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14. Februar 2018 | Demo am mächtigen Torso am Winterersteig

Warum die Fällung der Pappel ein grosser Fehler ist

(gro) Der mächtige Torso, den die städtischen Baumstutzer von der alten Schwarzpappel am Winterersteig übrig gelassen haben, strotzt nur so von Vitalität. Der Restbaum dürfte zu einem Symbol des Widerstands werden, eines wachsenden Widerstands gegen die moderne städtische Baumpflege, die sich strikt an Kostenfaktoren orientiert und dafür notfalls auch Sicherheitsüberlegungen instrumentalisiert. Hätte man die grosse alte Pappel erhalten, wäre wenigstens ein Stückchen davon gut gemacht worden, was vor drei Jahren im Tägermoos angerichtet worden ist.

„Ich verstehe die Stadtverwaltung immer weniger“

Eine Verwaltung, die, wie vor drei Jahren geschehen, eine kerngesunde und bei der Bevölkerung hochgeliebte Pappelallee niedermachen lässt und sich dabei nur noch von der Thurgauer Kontonspolizei stoppen lässt, sollte es eigentlich dringend nötig haben, sich durch versöhnliche Gesten wieder ein wenig sympatischer zu machen. „Ich verstehe die Stadtverwaltung immer weniger“, sagt Altstadtrat Frieder Schindele (SPD). Er versteht auch seine früheren Ratskollegen „nicht so recht“. In einer internen Abstimmung hatte sich die SPD-Fraktion des Gemeinderats im Januar mit Ausnahme von Johannes Kumm geschlossen für die Fällung der alten, aber nachweislich standfesten und gesunden Pappel am Winterersteig ausgesprochen. „Unfassbar kurzsichtig“ findet Schindele das Verhalten von Verwaltung und Ratsmehrheit.

„Es war eine der schönsten Pappeln Europas“

Wenn sich heute um 11 Uhr Mitglieder und Sympathisanten der Bürgerinitiative Pappelallee am Winterersteig treffen, um sich auszutauschen, ist das keine Zusammenkunft weltfremder Baumenthusiasten. Es sind viel mehr engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich zu informieren wissen. Ein grosser Teil von ihnen ist enttäuscht, ein kleinerer Zeil sogar verbittert ob der Lügen, Halbwahrheiten und Finten selbsternannter oder wider besseres Wissen argumentierender Baumpflegeverhinderer. Zu den Demonstranten und Sympathisanten gehört heute der Schweizer Fotograf und „Bäumesammler“ Michael Brunner. Er hatte der alten, aber vitalen und damals noch unversehrten Pappel vor wenigen Tagen eine „besondere Schönheit“ attestiert. Für ihn, sagte Brunner, habe die Konstanzer Schwarzpappel am Winterersteig „zu den schönsten Papeln Europas“ gezählt.

Bild: www.frieder-schindele.eu




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5 Kommentare

  1. 1. Peter Teichmann

    Ich überlege hin und her, wie es zu solchen Entscheidungen kommen kann, respektive, warum man solche Vollpfosten weiterwüten lässt. Ganz banale Profitgier, die sonst vermutlich die Hauptmotivation politischer Entscheidungen ist, kann man hier nur schwer bemühen, aber irgendeine Triebkraft muss es ja geben!
    Vielleicht vom Zeitgeist inspiriert:
    “Macht alles kaputt, womit man nicht direkt die Kasse klingeln lassen kann!”
    Ein etwas abgeschwächteres Krankheitssymptom ist vielleicht: “Wieso nur einen Cent ausgeben, für den nicht mindestens ein Euro zurückkommt?” Oder womöglich:
    “Schönheit liegt im Auge des Betrachters; kauft doch eine technische Krücke mit gottweißwievielen Megapixeln und streamt euch was Nettes.”

  2. 2. Christel Thorbecke | http://www.konstanzerblog.de

    Wahrlich erschütternd war für eine alte Politikerin wie mich - nach den Erfahrungen im Tägermoos - der erneute herablassende Umgang mit Menschen, die einen markanten stadtbekannten Baum vor einer unbegründeten Fällung retten wollten. Nachdem wir als erfahrene BÜRGERINITIATIVE PAPPELALLEE uns durch ein Gutachten Gewissheit verschafft hatten, dass Sicherheitsfragen in diesem Fall gut gelöst werden können und die Pappel gesund und vital ist, suchten wir von Anfang an das Gespräch mit all denen, die schon im Tägermoos für die Fällungen zuständig gewesen waren. Dieser Versuch war ein ganz vergebliches Unterfangen.
    Ein Gespräch mit den TECHNISCHEN BETRIEBEN KONSTANZ war nur das, was die Chinesen ein „friendly talk“ nennen - uns durchaus freundlich empfangen, jedoch ohne jede erkennbare Absicht, auf unsere Sorgen wenn auch nur rudimentär einzugehen. Das zweite Gespräch mit dem Leiter des Umweltamtes am Tag vor der Fällung, wo wir noch einmal die nie zur Sprache gekommenen Urteile einiger Fachleute und Fehler im Verfahren ansprechen wollten, gestaltete sich genauso herablassend und belehrend wie alle Versuche vorher, uns Gehör zu verschaffen. Es endete mit dem Hinweis, dass wir offensichtlich etwas falsch verstanden hätten: „ANhören ist nicht ERhören“, sagte Herr Wichmann. Er meinte es nicht ironisch. Mehr als diese vier Worte braucht es nicht, um das Vorgehen der Stadtverwaltung zu beschreiben.

  3. 3. Bruno Neidhart

    Zur Sache: Es standen sich zwei verschiedene Ansichten gegenüber, was mit der schrägen alten Schwarzpappel am linken Seerheinufer zu geschehen hat. Die zu dieser Causa Verantwortlichen der Stadt erkannten (nach einem Gutachten) in der Herabstutzung zu einem astlosen Baum-Strunk ein probates Mittel, die Sicherheit für Vorbeigehende zu gewährleisten und gleichzeitig mit zwei Eichen an dieser Promenade Baumgrün für die kommenden Generationen zu sichern. Der verbliebene Strunk der Schwarzpappel werde eine gewisse Bedeutung dadurch beibehalten, dass sich mit ihm noch viele Jahre verschiedene Kleintierarten “beschäftigen” werden (Wäre wissenschaftlich zu verfolgen. Uni-Biologen bitte melden!).

    Die Gegner dieser Ansicht hatten einen (Berneroberländer) Gutachter aufgeboten der das Ãœbel, die Gefahr herabstürzender großer Äste zwar ebenso erkannte, doch von einer Radikalkur Abstand nahm und mit einem rudimetären Halbtorso der Schwarzpappel noch einige Jahre gönnen wollte. Der Schweizer Fotograf und “Bäumesammler” Brunner steigerte sich sogar in die Feststellung hinein, dass am Seerhein “eine der schönsten Pappeln Europas” wuchs. Nun - Europa ist ziemlich groß……

    Die Kommunikation zwischen den Technischen Betrieben Konstanz und einer Bürgerinitiative (Gottlieber-) Pappelallee erschöpfte sich anscheinend durch einen “erneuten herablassenden Umgang mit Menschen” (konstanzerblog). Das Objekt der Begierde wurde als “stadtbekannter Baum” tituliert und gar Opfer abstruser politischer Querelen. “Macht alles kaputt, womit man nicht direkt die Kasse klingeln lassen kann!” (Peter Teichmann). Erstaunlich.

    Und so fragt man sich denn, warum es in Konstanz oft so schwierig ist, auf einen tragbaren Nenner zu kommen, um nicht nur dem empfundenen Jetzt, sondern in bestimmten Fällen eben auch der Zukunft eine Chance zu geben. Alles fließt….nicht nur der Seerhein. Dass die Stadt eine andere Sichtweise zu beachten hat als einzelne Stadtbewohner/-bewohnerinnen, ist nicht aussergewöhnlich. Zu entscheiden hat letztlich aber die Stadt. Das mag individuell “erschütternd” sein, was man emotional verstehen kann, aber am Seerhein geht es der Stadt eben auch um die Sicherung der Zukunft dieser erquickenden Baumpromenade von der HTWG bis zur urigen Rheinstrom-Gaststätte. Diese Schaustrecke ist Stadtkapital.

    Eine ganz andere Geschichte ist der generelle Umgang mit “Bäumen” am Bodensee. Man kennt hier nicht, wie z.B. in meiner Wohngegend (Berlin-Pankow) das Bemühen, einen Baum möglichst lange zu erhalten, auch wenn aus einem Torso nur noch 2-3 Äste ein Lebenszeichen andeuten. An diese andere (Park-) Ästhetik muss man sich allerdings zuerst gewöhnen. Andererseits bieten stehengelassene “tote” Baumstämme (mit den davon profitierenden Kleintierlebewesen) unendlich viel Anschauungsmaterial zum Beispiel für wissbegierige Enkel, die einer äusseren Baumästherik eher weniger abgewinnen können. Bäume sind im Leben eines Menschen tatsächlich einer unterschiedlichen Betrachtungs- und Empfindungsweise ausgesetzt.

    Konschtanzer Nachsatz: Sehr große Veränderungen im städtischen Baumbestand sind möglichst zu vermeiden. So hatte ich damals nicht verstanden, dass die obere Strecke der einst markanten, stadtgebietsbildenden Kastanienallee Friedrichstraße (bis Königsbau) der Zufahrt zur Universität geopfert wurde. Ist lange her! So gesehen verstehe ich sogar die rührige Ch.Th. etwas. Nur sind die Dimensionen zum vorliegenden Fall verschieden. Großräumigere Dimensionen als sinnvolle Betätigungsfelder werden sicher eines Tages bei “Büdingen” erscheinen…….

  4. 4. Angelika Bernecker

    Von Herr Neidhart ist nichts anderes zu erwarten, offenbar bezieht er seine “Kenntnisse” alleine aus dem Südkurier, denn “Südkurier-Leser wissen mehr”. Dennoch, Herr Neidhart, können Sie sich Ihren nahezu beleidigenden Sarkasmus bzgl. der Schweizer Baumexperten Fabian Dietrich(” Berner Oberländer”)und des weitgereisten l “Bäumesammlers” Brunner sparen, deren Wissen als Baumexperten durch ihre Liebe zu diesen weit über jenes von Gutachtern/”Sach”-Verständigen(Bäume sind keine “Sache”)hinausgeht. Da Ihnen jedes Hintergrundwissen in dieser Sache fehlt, ist jedes weitere Wort überflüssig. Nur soviel:
    wieder einmal werden sich Burchhardt und seine Treuen
    über Ihren unterstützenden Kommentar sehr freuen!

    Und wie ist die Luft in Pankow?

  5. 5. Bruno Neidhart

    Liebe Frau Bernecker! Es gibt zu jedem Fall in der Regel zwei Ansichten von aufgebotenen “Experten” - ist Fakt. Auch zum Baum an der linken Seerheinseite war das so. Und dann ist da noch die Stadt. Sie steht letztlich in der Verantwortung und hat entschieden. Da es eben zwei Ansichten gab, äussern einige Beobachter/Beobachterinnen Unverständnis, wie die Stadt nun entschieden hat. Man kann das verstehen. Im anderen Fall wäre es genau so. Ihre Aufmerkamkeit, Frau Bernecker, empfehle ich nun, wie bereits schon angedeutet, dem “Büdingengelände” (sollten Sie es kennen). Nicht dass ev. das passiert, was wir ehemals beim Schloss Seeburg auf der anderen Seeseite mit seinem alten Arboretum - also nicht dem später vorgelagerten Auffüllgelände - in letzter Minute verhindern konnten: die massive Park-Beeinträchtigung durch die Implantierung von drei 18-stöckigen Hochhäusern, weiterer schicker Wohnblocks, sowie einem Supermarkt! In einem erwirkten Referendum wurde mit 2/3 zu 1/3 zugunsten des Parks entschieden. Lange ist her…..! Ich wünsche Ihnen bei Büdingen viel Glück, obwol dort die Besitzverhältnisse anders gelagert sind, komplexer. Schloß Seeburg mit altem Park gehörte bereits damals der Stadt Kreuzlingen. Und die Referendumsmöglichkeiten sind in CH sowieso anders gelagert. Das wissen Sie sicher auch. Freundlicher Gruß.

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