Dornröschen » Blog Archive » Kreuzlingen als Vorreiterin einer Mobiltätswende?
Leserkommentare
 
Sponsoren
7. Dezember 2021 | Das Auto möglichst zu Hause lassen

Kreuzlingen als Vorreiterin einer Mobiltätswende?

Konstanz/Kreuzlingen (gro) Hüben wie drüben beschäftigen Verkehrsfragen (und nicht nur Corona) die öffentliche Diskussion. Dabei ist eine Mobilitätswende unvermeidlich, wenn die Vorgaben zum Klimawandel und die Pläne für mehr Lebensqualität in den Stadtzentren eingehalten werden sollen. Mit anderen Worten: Der Kraftfahrzeugverkehr muss reduziert werden. Und während man in Konstanz neugierig, aber sehr skeptisch seit Jahren auf ein Neukonzept für die Innenstadt wartet, scheint sich in Kreuzlingen etwas Entscheidendes zu tun: Die Stadtverwaltung der Nachbarschaft soll in einem zweijährigen Versuch prüfen, inwieweit sich die Situation verbesseren lässt, wenn der öffentliche Nahverkehr mit Zügen und Buslinien aller Art kostenlos benutzt werden kann.

Beispiele im Ausland machen zuversichtlich

Besonders nachdrücklich setzt sich nach einigen eher zaghaften Anregungen aus verschiedenen politischen Richtungen im Kreuzlinger Stadtparlament die Gruppe der Christlichen Volkspartei (CVP) ein. Sie verweist dabei auch auf erfolgreiche Projekte im Ausland, wie der Kreuzlinger Journalist Kurt Peter berichtet. Etwa auf Luxemburg, wo seit dem 1. März 2020 sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos sind; Gratisbusse würden zur Zeit auch in den englischen Städten Manchester, Bolton und Stockbort eingesetzt, und im Schwarzseegebiet des Schweizer Kantons Freiburg verkehre an den Wochenenden und in den Schulferien ein Gratisbus als Pilotprojekt. Solche und weitere Beispiele stimmen zuversichtlich.

Umsteigen statt verstopfen

Die Kreuzlinger CVP-Fraktion hat sich bereits eingehend mit der Finanzierungsfrage beschäftigt. Sie fände es gut, wenn dafür zum Beispiel die Erlöse aus der öffentlichen Parkplatzbewirtschaftung herangezogen würden. Entscheidend für den Erfolg eines zweijährigen Projektversuchs bleibt aber, inwieweit die Verursacher des überbordenden Individualverkehrs auf die Gratisbusse und -züge umsteigen, statt regelmässig, vor allem an den Wochenenden, die Innenstadt zu verstopfen.



 Kommentieren    Trackback    Drucken

Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Das Luxemburger Beispiel, das Kurt Peter beschreibt, lässt sich selbst nach Angaben der Macher nicht einfach Eins zu Eins auf andere Länder und Städte übertragen. Und die erwähnten Beispiele aus England sind ein Ãœberbleibsel aus einer viel größeren Schar von Städten und Agglomerationen im Land, die es ebenso mit “gratis” versucht, ihr Projekt aber wieder abgebaut haben.

    Die Idee, den ÖPNV kostenlos zu gestalten, kann sich ja aus verschiedenen Ãœberlegungen entwickeln, sei es als soziale Massnahme, aus verkehrstechnischen Gründen, auch umweltpolitischen, klimatischen, usw. Interessant ist aktuell, dass pandemiebedingt in Luxemburg die Fahrgastzahlen bedeutend zurückgingen. Zum Teil wohl durch einen Rückgriff auf das “ansteckungssicherere” Autofahren, auch wenn man nur mit 30 kmh über die Autobahnen zu schleichen hat.

    So gesehen muss jede Stadt und Region einen eigenen Plane erstellen, auf was sich denn diese Kostenlosigkeit auszurichten hätte. Eine Tatsache bleibt bei allen Bestrebungen bestehen: Das Angebot des öffentlichen Verkehrs sollte gleichzeitig modernisiert und erweitert werden, um eine möglichst große Anzahl Benutzer anzusprechen. Das zeigt auch das Beispiel Luxemburg. Dies beding große Investitionen ins bestehende, wie in die Erweiterung des Netzes.

    “Mobilitätswende” ist ein grosses Wort und lässt sich nicht auf einen “Pilotversuch” allein beziehen. Es müsste als ein grosses Zukunftsprojekt gesehen werden, das dann als Gesellschaftsprojekt in vielen Lebensbezügen wirksam werden könnte. Mit dem Geld der “Parkplatzbewirtschaftung” allein (CVP-Fraktion), ist kein Blumentopf zu gewinnen.

    Geschickt wäre es, wenn Kreuzlingen mit Konstanz zusammen etwas Sinnvolles (und Machbares!) aufgleisen würde. Aber sind die beiden Nachbarstädte dazu bereit?

Neuen Kommentar schreiben ...