscheidenden Sitzung des technischen Ausschusses nicht mehr von seiner Empfehlung sprach, sondern von der Angst und Gefahr vor instabilen Bäumen und von der Verantwortung der städtischen Baumpfleger. Der Antrag der FGL, der eigentlich gleichlautend war wie das städtische Gutachten, ging unter in der sich steigernden emotionalen Debatte um die Gefahr die von Bäumen ausgeht. Da brauchte der Vertreter der Technischen Betriebe keinen Gutachter mehr, er konnte sich darauf beschränken zu sagen, dass er kein Geld mehr in eine alte Pappel stecken will, wenn die kleinen Eichen, die er Pflanzen will, so schön sind. Ich selbst habe Rederecht bekommen im Ausschuss. Eine große Ehre. Aber ich war bei dieser emotionsgeladenen Debatte im Geiste wieder im Tägermoos. Die richtigen Fragen und Worte für diesen ganz anderen Fall von Fällung eines beliebten Baumes, den man hätte retten können, stellen sich mir jetzt, wo es zu spät ist.
    Warum stand die Empfehlung von Dr. Wessolly, dem Gutachter der Stadt, nicht in der Beschlussvorlage? Warum äußerte sich der Gutachter selber nicht dazu? Warum schwieg die Verwaltung zu diesem Fall?

  5. 5. Bruno Neidhart

    Frau Thorbecke fragt! “Eine” Frage stellt sich hingegen nicht - und das machen beide genannten Gutachten anscheinend her -, dass dieser schöne Baum seinen Zenith längst überschritten hat. Ob er bereits heute deutlich jüngeren seiner Artgenossen weichen sollte, also die Neuplanzung für die kommenden Generationen im Frühjahr 2018 zu beginnen hat - auch das zitierte “Objekt der Begierde” hat einmal klein begonnen und dann Jahrzehnte die Vorbeikommenden begeistert! -, ist auch eine individuell emotionale Frage. Ich meine schon, dass Frau Thorbecke sich in einigen Jahren freuen wird, was dort an der südlichen Seerhein-Wasserkante neu sprießt und grünt - eichig oder anders. Die Stadtgärtner werden den richtigen Stadtbaum schon finden. Und vielleicht hilft Frau Thorbecke bei der Neubepflanzung sogar mit und wird Baumpatin.

Neuen Kommentar schreiben ...