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15. Januar 2021 | Bizarre Schönheit am Kinderspielplatz

Erster Schnee für chinesische Palme im Stadtgarten

Konstanz (gro) Frisch gefallener Schnee kann verzaubern. Im Konstanzer Stadtgarten hat er, wenn nicht alles täuscht, eine chinesische Hanfpalme mit eiskaltem Weissgewebe überzogen, und das, ohne ihren auffallend aufrechten Charme zu mindern. Schnee macht dieser Palme, einer Baumart, die uns an südliche Gefilde erinnert, offensichtlich keinerlei Probleme. Und tatsächlich sind diese Bäume, so mittelmeerisch sie uns auch vorkommen, sogar im Himalaya zu Hause, wo sie bis in einer Höhe von 2400 Metern gedeihen.

Von Burma über China bis nach Japan

Diese Palme ist winterfest und heisst offizell Teachycorpus fortunei. Ihr angestammtes Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Burma und China bis nach Japan. Und nun auch bis in die Nähe des Kinderspielplatzes im Konstanzer Stadtgarten. Solche oder so ähnliche Palmen standen vor ein paar Jahren auch vor der Patronentasche der Konzilgaststätten, mussten dort aber wieder verschwinden, vermutlich, wie man hört, weil sie so gar nicht einheimisch sind. Inzwischen hat der pflanzliche Rassismus, wenn man so will, merklich nachgelassen.

Irgendwann kommt das Olivenbäumchen

Ein Wunder ist die neue Toleranz nicht. Denn die chinesische Hanfpalme ist ein ausgesprochen genügsames Gewächs, benötigt wenig Pflege und Wasser und wird langsam, aber sicher 12 bis 15 Meter hoch. Und bleibt dabei immer grün. Und nicht zu vergessen: Die mittelhohe Fächerpalme, so die fachliche Beschreibung, übersteht anstandslos den Winter, den normalen Winter am Bodensee sogar besser als jenen im Reich der Mitte. Gut dazu passen würde übrigens die besonders grossblättrige Musa basjoo, eine ebenfalls winterfeste Faserbananenstaude. Und irgendwann pflanzt uns dann ein Oberbürgermeister das erste Olivenbäumchen in den Stadtgarten.

Bild: Frieder Schindele



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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Das “Verpalmen” von touristisch Orten, um “Süden” vorzugeben, war schon immer ein Werbe-Gag der Tourismusindustrie. Auch am Bodensee. Unsere autochthonen Pflanzen bilden anscheinend die ewige Sehnsucht Suchender nach Sonne und Wärme weniger ab. Wenn es dann mal am See so richtig schüttet oder fröstelt, tröstet allerdings auch eine einsame chinesische Hanfpalme im Stadtgärtchen nur sehr bedingt. Schneebedeckt sieht sie ja hübsch aus. Aber das Autochthone dahinter ebenso. Früher waren Exoten das Privileg von Botanischen Gärten oder privater Park- oder Gartenanlagen. Im Winter mussten viele dieser Pflanzen geschützt werden. Heute bleiben einige davon bereits im Freien. Man sagt dem “Klimaveränderung”. Wird das Bodenseeland bald zum Palmenland erkoren? Kaum. Und die spanischen und italienischen Olivenbauern müssen sich vor uns wohl noch lange nicht fürchten. Bei uns wächst hingegen - als touristische Klimareferenz - ein sonnengereifter, guter Müller-Thurgau heran. Auch ohne Palmenbegleitung.

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