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14. September 2020 | Baustelleneinrichtung schreitet voran

Zoffingen - auf Empörung und Frust folgt die Satire

Konstanz (gro) Das Kloster Zoffingen der Dominikanerinnen am Rheinsteig (am Rande der Niederburg) ist das letzte der einstmals 15 Konstanzer Klöster. Mangels Nachwuchs und Nachfrage dürfte es vor dem endgültigen Ende seiner Existenz stehen, auch wenn ein kleiner Rest an Räumlichkeiten für die wenigen, vorerst noch verbleibenden Ordensschwestern einstweilen erhalten bleibt. Die Mädchenrealschule, „das Zoffingen“, die von den Schwestern bis vor kurzem betrieben wurde, ist schon Vergangenheit. Unter den Fittichen der Caritas soll dort ein Pflegeheim entstehen. Das Projekt, vor über drei Jahren auf den Weg gebracht, ist nach wie vor umstritten, dürfte aber kaum mehr auszubremsen sein. Schliesslich ist der Gemeinderat mehrheitlich dafür, und auch übergeordnete Behörden, wie das Verwaltungsgericht in Freiburg, am Sitz des zuständigen Regierungspräsidiums, äusserten sich zustimmend. Das mindert nicht die Empörung der Gegner, die sich aus durchaus guten Gründen zunächst empört und schliesslich frustriert bemerkbar gemacht hatten. Jetzt reagieren sie satirisch, mit einem Plakat (unser Bild), das „Konstanzer Politik“ auf den Arm zu nehmen versucht.

Vier grosse Kastanien im Morgengrauen umgelegt

Nach Scharmützeln in gemeinderätlichen Gremien und etlichen Protestkundgebungen von Niederbürglern, den Einwohnern des ältesten Konstanzer Stadtteils dort, kam es im Januar 2019 zu einem Höhepunkt des Widerwillens: Im Hofgelände des Klosters wurden vier mächtige Kastanienbäume umgelegt, in aller Herrgottsfrühe, noch im Dunkeln. Kein Wunder jedenfalls, dass die Empörung wuchs.

Kam der Ensembleschutz zu kurz?

Die Umgebung des projektierten Pflegeheims ist gekennzeichnet durch kleinräumige, meist aus dem Mittelalter stammende Gärten und Häuser. Im Gegensatz dazu stehen die Planungen für das projektierte Pflegeheim, die einen mächtigen Riegelbau im Hof des ehemaligen Klosters vorsehen. Damit werde die in Jahrhunderten gewachsene Struktur des mittelalterlichen Stadtviertels massiv verändert. Völlig unzureichend berücksichtigt blieb nach Ansicht der Neubau-Gegner ferner der so genannte Ensembleschutz des Quartiers: Was geplant sei, zerstöre die im Hohen Mittelalter entstandene Kleinräumigkeit des Viertels.



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2 Kommentare

  1. 1. Marcus Nabholz

    Man braucht in Konstanz Pflegeheime. Nur nicht in direkter Nachbarschaft. Egal ob Kita, Pflegeheim, Schule oder sonstige soziale Einrichtungen, sie werden lauthals gefordert. Wenn aber eine Planung vorliegt, wird permanent von den Anwohnern protestiert. Sind wir wirklich inzwischen eine solch egoistische, unsoziale Stadt geworden???????

  2. 2. Bruno Neidhart

    Hat mit Satire nichts zu tun. Ist eher eine gezielt politische Aussage! Dabei kann der geplante Caritas-Bau durchaus hinterfragt werden. Dazu muss man jedoch schon ehrlich sein: In der “Umgebung” stehen nicht nur “kleinräumige Gärten und Häuser”. Manche (Hinterhof-) Gärten der Niederburg wurden “hüttenmässig” verkleinert. Und zum Seerhein hin schliessen mächtige Bauten der ehemaligen Schule das mittelalterliche Stadtensemble unästhetisch ab.

    Grundsätzlich kann ein Alters- und Pflegeheim durchaus in der Altstadt stehen. Und wenn ein solches Projekt aufgegleist wird, tut man gut daran, lange daran zu arbeiten, bis eine Lösung zur allgemeinen Zufriedenheit gefunden ist. Ist immer möglich.

    Dazu sollte besonders in der heutigen Zeit darauf geachtet werden, viel Grünraum zu belassen. So gesehen ist die dunkle Aktion, “Kastanienbäume weg”, vorerst mal nicht zu verstehen. Die Planer sahen wohl nur so die Möglichkeit, das erforderliche Bauvolumen unterzubringen. Dass die Größe eines solchen Hauses - die Zimmerzahl für Bewohner - im Zusammenhang steht mit heutigen Erfordernissen im zweckmässigen Wirtschaften, mag schon sein. Gut 100 Personen zu beherbergen ist übrigens noch lange keine “Massenunterkunft” bei solchen Institutionen, wie kolportiert wird.

    Nun sind die Kastanien mal weg. Und Caritas verspricht, sogar mehr Grün als vorher zu schaffen, große Teile des verbleibenden Freigeländes öffentlich grün zu belassen (so wird übrigens meistens argumentiert, wenn man sich im Nachhinein bewusst wird, dass etwas schief gelaufen sein könnte!).

    Mal angenommen, dass das Projekt “kaum mehr auszubremsen sei” (gro), so darf schon darauf hingewiesen werden, dass der Anbau, wie er bildlich dargestellt wird, einer sehr einfältigen Architektur anheim zu fallen droht, dabei noch mit einem “himmlischen oberen Ende”, das nun vollständig nichts mit der Dachlandschaft der Niederburg zu tun haben will. Dieser Bau/Anbau wird hier als Fremdkörper wahrnehmbar bleiben. Es gibt heute Beispiele von neuer Architektur, die auch in einem Altstadt-Ensemble vostellbar sind. Auch in Konstanz! Diesem Caritas-Bau fehlt jedes Flair, hat keine Atmosphäre, ist nur ein Zweckbau. Das wäre die eigentliche Tragik, wenn das Projekt realisiert würde.

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